Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie
Jahren haben wir mitten in der Wüste Überreste präkolumbianischer kivas entdeckt. Ansiedlungen der Apachen, die allem Anschein nach durch einen unterirdischen Wasserlauf aus der Mesa mit Wasser versorgt wurden. Außerdem haben wir in Gräbern nahe diesen Ansiedlungen sonderbare Fresken entdeckt und freigelegt. Da wir von einer vor einem Monat ausgeschickten Expedition, die nach der Quelle des bewussten Flusses suchen sollte, nie wieder etwas gehört haben, wäre es uns lieb, wenn Sie Nachforschungen anstellen könnten.«
»Wenn Sie mir sagen würden, was die Leute wirklich da wollten, wäre das einfacher. Meinen Sie nicht auch?«
»Ich habe es Ihnen gesagt.«
»Hören Sie auf, mich zum Narren zu halten, Clayborne. Ich bin Archäologe und kein Bergretter oder so was in der Art. Sofern es Ihnen darum gegangen wäre, Ihre Leute lebend wiederzusehen, hätten Sie auf keinen Fall einen ganzen Monat gewartet.«
Wieder wurde am anderen Ende der Leitung Rauch eingesogen.
»Wir dürfen die Vermutung nicht ausschließen, dass sie tot sind. In dem Fall würde uns interessieren, auf welche Weise sie umgekommen sind.«
»Für diese Aufgabe ist das Doppelte des üblichen Tarifs fällig.«
»Die Dame ist vermögend.«
Walls hatte aufgelegt. Zwei Stunden später war er mit einer Linienmaschine nach Albuquerque aufgebrochen.
3
Walls zittert. In der Höhle ist es kühl. Durch den Spalt ist ein Stück blutroter Himmel sichtbar. Bald wird es vollständig dunkel sein. Er kämpft gegen den Schlaf. Etwas stimmt nicht, etwas saugt seine Kräfte aus und wird ihn langsam töten. Er merkt, dass er Blut verliert.
Unter sich spürt er die Kunststoffhaut des Bootes, das ihn davor bewahrt hat, sich beim Aufprall nach dem tiefen Sturz sämtliche Knochen zu brechen. Eine der Luftkammern ist dabei geplatzt. Mit trockener Kehle versucht er, seine Beine zu bewegen. Wie ein Blitz fährt ihm der Schmerz durch die Schenkel. Er verzieht das Gesicht. Immerhin kann er, falls es zu schlimm wird, notfalls noch bis zu seinem automatischen Gewehr kriechen und sich einen Feuerstoß in den Mund jagen.
Er genießt das kaum erträgliche Kribbeln, das an seinen Waden aufsteigt, während er die Knie beugt und mit den Fersen über den Boden schurrt. Der Schmerz nimmt ihm den Atem, als er die Beine gerade vor sich ausstreckt. In dieser Hinsicht scheint alles in Ordnung zu sein. Fieberhaft zieht er sein Hemd hoch und betrachtet seine Rippen.
Er erstarrt. Der Schmerz sitzt an der Stelle, wo eine Verknotung seinen Brustkorb entstellt. Er klopft mit den Fingerspitzen darauf und merkt, dass zwei Rippen gebrochen sind. Er atmet tief ein und achtet dabei auf sein Atemgeräusch. Ein Pfeifen am Ende würde bedeuten, dass die Lunge von einem Knochen durchbohrt ist. Er holt tief Luft und entlässt sie langsam wieder. Auch da scheint alles in Ordnung zu sein. Er steckt das Hemd wieder in die Hose. Dabei durchfährt es ihn wie ein Dolchstoß. Eine eiskalte Klinge, die ihm in den Unterleib dringt. Er nimmt allen Mut zusammen und betastet diesen Teil seines Körpers. Seine Bauchmuskeln sind derart straff gespannt, dass es ihm vorkommt, als berührten seine Finger eine Marmortafel, die jemand in der prallen Sonne hat liegen lassen. Er beißt sich auf die Lippe. Eine innere Blutung. Noch ist sie nicht tödlich, aber das wird sich im Lauf der Zeit ändern.
Er schleppt sich zum Notfallkoffer und lässt die Verschlüsse aufschnappen. Erst einmal eine Atropinspritze, um das Herz zu kräftigen. Im Licht seiner Stirnlampe nimmt er eine Fertigspritze heraus, reißt die Verpackung auf und injiziert sich das Mittel. Er verzieht das Gesicht, als er spürt, wie es sich in seinen Adern ausbreitet. Es kommt ihm vor, als entfalte sich die Lunge in seiner Brust. Sein Herz schlägt wieder ruhig und gleichmäßig, doch ist ihm klar, dass er damit nur einen Teil seiner Schwierigkeiten behoben hat. Jetzt muss er sich unbedingt um seinen Blutdruck kümmern, der bedrohlich absinkt. Er sucht im Notfallkoffer nach den Beuteln mit Blutplasma und packt ein kleines Infusionsset aus, das er mit einem Stück Kunststoffschlauch verbindet, bevor er sich die Nadel in eine Vene sticht. Dann stellt er den Durchfluss auf den Höchstwert ein, legt sich auf den Rücken und wartet, bis der Beutel leer ist. Er ist am Ende seiner Kräfte.
4
Gleich nach der Landung in Albuquerque hatte Walls einen Toyota-Geländewagen gemietet und war nach El Paso gefahren. Während er dort am Ufer des Rio Grande in einem
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