Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie
eintritt. Er hebt den Blick langsam wieder bis zum Helmvisier und erstarrt. In Shepards Blick liegt keine Angst mehr, dafür aber ein mordlustiges Glitzern. Ein metallisches Geräusch lässt Hax zusammenfahren. Erneut senkt er den Blick. Im Erfassungsbereich der Kamera blitzt ein Metallstift auf. Shepard hält eine entsicherte Handgranate in der Rechten. Er lächelt. Seine Finger öffnen sich, geben den Sicherungshebel frei, der in der Stille vernehmlich klackt. Gerade hat Hax noch Zeit, einen seiner Männer in eine Nische zu stoßen, dann erfüllt ein blendend weißes Licht die Bildschirme im Krisenraum des Weißen Hauses.
3
»Hax, hören Sie mich?«
Hollander wischt sich über die Stirn. Alle Bildschirme im Krisenraum sind tot. Dort, wo vorher die Kurven für die Vitalfunktionen der Männer zu sehen waren, laufen Nulllinien. Der Präsident bespricht sich leise mit seinem Berater. Hollanders Stimme wird erneut in der Stille hörbar: »Hax, hören Sie mich?«
Ein Knistern in der Leitung. Hämmernde Geräusche hallen aus dem Lautsprecher, so, als wenn jemand mit der flachen Hand gegen etwas schlüge. Wieder Knistern, weitere Schläge. Eine ferne Stimme.
»Verdammter Schrott!«
Alle Berater heben den Blick in dem Augenblick, da der Bildschirm in der Mitte aufblinkt und wieder ein Bild zeigt. Man sieht eine Reihe von Rechnern. Das Bild ist verschwommen. Eine behandschuhte rechte Hand wird sichtbar.
»Hax?«
Erneutes Knistern. Hax’ Kamera richtet sich langsam auf einen zusammengesunkenen Körper hinten im Raum. Es ist der Gefreite Mills. Er macht einen sonderbaren Eindruck.
»Mills, lebst du noch?«
»Zu Befehl, ja.«
»Und dein Apparat?«
Mills klopft auf seine Helmkamera. Das Metall ist verzogen, die Linse zerborsten.
»Kaputt.«
»Meine auch.«
»Wie wollen wir jetzt mit den hohen Tieren wieder Verbindung aufnehmen?«
»Ich arbeite dran.«
Hax überprüft die Leitungen, die zu seinem Akku führen. Ein Piepsen ertönt. Mit einem Mal sind die Werte seiner Vitalfunktionen wieder auf dem Kontrollbildschirm zu erkennen. Puls beschleunigt, aber stabil. Niedriger Blutdruck.
»Weißes Haus, hier Puzzle. In Gruppe eins gibt es Überlebende. Ende.«
»Die hohen Tiere haben Empfang, Hax.«
Der Puls des Angesprochenen beschleunigt sich leicht bei Hollanders Antwort.
»Wunderbar.«
»Können Sie die Lage einschätzen?«
»Mills und Hax sind einsatzfähig. Wir konnten uns vor der Detonation in einen gepanzerten Raum retten. Wir haben ein bisschen was abgekriegt, unmittelbar, bevor die Tür zuging, ist aber nicht der Rede wert.«
»Ihre Schutzanzüge?«
»Wir hatten noch keine Zeit, sie zu überprüfen, werden Ihnen aber Bescheid geben, sofern sich Schäden herausstellen sollten.«
»Ihr Ortungsgerät ist außer Funktion. Wo befinden Sie sich zurzeit?«
»Im sechsten Tiefgeschoss. Im Raum des Zentralrechners.«
Hax’ Bildschirm vergrößert sich, während er sich einem Toten im weißen Kittel zuwendet, der über das Steuerpult gefallen ist.
»Ich glaube, wir haben den Mann gefunden, der die letzte Botschaft geschickt hat.«
»In Ordnung, Hax. Dann ist der Raum verseucht, und Sie müssen zuallererst den Hauptrechner wieder in Gang bringen, um die Bedrohung zu neutralisieren. Ich muss unbedingt wissen, was für ein Zeug da freigesetzt worden ist und wer dahintersteckt.«
»Verstanden. Auf, auf, Mills.«
Hax schiebt den toten Wissenschaftler beiseite und setzt sich selbst ans Steuerpult. Schwerfällig gibt er Befehle auf der Tastatur ein. Die letzten Alarmberichte erscheinen auf dem Bildschirm. Seine Pulsanzeige steigt schlagartig an.
»Was ist da los, Hax?«
»Das fragliche Mittel ist ein Nervengift der Hydra-Klasse.«
Der General wendet sich den Ärzten zu, die auf ihren Bildschirmen suchen. Einer von ihnen schickt die Lösung an Hollanders Rechner.
»Hax?«
»Ja?«
»Das Gegenmittel dafür ist Kombination 8, Codename Argonaut.«
»Schade, dass es nicht Vitamin K ist.«
»Warum das?«
»Weil Shepard die Gegenmittel hatte.«
»Bleiben Sie auf Empfang.«
Hollander liest auf seinem Bildschirm, was ihm die Spezialisten mitgeteilt haben. Er wirft ihnen einen vorwurfsvollen Blick zu. Die Ärzte zucken ohnmächtig die Achseln. Hollander räuspert sich.
»Schön, Hax, dann machen wir das anders. Hydra ist ein aerobes Nervengift, das nur in einer Sauerstoffatmosphäre wirksam bleibt. Geben Sie dem Rechner also den Befehl, ein Vakuum herzustellen.«
»Mit uns hier drin?« »Ihr Luftvorrat
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