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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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Video-Amateur an einem Strand der Bahamas aufgenommen hat. Die Bilder ruckeln, während er das Zoom betätigt, doch sieht man deutlich
den blitzenden Rumpf einer Linienmaschine sowie drei kleinere Flugzeuge, die sich ihr schnell nähern. Eine etwas ruhigere Aufnahme zeigt die drei Abfangjäger vom Typ F-18 in dem Augenblick, in dem der vorderste zwei Raketen abfeuert. Während ringsum Menschen aufschreien, stellt der Filmer auf Großauf nahme und verfolgt die Geschosse, die auf die 747 zufliegen. Beim Versuch auszuweichen, wendet sie den Raketen die Flanke zu. Unmittelbar nach dem Einschlag der Raketen füllt eine Feuerkugel das ganze Bild aus. Als Nächstes sieht man Teile des Großraumflugzeugs ins Meer fallen, während man im Hintergrund das Pfeifen der Abfangjäger hört, die sich entfernen, bis sie am Horizont verschwinden. Maria betrachtet die Menschen, die ihre Hamburger kauen. Im Stillen dankt sie Gordon dafür, dass er Holly mit dem Rücken zum Fernseher gesetzt hat. Sie setzt sich neben die Kleine und bemüht sich um einen munteren Ton, während sie auf die Teller zeigt: »Was habt ihr bestellt?«
    »Für mich einen Big-Mutanten. Fledermausflügel für die Kleine, und du kriegst einen richtig schön blutigen Mac-Arthur.«
    »Sehr witzig, Gordon. Nun, Schätzchen?«
    »Ja, Maria?«
    »Weißt du zumindest, dass die Hühnchen, deren Flügel du da isst, nie das Tageslicht sehen, und dass ihre Knochen deshalb ebenso weich sind wie ihr Fleisch?«
    »Ja. Ich glaube, weil sie blind sind, vermengt man auch ihre Augen mit der Soße.«
    »Cool. Mir ist der Appetit vergangen. Gordon? Wie wär’s mit etwas Schinken nach deinem Big Mac? Das muss ein Hüter essen, um … Gordon? Gordon, stimmt was nicht?«
    Holly hört auf zu kauen und hebt den Blick. Gordon hat den Kopf an die Bank gelehnt. Es sieht aus, als koste es ihn Mühe zu atmen.

    »Hast du die auch gespürt, Onkel Gordon?«
    Gordon steht auf. Er ist bleich. Schweißtropfen bedecken seine Stirn. Er nickt.
    »Was ist los?«
    »Nichts, Maria.«
    »Nimmst du mich überhaupt ernst, Gordon?«
    Holly hat erneut in einen Hühnerflügel gebissen. Mit vollem Mund erklärt sie: »Onkel Gordon traut sich nicht, dir zu sagen, dass die Bösen kommen. Sie sind noch weit weg, aber sie nähern sich. Es sind sehr viele.«
    »Viel zu viele.«
    »Wie viel Zeit bleibt uns?«
    »Eine Stunde, höchstens zwei.«
    »Wissen sie, wo wir sind?«
    »Wegen der Flüsse können sie uns nicht orten, aber sie wissen, dass wir nur im Dreieck von Keokuk sein können. Deshalb sind es so viele. Sie wollen kein Risiko eingehen.«
    Holly hat ihren letzten Hühnerflügel auf den Teller zurückgelegt. Mit ihrem fettigen Finger malt sie Kreise auf die Fensterscheibe, während sie zu den Menschen auf der Straße hinaussieht.
    »Holly, was ist los?«
    »Es tut weh, Onkel Gordon.«
    »Was, Liebling?«
    »Mein Anhänger.«
    »Ist er heiß?«
    »Ja. Darf ich ihn abnehmen?«
    »Auf keinen Fall, Holly! Hörst du? Du darfst ihn auf keinen Fall abnehmen.«
    »Schon gut. Reg dich nicht auf. Sag einfach Nein. Das genügt.«
    Maria erstarrt. Sie hat eine sonderbare Bewegung hinter sich wahrgenommen. Die Menschen an den Tischen fangen an, unruhig zu werden. Der Ton im Fernseher hat sich
verändert. Genau genommen ändert er sich ständig. Maria dreht sich zum Bildschirm um und sieht, dass Programme aller möglichen Sender durcheinander über den Bildschirm laufen. Erst langsam, dann immer schneller. Im Raum ertönen Schreie. Ein Angestellter tritt an den Apparat und versucht, ihn neu einzustellen. Ein blauer Blitz schießt aus der Klappe, die er geöffnet hat. Der Angestellte fährt zusammen. Die Bilder laufen weiter. Kurznachrichten, völlig erschöpfte Sprecher, Dokumentarberichte, letzte Meldungen. Alle Sender beschäftigen sich mit der abgeschossenen 747 und der sich immer weiter ausbreitenden Geißel. Auf keinem Kanal gibt es eine Diskussionsrunde, wird etwas zum Verkauf angeboten oder eine Serie gezeigt. Maria wendet sich zu Holly um, die nach wie vor zum Fenster hinaussieht. Sie scheint vollständig gefasst.
    »Machst du das?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Ich hab die Nase voll von den Bildern da. Ich will einen Zeichentrickfilm sehen.«
    »Du musst sofort damit aufhören, bevor es die Bösen anlockt.«
    »Ja, unbedingt sofort.«
    »Warum, Onkel Gordon?«
    »Sieh dir die Leute an, Schätzchen, die da draußen auf der Straße.«
    Holly reißt die Augen auf. Wie Gordon sieht sie jetzt Obdachlose auf der Main Street.

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