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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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lächelt, während er davongeht. Sie steht jetzt in telepathischer Verbindung mit ihren Schwestern, die sich der Stadt New Orleans nähern, hört die Schwingungen Akimas, die sie fragt, ob das Heiligtum frei ist. Ihre Lippen bewegen sich kaum, während sie ihr antwortet, dass sie nicht sicher sei. Eine andere Stimme meldet sich, es ist Hanika, die mächtigste und älteste der Verehrungswürdigen Mütter: »Mutter Cole, Ihr kennt die Zeichen, die auf die Anwesenheit des Erzfeindes hinweisen. Gibt es welche?«
    »Mächtige Mutter, es gibt keine, gleichwohl spüre ich, dass etwas nicht geheuer ist.«
    »Zweifellos wirkt sich das heranziehende Unwetter auf Eure Visionen aus.«
    »Und wenn das Unwetter nur den Zweck hätte, unsere Aufmerksamkeit in eine falsche Richtung zu lenken?«
    »Habt Ihr Belege für diese Vermutung?«
    Debbie konzentriert sich. Sie nimmt telepathisch Kontakt zu einer der Katzen auf, die sie vor einer Stunde in den französischen Teil von New Orleans geschickt hat. Es ist ein großer rötlicher Kater namens Ayou. Niemand kennt die Stadt besser als er. Seit über zehn Jahren streift er durch ihre Gassen und klettert über ihre Dächer. Ayou beschnuppert gerade den Inhalt einer umgestürzten Mülltonne, als ihn die telepathische Botschaft der Verehrungswürdigen Mutter erreicht. Debbie spürt, wie sich ihre Arme in behaarte und muskulöse Beine verwandeln, ihre Hände in abgewetzte Pfoten und ihre Finger in Krallen, die sich um einen Müllsack schließen, durch den hindurch Ayou den Geruch nach Sardine wahrgenommen hat. Außerdem hat er die Gegenwart der Verehrungswürdigen Mutter gespürt, und Debbie weiß, dass sie achtgeben muss: Ayou ist kein Schmusekater, sondern ziemlich verwildert. Sie sucht
vorsichtig in seinem Gehirn und lässt seine jüngsten Erinnerungen an sich vorüberziehen. Ayou faucht, während kleine Blutgefäße unter seiner Hirnhaut pulsen. Debbie fragt ihn, wo die anderen Katzen geblieben sind. Das Gehirn des Tieres füllt sich mit Bildern von Abfall, Vogelleichen und Konservendosen, aus denen es nach Fisch riecht. Die Alte begreift. Für die Katzen ist die Stunde der einzigen Mahlzeit gekommen, die sie tagsüber zu sich nehmen, bis sie in der Dunkelheit der Nacht Jagd auf Ratten und Blindschleichen machen. Sie fragt ihn, ob er wisse, was aus den Tauben geworden ist. Ayou schüttelt den Kopf. Je mehr fremde Gedanken sich in seinem Kopf sammeln, desto stärker wird der Schmerz. Dafür ist ein Katzenhirn nicht geschaffen. Debbie merkt, wie ihre Krallen den Müllsack zerreißen, während sie durch die Augen des Katers den Blick die Gasse entlangstreifen lässt. Kein Lebenszeichen, abgesehen von einem bärtigen, verdreckten Stadtstreicher, der auf einem Stapel zusammengefalteter Kartons sitzt. Er mustert den Kater und richtet dann den Blick auf Debbie. Die Alte erstarrt. Etwas mit seinen Augen stimmt nicht. Fauchend verstreut Ayou mit seinen Pfoten den Inhalt des Müllsacks. Er fühlt sich inzwischen sehr unwohl. Wenn sich Debbie weiterhin so stark konzentriert, wird ihn das töten. Die geistigen Kräfte der Verehrungswürdigen Mutter kehren durch die Gassen zurück zu der Bank, auf der sie zusammengesunken sitzt. Sie öffnet die Augen und überlegt, was der herrschsüchtige und grausame Glanz in den Augen des Obdachlosen zu bedeuten hat. Ein ganzes Gewitter telepathischer Botschaften entlädt sich über ihr. Hanikas Stimme setzt sich durch; sie ist stärker als die der anderen.
    »Mutter Cole, ich frage ein letztes Mal: Gibt es Hinweise auf die Anwesenheit des Erzfeindes?«
    »Ich hatte eine Vision. Ein Mädchen inmitten einer
Menge von Flüchtlingen. Sie dachte wie wir und wusste, was wir wissen. Ihr müsst die Verehrungswürdigen Mütter bitten zu warten, bis ich das überprüft habe.«
    »Unmöglich. Ich gebe jetzt die Anweisung, dass alle den Treffpunkt aufsuchen. Teilt es uns mit, sobald Ihr Anzeichen bemerkt.«
    Ein Zittern überläuft Debbie Cole. Eine frische Brise weht den Fluss entlang. Es riecht nach verrostetem Metall und Elektrizität. Die ersten Regentropfen prallen auf den staubigen Boden und auf ihre Haare. Die Sonne hat sich blutrot verfärbt. Die Wolkendecke schließt sich wieder. Es sind gewaltige Kumulonimbus-Wolken, die bis hinauf in das makellose Blau des Himmels reichen. Aus ihrer Schwärze werden schon bald Wasserfluten zur Erde hinabströmen. Die Vorhut des Unwetters.

4
    Debbie wirft einen unauffälligen Blick auf ihre Leibwächter, die sich in gewisser

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