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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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Schmerzen, die ihnen das Gehirn durchbohrten, dazu getrieben, sich mit den Zähnen Stücke des eigenen Fleisches herauszureißen.
    Hax und seine Männer rücken weiter vor. Im Krisenraum
des Weißen Hauses überwachen Ärzte die Werte für die Vitalfunktionen, die unter den Bildern der jeweiligen Angehörigen des Spezialkommandos eingeblendet werden. Einer von ihnen macht ein bedenkliches Gesicht: Vor einigen Sekunden haben die Werte des Unteroffiziers Shepard angefangen, sich auffällig zu verändern. Um die anderen Männer nicht zu beunruhigen, nimmt der Arzt über seine Sprechgarnitur Kontakt mit Shepard auf.
    »Fühlen Sie sich wohl?«
    Ein Knistern in der Leitung. Der Atem des Unteroffiziers ist in den Lautsprechern des Krisenraums deutlich hörbar. Es klingt, als ringe er um Atem.
    »Hören Sie mich, Shepard? Ihr Puls geht zu schnell. Sie verbrauchen zu viel Sauerstoff.«
    General Hollander tritt an den Kontrollbildschirm der Ärzte und überfliegt die dort angezeigten Werte. Die von Shepards Helmkamera aufgenommenen Bilder zeigen deutlich, dass er kurz davor steht durchzudrehen. Wie Flöhe hüpfen die Aufnahmen der fratzenhaft verzerrten Gesichter hin und her. Hollander hebt die Brauen. Er hat die Männer für diesen Einsatz selbst ausgesucht und darauf geachtet, dass es sich um abgebrühte, belastbare Burschen handelt, die beim Anblick einiger Leichen nicht gleich in Panik geraten.
    »Shepard, hier Hollander. Was ist mit Ihnen los?«
    »Großer Gott, all die Toten. Die haben sich gegenseitig aufgefressen. Manche haben noch Fleischstücke im Mund. Im Sterben haben sie den anderen mit den Zähnen das Fleisch von den Knochen gerissen.«
    »Beruhigen Sie sich, Mann. Sie müssen sich auf Ihren Auftrag konzentrieren.«
    »Ich soll mich beruhigen? Das will ich gern tun. Trotzdem frag ich mich: Was müssen die eingeatmet haben, dass die sich gegenseitig anfallen, während sie selber
mit dem Tod kämpfen? Soll man das für möglich halten, Red?«
    Hollander wendet sich einem seiner Berater zu, woraufhin dieser in fieberhafter Eile Shepards Stammakte durchblättert. Red hieß ein Kamerad seiner Einheit, der zwei Monaten zuvor bei einem Kommandounternehmen den Tod gefunden hatte. Er war in Shepards Armen gestorben. Hollander sieht auf die Werte des Sergeanten. Der Puls hat sich auf über hundert beschleunigt, und die Körpertemperatur ist weiter angestiegen.
    »Shepard? Red ist gefallen. Er ist tot. Stimmt doch?«
    »Das weiß ich doch, alter Kumpel, ich hab dich gerade hier im Gang gesehen. Aber du hättest mich doch nie angefressen, wenn ich vor dir ins Gras gebissen hätte, oder? Du hättest mir die Hundemarke vom Hals genommen, aber mir doch nie den Bauch aufgeschlitzt, um meine Eingeweide zu fressen, stimmt doch?«
    »Nein, Shep. Das weißt du auch.«
    »He, Red?«
    »Ich höre.«
    »Großer Gott, ich muss aus dem Grab hier raus.«
    »Warum denn, Shep?«
    »Weil das hier nach Aas stinkt. Wenn du wüsstest, wie entsetzlich es hier unten nach Leichen stinkt!«
    Hollander schaltet auf die Sprechgarnitur des Truppführers.
    »Hax?«
    »Ja?«
    »Zeigen Sie keine Reaktion auf das, was ich Ihnen jetzt sage. Haben Sie verstanden?«
    Hollander hält den Blick auf den Schatten des Leutnants gerichtet, der im Erfassungsbereich der Kamera vorrückt. Seine Muskeln sind fast vollständig entspannt. Er geht weiter, als gebe es nichts Besonderes. Seine Bewegungen
sind allerdings kaum wahrnehmbar verlangsamt. Er ist bereit.
    »Shepard scheint durchzudrehen. Seine Werte sind beängstigend. Drehen Sie sich auf keinen Fall um, Hax!«
    Die Kamera des Leutnants, die sich leicht nach rechts bewegt hatte, dreht sich wieder nach vorn.
    »Symptome?«
    »Er nimmt Gerüche im Gang wahr. Er sagt, dass es da nach Leichen stinkt.«
    »Dann muss sein Schutzanzug undicht sein.«
    »Sie reagieren zu stark, Hax. Achten Sie auf Ihren Puls, der ist zu schnell. So, jetzt drehen Sie sich ganz ruhig um, als wollten Sie Ihren Männern eine Anweisung erteilen. Ich muss selbst sehen, was da los ist.«
    Hax’ Kamera dreht sich nach links. Seine Männer erscheinen im Blickfeld. Sie sehen aus wie Kosmonauten, die ein gestrandetes Raumschiff inspizieren. Hax blickt ihnen durch das Helmvisier ins Gesicht. Er lächelt Shepard zu und sieht, dass dessen Augen vor Entsetzen geweitet sind. Hax senkt den Kopf und richtet seine Kamera auf Shepards rechtes Bein. Volltreffer. In Kniehöhe weist der Schutzanzug einen Riss auf, durch den Sauerstoff aus- und Umgebungsluft

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