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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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hat. Maria legt auch ihn auf den Asphalt und nimmt ihm den Helm ab, um ihn Holly aufzusetzen, so gut es geht. Es sieht aus, als stecke ein Küken in einem Astronautenanzug.
    Sie küsst Holly, die sie vor sich in den Sattel gesetzt hat, auf die Nasenspitze, dann wuchtet sie die schwere Maschine vom Ständer, lässt sie an und strebt langsam der Ausfahrt zu. Auf der Straße reiht sie sich in den Verkehrsstrom in Richtung Norden ein. Sie nimmt an, dass die Behörde inzwischen Kenntnis von den Verseuchungsfällen hat, deren Zeugin sie kurz zuvor geworden ist, und von Süden her bereits Militärkonvois unterwegs sind, um auch Des Moines unter Quarantäne zu stellen. Ihr bleibt also wenig Zeit. Über Nebenstraßen, in denen keinerlei Verkehr herrscht, fährt sie ins Stadtviertel Norwood. Kinder
spielen in verlassenen Gärten Krieg. Die Ampeln an den Kreuzungen sind ausgeschaltet. Hier und da stehen Autos, deren Fahrer sich nicht einmal die Mühe gemacht haben, den Motor abzustellen. Offensichtlich wissen sie, dass die Seuche Des Moines erreicht hat.
    Langsam fährt Maria an den abgestellten Fahrzeugen vorüber. Durch halb geöffnete Fenster hört sie aus den Autoradios die Stimmen entsetzter Moderatoren. Den jüngsten Schätzungen nach sollen auf der ganzen Welt mehr als elftausend Menschen der Seuche zum Opfer gefallen sein. Alle Länder schränken die Bewegungsfreiheit ihrer Bürger radikal ein. In Deutschland und Frankreich scheint das Militär sogar auf Menschenansammlungen geschossen zu haben. Maria beschleunigt. Sie hat die Einfahrt zur Fernstraße 35 erreicht und schlängelt sich durch den Stau. Wütend hupen die Fahrer. Aus einem Auto hört sie die Mitteilung eines CB-Funkers, die Nationalgarde habe soeben wenige Kilometer von der Stadt entfernt die 35 gesperrt. Angeblich werden Fahrzeuge einzeln durchgelassen, wenn sich herausstellt, dass keiner der Insassen von der Seuche befallen ist. Maria glaubt kein Wort davon. Sie weiß, dass an den Straßensperren Männer in ABC-Schutzanzügen stehen, die den Befehl haben, bei Widersetzlichkeit oder Widerstand sofort und ohne Anruf zu schießen. Die Posten lenken den Verkehr über eine Umleitung nach Des Moines zurück. Aus diesem Grund ist die Stadt ein einziger großer Verkehrsstau, denn die zurückgekehrten Fahrzeuge reihen sich wieder in den Strom derer ein, die hinausgelangen wollen.
    Maria hat die Fernstraße erreicht und fährt auf der Standspur an den Autokolonnen vorbei. In der Ferne erkennt sie die Straßensperre. An einer Notausfahrt, die dem Straßendienst und den Polizeifahr zeugen vorbehalten ist, bremst sie ab. Hollys Körper vor ihr wird steif, ihre Haut ist ungewöhnlich heiß. Maria beugt sich zu ihr vor.

    »Möchtest du, dass ich bis zur Straßensperre fahre?«
    Holly entspannt sich. Maria gibt erneut Gas. Jetzt sieht sie deutlich die ABC-Schutzanzüge der Männer, welche die Straßensperre bewachen. Man hat Lastwagen in zwei Reihen quer über sämtliche Fahrspuren abgestellt.
    Kurz vor der Sperre verlangsamt Maria die Fahrt. Inzwischen fühlt sich Hollys Haut siedend heiß an. Mit einem Nicken bestätigt Maria die Aufforderung eines der Männer, der sie aus dem Verkehrsstrom herauswinkt, näher zu kommen. Sie hält an und wartet darauf, dass er zu ihr tritt. Durch sein Helmvisier sieht sie lediglich seine großen blauen Augen, die sie angespannt mustern. Hollys Atem geht rascher. Ihre kleine Nase wird ganz spitz. Der Mann beugt sich über das Mädchen und mustert aufmerksam ihre Züge unter dem Helm. Es sieht aus, als lächele er. »Wohin wollen Sie?«, fragt er.
    »Nach Minneapolis. Dort gibt es ein gutes Krankenhaus.«
    »Da haben Sie recht. Es gibt kein besseres.«
    Holly beginnt, sich in Marias Armen zu entspannen. Der Mann streichelt ihr schwerfällig mit der Spitze seines Handschuhs die Hand und fügt hinzu: »Ich hab eine Tochter im gleichen Alter. Achten Sie gut auf die Kleine. Die Kinder sind unsere Zukunft, nicht wahr?«
    Langsam hebt Maria den Kopf, während der Mann einen der Lastwagen beiseitefahren lässt, um eine schmale Lücke für das Motorrad zu schaffen. Dann macht er Maria ein Zeichen, dass sie fahren kann. Sie fragt flüsternd: »Soll ich, Schätzchen?«
    Holly entspannt sich vollständig. Ihr Atem geht wieder normal. Sacht dreht Maria das Gas auf und schiebt sich an der Leitplanke entlang. Hinter der Sperre liegt die Fernstraße vollständig leer vor ihr. Sie hört, wie der Lastwagen wieder auf seinen Platz gefahren wird. Sie

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