Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie
beschleunigt.
Der Motor der Silver Wing brüllt auf. Die Tachometernadel springt auf über hundertfünfzig Kilometer pro Stunde. Maria stößt ein lautes Lachen aus. Eine Schnellstraße für sie ganz allein, und ein Motorrad mit ordentlich Wumm. Ihr alter Traum, sich einmal richtig wie ein Junge aufführen zu können.
7
Crossman sitzt angegurtet im FBI-Hubschrauber, der nach Norden fliegt, und lässt noch einmal das Video ablaufen, das ihm eins seiner Einsatzkommandos aus Des Moines geschickt hat.
Nachdem der Direktor des FBI seinen Stellvertreter Stanley Emmerson auf dem Parkplatz des Christian Hospital verlassen hatte, war er nicht müßig geblieben und hatte seine Leute angewiesen, alle Motels nahe den Ufern des Mississippi zu überprüfen und sich beim geringsten Hinweis auf etwas Ungewöhnliches zu melden. Sie hatten Hunderten von Menschen die Fotos der Flüchtigen gezeigt und deren Fährte bis zu einem Fast-Food-Restaurant in Keokuk verfolgt.
Den Aussagen der Zeugen zufolge waren sie in einem alten klapprigen Buick über die Main Street gefahren. Daraufhin hatte Crossman verlangt, das ganze Gebiet gründlich zu durchkämmen. Eine Viertelstunde später teilte ihm dasselbe Einsatzkommando mit, man habe den Buick neben einer großen Zahl ver lassener Motorräder an einer Straße gefunden, die zum Mississippi führt. Wenige Minuten darauf waren die Männer auf einer vollständig verkohlten Waldfläche dort, wo der Des Moines in den Mississippi mündet, auf rund dreißig Leichen gestoßen. Im FBI-Büro von Kansas City hatte Crossman eine Karte entfaltet.
»Männer in schwarzen Mänteln?«
»Ja, jedenfalls soweit man das anhand der Überreste erkennen kann. Einer hatte einen Anzug an. Aber von dem Mann ist so gut wie nichts übrig geblieben, sodass sich unmöglich sagen lässt, wer das gewesen sein könnte.«
»Gibt es Hinweise darauf, dass sich unter den Leichen die einer Frau oder eines Mädchens befinden könnte?«
»Nein.«
»Schön. Da der Buick noch dasteht, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder sind sie mit einem anderen Wagen weitergefahren oder am Güterbahnhof in einen Zug gestiegen. Da sämtliche Straßen gesperrt sind, untersuchen wir die zweite Möglichkeit. Umstellen Sie die Endstationen aller Bahnlinien, die von Keokuk aus nordwärts führen.«
»Das wäre Des Moines, Iowa City, Cedar Rapids, Lincoln und Sioux Falls.«
»So ist es. Kümmern Sie sich um jeden dieser Orte, und achten Sie in erster Linie auf Des Moines und Cedar Rapids, weil die am nächsten liegen.«
Dann hatte Crossman aufgelegt und versucht, sich seine Ungeduld nicht anmerken zu lassen. Wie sich zeigte, brauchte er nicht lange zu warten. Schon bald rief ihn ein Beamter des FBI aus Des Moines an, um ihn von einem Vorfall in einem der dortigen Supermärkte in Kenntnis zu setzen. Daraufhin hatte Crossman verlangt, man solle einen Hubschrauber startklar machen. Dort hatte er sich die Aufnahmen der Überwachungskameras im Supermarkt angesehen.
Ganz zum Schluss sieht er das Nummernschild des Motorrades, auf dem Maria mitsamt Holly davonfährt. Er ruft seine Leute an und fordert sie auf, Aufnahmen sämtlicher Überwachungskameras des ganzen Gebiets auf eine von einer jungen Frau gesteuerte Silver Wing zu untersuchen, die ein kleines Mädchen vor sich sitzen hat.
»Das wird entsetzlich lange dauern. Immerhin herrscht hier das totale Chaos, und die Leute werden langsam unruhig.«
»Maria ist nach Norden gefahren und muss die 35 genommen haben. Ich erwarte eine Bestätigung.«
Zehn Minuten vergehen. Crossman sieht die Landschaft unter sich dahinziehen. Er nähert sich Maria, das spürt er. In seinem Ohrhörer rauscht es.
»Mr. Crossman?«
»Hoffentlich haben Sie gute Nachrichten.«
»Drei Kameras haben eine Silver Wing aufgenommen, die sich zwischen stehenden Autos hindurch auf die 35 geschlängelt hat.«
»Noch etwas?«
»Dreißig Kilometer später hat ein Geschwindigkeitsradar die Maschine fotografiert, die mit über hundertfünfzig Sachen nach Norden fuhr. Da alle Polizeikräfte gebunden sind, hat niemand versucht, sie zu verfolgen und zu stellen.«
Crossman lächelt.
»Wie sollen wir vorgehen? Weiter oben eine zusätzliche Straßensperre errichten und sie anhalten?«
»Auf keinen Fall. Sie will nach Minneapolis. Das ist auch unser Ziel. Das Kind, das sie bei sich hat, ist schwer krank. Ich möchte, dass sich in sämtlichen Krankenhäusern der Stadt Leute von uns bereithalten. Niemand rührt sich, bevor ich den
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