Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie
höchste Leistung.«
»Nur für Ihr Stockwerk oder für den ganzen Komplex?«
»Letzteres.«
»Wie Sie wünschen, Herr.«
4
Soeben hat Maria mit Holly in den Armen das Stadion verlassen. Sie spürt den Herzschlag des Mädchens an ihrer Brust. Als sie das Blau- und Rotlicht von vier im Halbkreis geparkten Fahrzeugen des FBI sieht, bleibt sie reglos stehen. Umgeben von seinen Gorillas in dunklen Anzügen wartet Crossman im strömenden Regen auf sie. Sie übergibt das Kind dem Elf und fordert ihn auf, in ihrem Wagen auf sie zu warten. Kano fragt, ob er fahren darf. Maria verneint das. Sie geht auf Crossman zu. Sie ist aufs Äußerste gereizt. Sie hatten sieben weitere Obdachlose aus dem Weg räumen müssen, um das Stadion verlassen zu können. Drei davon hat sie eigenhändig niedergeschossen, nachdem sie Holly die Kapuze über das Gesicht gezogen hatte, damit das Kind das nicht hatte ansehen müssen. Zwischen zwei Schüssen hatte sie sich über die Kleine gebeugt, die sich wie ein verängstigtes Äffchen an ihr festklammerte, und ihr beruhigende Worte zugeflüstert. Dann hatte sie ein wenig weiter nach links gezielt, um den nächsten aufs Korn zu nehmen. Sie hatte Gardener dafür gehasst, dass sie sich genötigt gesehen hatte, die armen Teufel in den Unterleib zu schießen, woraufhin sie sich am Boden wälzten. Eine äußerst unappetitliche Angelegenheit, die noch dazu meist nichts nützt.
»Schon, aber das wird ihnen eine Lehre sein. Sieh doch nur, Maria: Sie überlegen es sich.«
Damit hatte sie nicht unrecht, doch hatte Maria, während sie die Kleine an sich drückte und unter dem Geheul der Menge und den nervösen Schüssen der Marine-Infanterie durch die Gänge gehastet war, eine vom Alkohol verwüstete junge Obdachlose angesehen, der sie gerade eine Kugel durch die Brust gejagt hatte. Wenige Sekunden zuvor waren ihre Augen voller Hass auf sie gerichtet gewesen, und jetzt lagen mit einem Mal dumpfes Erschrecken und Trauer darin, während sie in die Knie sank. Noch im Weiterrennen hatte Maria Schuss auf Schuss abgegeben. Sie hatte Schreie gehört, das Gebrüll der Menge, dann umgab sie die Stille der Stadt, als sie aus dem Superdome herauskam. Und jetzt erwartete Crossman sie, auf seine gepanzerte Limousine gestützt.
Maria geht auf ihn zu. Hinter ihr streiten sich die Männer darum, wer Holly tragen soll, doch bleibt die Kleine in den Armen des Elfen, der ihr breit zulächelt. Maria wendet sich zu ihm um: »Die kann übrigens auch gehen.«
Daraufhin richtet er den Blick auf Holly und fragt sie lautlos, ob sie lieber gehen möchte. Die Kleine nickt. Mit einem wütenden Blick auf Maria stellt er Holly auf den Boden. Sie nimmt seine Hand. Langsam hebt Maria den Kopf, während der Elf sie mit großen törichten Augen ansieht. Den Blick ungerührt auf Crossman gerichtet, steckt sie sich eine Zigarette an. Er scheint ziemlich übler Stimmung zu sein, ganz wie sie.
»Was treibst du hier?«
»Ach, duzen wir uns auf einmal?«
»Mir ist dies und jenes von früher eingefallen. Das schafft Nähe.«
»Was willst du von mir?«
»Die nationale Sicherheitsbehörde hat mir mitgeteilt, dass eine meiner Mitarbeiterinnen unter dem Vorwand,
Foghartys Tochter aus dem Superdome herausholen zu müssen, die Sperren um New Orleans überwunden hat.«
»Und?«
»Fogharty hat keine Kinder.«
Maria betrachtet nachdenklich ihr Gesicht, das sich in Crossmans dunklen Brillengläsern spiegelt. Sein Blick scheint auf den Superdome gerichtet zu sein, doch ihr ist klar, dass er in Wirklichkeit zu ihr hinsieht.
»Wie geht es, Maria?«
»Was meinst du?«
»Wir müssen miteinander reden.«
»Kommt nicht infrage.«
»Das war nicht als Vorschlag gemeint.«
Maria weist auf ihr Auto, auf dessen Rücksitz Cyal und Elikan Platz genommen haben. Holly sitzt zwischen ihnen.
»Sag deinen Dobermännern, dass sie hinter mir herfahren sollen. Wir treffen uns am Ortsausgang wieder.«
5
»Warum?«
»Warum was, Maria?«
Sie saugt den Rauch ihrer Zigarette so tief ein, dass er ihr in den Bronchien brennt, und sieht, wie Crossman etwas auf seinem Notebook eingibt. Sie sind allein in einem schmuddeligen Rasthaus an der Fernstraße 10, östlich von Picayune, eine knappe Fahrstunde durch eine wüste Trümmerlandschaft. Maria empfindet eine sonderbare Gelassenheit. Sie stößt den Rauch aus, nachdem sie ihn so lange wie möglich in der Lunge gehalten hat, um dem Nikotin Zeit zu geben, sich zu verteilen. Auf keinen Fall darf das Weibsbild Gardener
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