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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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reden.«
    »Ich muss es aber wissen, Liebling. Sind die Bösen tot?«
    »Fast alle.«

    »Wie viele sind noch am Leben?«
    »Du meinst, von den ganz Schlimmen?«
    »Ja.«
    »Einer. Er ist verletzt und wütend. Er sucht uns. Er weiß sogar, wo wir sind.«
    »Und warum kreist uns dann die Menschenmenge nicht ein?«
    »Großer Gott, siehst du sie denn nicht?«
    Maria wendet sich um. Jedes Mal, wenn sie an einer Gruppe von Menschen vorüberkommen, folgen ihr die meisten mit den Blicken und saugen witternd die Luft ein. Sie beschleunigt den Schritt.
    »Wie hat er uns nur so schnell finden können?«
    »Er hat es in Onkel Gordons Gedanken gelesen. Er kommt näher. Er ist noch nicht da, aber es dauert nicht mehr lange.«
    »Und was ist mit Gordon …?«
    »Das weiß ich nicht. Ich spüre ihn nicht mehr. Ich …«
    Maria merkt, wie Holly in ihren Armen starr wird. Das Mädchen stößt einen durchdringenden Schrei aus und weist auf den gegenüberliegenden Gehsteig. Dort sieht Maria ein blondes kleines Mädchen, das sich an den Hals einer schönen brünetten jungen Frau klammert, wohl ihre Mutter. Maria runzelt die Stirn. Mit den Haaren des Mädchens stimmt etwas nicht. Sie erin nert sich, sie wenige Sekunden zuvor gesehen zu haben, und ist sicher, dass sie da ebenso brünett waren wie die der Frau. Die Menschenmenge verharrt jetzt, tritt auf der Stelle, alle wenden sich um. Dutzende von Gesichtern sehen zu der jungen Frau hin, die ihr Kind in den Armen hält. Dutzende von Augenpaaren sehen die winzigen, faltigen und klauenbewehrten Hände, mit denen sie sich an ihren Schultern festklammert. Die Mutter fährt dem Mädchen mit den Fingern über die Haare. Dabei lösen sich weiße Strähnen und treiben
in Luftwirbeln davon. Die Kleine hebt den Kopf. Die Mutter drückt sie mit aller Kraft an ihre Brust, damit niemand das von tiefen Falten entstellte Gesicht sieht. Aber die Umstehenden haben es bereits erkannt. Sie rücken bedrohlich näher und bilden einen Kreis um die Mutter mit ihrem Kind. Die Frau schreit auf: »Die Kleine hat Krebs! Wir kommen gerade von der Chemotherapie, deshalb verliert sie die Haare. Ich wollte sie nicht im Krankenhaus sterben lassen, begreifen Sie das nicht? Es heißt, dass man die Kranken dort verbrennt. Ich schwöre, dass es stimmt! Großer Gott, ich schwöre, dass …«
    Ihre Stimme bricht, als auch ihre eigenen Haare weiß zu werden beginnen. Ihr Gesicht verformt sich und fängt an zu zerfließen wie Wachs. Ein überraschtes Stöhnen entringt sich ihrer mit einem Mal faltigen Kehle. Sie schwankt. Maria legt Holly rasch die Hand vor die Augen. Ihr ist klar, dass die Menge im Begriff steht, etwas zu tun, was das Kind auf keinen Fall sehen darf: Sie schließt sich bereits um die beiden Greisinnen, die auf die Knie gesunken sind. Man hört nicht den geringsten Laut, auch nicht von dem kleinen Mädchen und seiner Mutter. Als sich die Menge wieder auflöst, bleiben auf dem Asphalt nur zwei ineinander verschlungene unkenntliche Gestalten zurück.

5
    Maria strebt der Lichtreklame eines Supermarkts zu, die am Ende der Straße leuchtet. Sie weiß, dass ihr nur wenig Zeit bleibt, aber sie braucht unbedingt etwas, das man dort sicher findet. Aus dem Augenwinkel sieht Maria erneut Gestalten, die sich nach ihr umwenden, Augen, deren Blicke ihr folgen, und witternde Nasen. Immer aufmerksamer werden die Blicke, immer breiter das Lächeln.

    Sie überquert den Parkplatz des Supermarkts. Sie ist am Ende. Sie setzt Holly in einen Einkaufswagen und schiebt ihn hinein. Die klimatisierte Luft tut ihr gut. Sonderbarerweise ist der Supermarkt voller Menschen, obwohl die Regale nahezu leer sind. Erschöpfte Angestellte füllen in aller Eile Zucker, Cola und Konserven nach. Eine kleine Frau im Firmenkittel versucht, einem vierschrötigen Kerl in einem verdreckten T-Shirt klarzumachen, dass sie schon lange keinen Kaffee mehr haben. Die Faust des Dicken landet auf ihrem Mund, und sogleich spritzt ein Blutstrahl auf die letzten Joghurtpackungen. Maria muss sich beherrschen; sie darf jetzt nicht eingreifen. Weiter hinten sieht sie in der Abteilung für Säuglingsnahrung eine Frau mit einem Drillingskinderwagen. Sie hört, wie die Frau mit gespielter Entrüstung ruft: »Brian, wenn Mama dir sagt, dass es keine Gläser mit Hühnchen und Bohnen mehr gibt, darfst du ihr das ruhig glauben. Was? Nein, Cindy Lou, auch Gläschen mit Erdbeere gibt’s nicht mehr. Ich denke, Mama wird eine Pizza machen, und dann gehen wir alle in die

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