Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie
beträgt nahezu null. Wenn Ihnen etwas Besseres einfällt, höre ich mir das gern an.«
Ohne sich die Mühe einer Antwort zu geben, reaktiviert Hax den Zentralrechner und gibt den Befehl ein, den Sauerstoff aus sämtlichen Geschossen zu entfernen. Kassandras synthetische Stimme hallt durch die Lautsprecher:
»Es sind zwei programmierende Organismen im sechsten Tiefgeschoss geortet worden.«
»Ich weiß. Das sind wir. Gibt es weitere Überlebende?«
»Nein, aber durch die Maßnahme werden die im sechsten Tiefgeschoss entdeckten Organismen getötet.«
»Ist zur Kenntnis genommen.«
»Ich habe keine Möglichkeit, einen Vorgang einzuleiten, der das Leben zweier programmierender Organismen gefährdet.«
Hax gibt einen alphanumerischen Code ein, um den Rechner zur Ausführung des Befehls zu zwingen. Die Stimme Kassandras meldet sich erneut: »Der Code absoluter Notwendigkeit wird akzeptiert. Die beiden Organismen werden hiermit als zweitrangig behandelt. Die Neutralisierung beginnt sofort.«
Immer mehr rote Blitze zucken auf, während ein kaltes weißes Gas aus den Luftöffnungen der Klimaanlage strömt. Hax hält instinktiv den Atem an. Ihm ist klar, dass Kassandra jetzt sämtliche Räume des Stützpunkts mit Stickstoff flutet. Am Boden bilden sich Pfützen, während sich das Gas mit Sauerstoffmolekülen verbindet. Es sieht aus, als regne es auf die Schutzanzüge der beiden Soldaten. Kassandra teilt mit: »Dringender Hinweis: Der Sauerstoffgehalt im Stützpunkt liegt jetzt unterhalb von dreißig Prozent.«
»Hax?«
»Ja?«
»Vergessen Sie nicht zu atmen. Das gilt auch für Mills.«
»Verstanden.«
Vor den Augen der Ärzte gehen die Werte der Männer zurück, während sich ihre Atmung stabilisiert. Ihre Reserve an Atemluft beträgt noch elf Prozent. Der Stress ist zu groß. General Hollander wendet sich an einen der Ärzte: »Wie lange dauert es, um die Räume wieder zu füllen?«
»Unter Druck elf Minuten.«
»Und wenn man zur Beschleunigung Außenluft zuführt?«
»Das ist bereits einkalkuliert.«
Wieder meldet sich Kassandra aus den Lautsprechern: »Der Sauerstoffgehalt liegt jetzt unter zwei Prozent.«
Hollander hebt den Blick zu den Bildschirmen. Die Schutzanzüge der beiden Soldaten sind vollständig benetzt.
»Hax, das Nervengas ist jetzt neutralisiert, aber wir haben kaum Reserven. Sperren Sie als Nächstes die Tiefgeschosse sechs, sieben und acht und geben Sie den Befehl, sie vorrangig mit Sauerstoff zu versorgen. Die anderen Bereiche nehmen wir uns später vor.«
»Zu Befehl.«
Hax gibt auf der Tastatur Befehle ein. Die Zufuhr von Stickstoff wird beendet, und sogleich hört man das Pfeifen des unter Druck einströmenden Sauerstoffs. Aufmerksam achtet Leutnant Hax auf die Werte des Raums, in dem sie sich befinden. Langsam steigt die Anzeige. Währenddessen geht er die Alarmberichte durch, die das System im Augenblick der Verseuchung gesendet hat. Wie es aussieht, hat ein zeitgesteuertes System das Gift in den Belüftungskanälen des achten Tiefgeschosses freigesetzt. Dort liegt Burgh Kassams Privatlabor.
»Kassandra?«
»Ja?«
»Befindet sich Kassam unter den Toten?«
»Nein. Der Organismus Kassam hat den Stützpunkt zwei Stunden und sieben Minuten vor Beginn der Verseuchung verlassen.«
Hax’ Kamera zeigt in Großaufnahme, dass der Sauerstoffwert auf dem Bildschirm wieder im grünen Bereich liegt. Er nimmt den Schutzhelm ab und atmet die eiskalte Luft in tiefen Zügen ein. Sofort folgt Mills seinem Beispiel.
»Wir machen uns jetzt auf den Weg in die untersten
Stockwerke. Ich melde mich wieder, sobald ich den Bereich in meiner Hand habe.«
»Verstanden, Hax. Wir beobachten Sie auf den Bildschirmen.«
General Hollander sieht seinen Männern nach, als sie die Steuerzentrale verlassen. Ohne auf die Leichen mit den vom Nervengas entstellten Gesichtern zu achten, steigen sie ins siebte Tiefgeschoss hinab und gehen durch die Laborräume der Stiftung. Hax’ Kamera zeigt zerborstene Bildschirme und umgestürzte Schränke. Käfige voller toter Ratten, Berge von Papier auf dem nassen Boden. Ein Dutzend Leichen liegen um riesige geplatzte Flüssigkeitsbehälter herum, deren Inhalt ausgelaufen ist. Hax bleibt stehen und macht ein Standbild von den Leitungen, die eine Verbindung zwischen den Behältern und den zerstörten Bildschirmen hergestellt hatten.
»Wir haben die Sequenzierungsrechner der Stiftung gefunden. Sie sind unbrauchbar.«
Jetzt hat er einen unbeschädigten Bildschirm entdeckt
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