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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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angezogen, ein T-Shirt und eine Baseball-Mütze aufgesetzt. Beim Blick in den Schlafzimmerspiegel war sie dann in Schluchzen ausgebrochen.
    Maria sieht auf ihre Armbanduhr. Das war vor sechs Stunden. Jetzt fahren sie in Chesters altem Ford-Kleinbus, ohne mehr Worte zu wechseln als zwingend nötig. Maria erinnert sich an den Blick, mit dem ihnen der Alte nachgesehen hatte, als sie sich über die aufgeweichten Wege entlang des Pearl River entfernt hatten. Er wirkte unendlich traurig. Ihr ging es sonderbarerweise genauso.
    Holly war eingeschlafen. Stunde um Stunde fuhren sie über Nebenstraßen, wobei sie sich mehr oder weniger nordöstlich zu halten versuchten. Nachdem sie den Yockanookany und den Big Black River durchquert hatten, waren sie der Bahnlinie bis in die Vororte von Clarksdale gefolgt, hatten auf einem einsamen Rastplatz zu Abend gegessen und sich dann im miesesten Motel weit und breit einquartiert, einem trübseligen großen Betonklotz mit defekter Leuchtreklame. Aus ihrem Zimmer fiel der Blick auf die Bahngleise und das Schwimmbecken, dessen Wasser abgelassen war. Am Empfang hatte Walls ein Doppelbett »und eine Klappliege für das Kind« verlangt, als er den Meldezettel ausfüllte und zwei Nächte im Voraus bar bezahlte. Aufmerksam hatte er die Gedanken des Mannes hinter dem Tresen gelesen – er hieß Bruce – und war dabei auf Bilder von Biertrinken mit Kumpeln, Baseball und Gerichtsvollziehern gestoßen. Der Mann war völlig überschuldet. Ein dummer Mensch, aber nicht böswillig. Walls hatte ein wenig weiter geforscht, um Bruces jüngere Erinnerungen kennenzulernen. Keine verdächtigen Unterhaltungen, keine speziellen Anrufe und auch keine Männer in schwarzen Mänteln, die ihm ihre Blechmarke und
Fotos der Flüchtigen unter die Nase gehalten hatten. Beruhigt war er zu Maria zurückge kehrt. Sie hatten darauf gewartet, dass es Nacht wurde.
    Maria schiebt den Vorhang ein wenig beiseite, um den schwarzen Buick im Auge zu behalten, der langsam näher kommt. Es sieht aus, als überlege der Fahrer, ob er auf den Parkplatz einbiegen soll. Dann wird der Blinker ausgeschaltet. Der Wagen beschleunigt. Hinter sich nimmt sie eine Bewegung wahr. Sie riecht, dass es Walls ist.
    »Holly ist eingeschlafen.«
    »Keeney. Sie heißt jetzt Keeney. Wir müssen unbedingt ihren Jungen-Namen benutzen, sonst kommen wir keine zweihundert Kilometer weit, ohne aufzufallen.«
    »Sie sollten sich jetzt ausruhen, Maria. Ich übernehme die nächste Wache.«
    »Es macht Ihnen zu schaffen, dass das Wesen von Shelbys Geist Besitz ergriffen hatte, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Sind das viele?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich kann nur sagen, dass sie mächtig sind und nichts sie aufhalten kann.«
    »Werden Sie etwas merken, bevor sie kommen?«
    »Möglich. Allerdings nur, wenn sie ihre Macht einsetzen, bevor sie uns angreifen. Den Fehler werden sie wohl kaum begehen.«
    Maria zündet sich eine weitere Zigarette an.
    »Sie rauchen zu viel.«
    »Wenn die Seuche ausbricht und Sie noch vor mir das Kotzen anfangen, werde ich Sie an diesen kessen Spruch erinnern.«
    »Sie ist bereits ausgebrochen.«
    Maria wendet sich zu Walls um. Die Augen des Archäologen glänzen schwach im Dämmerlicht.
    »Wo?«

    »An verschiedenen Orten über die ganze Welt verteilt. Im Augenblick sind es noch Einzelfälle, aber sie wird rasch um sich greifen. Sie hat vor einigen Stunden amerikanischen Boden erreicht.«
    »Damit sind wir wieder bei der vorigen Frage: Was für eine Rolle spielt Holly bei all dem?«
    »Sie ist nützlich.«
    »Heißt das, Sie sind imstande, ein kleines Mädchen zu benutzen, um Ihre Ziele zu erreichen?«
    »Ruhen Sie sich aus, Maria. Sie brauchen alle Ihre Kräfte.«
    Sie steht auf und überlässt Walls ihren Platz. Er wirkt nicht im Geringsten müde.
    »Eine Frage, Maria.«
    »Ja?«
    »Warum Clarksdale? Wir hätten doch ohne Weiteres bis Vicksburg oder gleich bis Memphis durchfahren können? Damit hätten wir kostbare Zeit gewonnen.«
    »Ich muss hier jemanden aufsuchen. Einen Wissenschaftler. Er weiß bestimmte Dinge über die Stiftung.«
    »Ist Ihnen klar, dass das sehr gefährlich ist?«
    »Lieber Gordie, soweit wir wissen, haben wir es mit einer ganzen Armee von Mutanten zu tun, die hinter uns her sind, und mit einer Geißel, die sich anschickt, die Menschheit zu reduzieren wie einen Soßenfond. Angesichts dessen ist das überhaupt nicht gefährlich, sondern sogar ziemlich cool.«
    Maria legt sich neben Holly. Das Mädchen atmet

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