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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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Heia. In Ordnung?«
    Maria tritt näher. Was sie stört, ist nicht, dass die Mutter mit ihren Säuglingen so spricht, als wären die Kinder schon größer, sondern dass ihr nicht der geringste Laut antwortet und der große Kinderwagen völlig ruhig dasteht. Als sie im Vorübergehen einen Blick hineinwirft, muss sie einen Entsetzensschrei ersticken. In dem Wagen liegen drei angegurtete Leichen. Obwohl die Mutter das Verdeck hochgeklappt und den Kindern Wollmützen aufgesetzt hat, kann Maria deutlich die faltigen Gesichter sehen.
    »Na und? Haben Sie noch nie drei kleine bösartige Tiere gesehen, die sich weigern, Pizza zu essen, um ihrer Mutter eine Freude zu machen?«
    Maria wendet sich der jungen Frau zu, die ihren entsetzten Blick aufgefangen hat.

    »Regt euch bloß nicht auf, Mama kauft euch trotzdem die verdammte Pizza. Sie nimmt dazu sogar Teig, der im Backofen aufgeht. Und wenn ihr weiterhin so schmollt, meine Schätzchen, landet ihr selber auch im Backofen.«
    Maria beschleunigt den Schritt, um die Szene möglichst weit hinter sich zu lassen. Sie sieht zu Holly hin. Den Blick in die Ferne gerichtet, lutscht das Mädchen am Daumen.
    »Ganz ruhig, Schätzchen. Wir kommen da schon raus.«
    »Das glaube ich nicht, Maria.«
    Am anderen Ende der Abteilung hat die Drillingsmutter den Kinderwagen umgedreht und kommt jetzt mit irrem Lächeln auf sie zu. Ihre Augen sind hervorgequollen. Dünne Blutfäden rinnen ihr von der Unterlippe. Ihre Füße schleifen am Boden. Maria geht rascher. Hinter der Käsetheke wendet sie sich der Drogerieabteilung zu. Mit dem Einkaufswagen hätte sie fast die Besenstiele umgerissen, die auf ihrem Sockel gegeneinanderstoßen. Hinter einem Stapel Konservendosen hervor hört man eine Stimme. Die Drillingsmutter schiebt ihren Wagen durch die nächste Regalreihe.
    »Ja, Cindy Lou, du hast recht, das ist eine ganz schlimme Frau. Und das ist noch gar nichts gegen die Pissnelke, die sie bei sich hat. Der wollen wir mal so richtig die Hölle heißmachen, meine Kleinen. Ja, das wollen wir.«
    Maria muss unbedingt vor der Irren ihr Ziel erreichen. Fieberhaft durchsucht sie die Ständer.
    »Was suchst du?«
    »Psst, Schätzchen, psst. Sag ich dir hinterher, ganz bestimmt.«
    Bei den Campingartikeln wird Maria fündig. Sie packt dicke runde Metalldosen in den Wagen, in denen man Lebensmittel vor dem Regen schützen kann. Bei den Elektroartikeln nimmt sie eine Packung Dioden und je eine Rolle
dreiadriges Kabel und Isolierband aus dem Regal. Ein Stück weiter findet sie eine Dose mit gelbem Kitt.
    »Geht es dir gut?«
    »Ja, Schätzchen, es geht mir gut.«
    »Stimmt gar nicht. Was hast du?«
    »Ich bin müde, nichts weiter.«
    Maria spürt, wie ihr das Herz im Hals schlägt. Ja, sie ist müde, wie gerädert. Aber das ist nicht alles. Das Atmen fällt ihr immer schwerer, und sie hat Krämpfe in Waden und Oberschenkeln. Vor allem kommt es ihr seit einigen Sekunden so vor, als erklimme sie eine unendlich lange Steigung. Eine Steigung, die ihr den Atem nimmt und die Beine schwächt. Sie versucht, schneller zu gehen, aber ihr Einkaufswagen rollt immer langsamer. Sie hört die Irre auf der anderen Seite der Regalreihe keuchen. Sie wendet sich nach links und lenkt den Wagen zur Fleischtheke. Als sie den Blick des Angestellten dahinter sieht, der seine Messer wetzt und ihr dabei zulächelt, erstarrt sie. Auch er blutet aus der Nase, wie die alte Frau, die sie vom Gang mit den Spirituosen her nicht aus den Augen lässt, wie der kleine Junge, der ihr vom Waschmittelregal herüber die Zunge herausstreckt, und die Obdachlosen, die zwischen den Kassen hin und her gehen, ohne dass jemand sie daran hindert. Während sie an den Warteschlangen vorüberziehen und dabei stöhnen, beginnen die Kassiererinnen zu fauchen, die Kunden drehen sich um, halten die Nase in die Luft und verziehen ihre Gesichter zu sonderbaren Grimassen. Aus den Lautsprechern des Supermarkts ertönt die Stimme, die noch vor wenigen Sekunden ange kündigt hatte, dass die Regale mit Zucker und Mehl wieder aufgefüllt worden seien und es keine weiteren Vorräte mehr gebe. Nur hat sich die Stimme jetzt verändert, ebenso wie die Mitteilung: »Das gesamte Personal und die Kunden werden aufgefordert, eine gewisse Maria Parks sowie eine widerliche
kleine Rotzgöre na mens Holly Amber Habscomb zu suchen und sie lebend zur Fleischtheke zu bringen.«
    Ein kalter Schauer überläuft Maria. Mit quietschenden Rädern nähert sich der Kinderwagen. Wenige Schritte

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