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Die Brut hinter der Mauer

Die Brut hinter der Mauer

Titel: Die Brut hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Empfinden.« Er schaute mich kurz an. »Hast du denn nichts bemerkt?«
    »Was?«
    »Du trägst das Kreuz. Es hätte dich eigentlich warnen müssen, wenn meine Empfindungen stimmen.«
    Ich lächelte. »Da ich nichts spüre, müssen dich deine Empfindungen getrogen haben.«
    »Scheint mir auch so. Trotzdem, ein letzter Rest des Mißtrauens bleibt auch in mir.«
    Ich lachte leise. »Mach dir keine Sorgen, Bill. Dafür, daß du mich mitgenommen hast, brauchst du dich nicht quasi zu entschuldigen. Heute ist Samstag, ich hatte sowieso nichts Besseres vor. Du mußt dir nur eine gute Ausrede für Sheila einfallen lassen.«
    »Das geht schon klar, wenn ich ihr nachher alles sage. Dann wird sie sogar froh sein, daß ich mich um Johnny gekümmert habe. Daran denke ich nicht. Ich habe noch immer den Eindruck, als würde sich über dem Tal etwas zusammenbrauen.«
    »Klar, der Dunst.«
    »John Sinclair, dir fehlt wieder das gewisse Feeling. Du solltest mit mehr Ernst bei der Sache sein.«
    »Das versuche ich ja.«
    »Dann ist es gut.« Bill Conolly gestattete sich ein leichtes Grinsen. Das Tal schluckte uns. Schon sehr bald hatten wir die normale Welt vergessen. Hier war alles anders. Es konnte am Dunst liegen, auch an der Sonne und an der dichten Vegetation, daß ich mich wie in einem großen, von der Natur erschaffenen Gefängnis fühlte. Ich saß auch nicht mehr so entspannt neben Bill, was dem Reporter auffiel.
    »Ist was, John?«
    »Nicht direkt, aber hier hätte ich meinen Wandertag auch nicht gern abgeschlossen.«
    »Wie wahr.«
    Nicht daß uns etwas passiert wäre, es war eben das beklemmende Gefühl, das wir beide nicht loswurden.
    Die Frontscheibe des Wagens war zu einem regelrechten Insektenkiller geworden. Die toten Körper der Fliegen und Mücken klebten als blutverschmierte Gebilde außen auf der Scheibe und ließen sich auch nicht abwaschen.
    Am manchen Stellen dampfte der Boden. Da klebten die Tücher regelrecht fest.
    Der Weg führte nicht in einer Geraden in das Tal hinein, sondern in weiten Kurven, so daß uns ständig neue Ausblicke gewährt wurden. Das Tal des Unheils hatte einen Zeitstillstand erlebt. Ich konnte mir vorstellen, daß so ähnlich die Welt auch vor Hunderttausenden von Jahren ausgesehen hatte, als es den Mensch noch nicht gab. Wie hatte es noch in der Geschichte geheißen, auf die wir uns beide stützten? Vor sehr langer Zeit waren Dämonen oder Wesen von einem anderen Stern in dieses Tal eingefallen und hatten ihm ihren Stempel aufgedrückt. Der war heute noch zu spüren.
    Wir merkten auch, daß sich die Beschaffenheit des Bodens veränderte. Er war weicher geworden, die Reifen schmatzten. Da Bill langsam in die nächste Kurve fuhr, rutschten wir auch nicht weg. Dafür bekamen wir an deren Ende einen freien Blick.
    Wir sahen die Jugendlichen auf einer freien Fläche zwischen Sumpf und Wald. Schon der erste Blick bewies uns, daß alles normal wirkte. Ich hörte Bills Aufatmen.
    »Geht's dir jetzt besser?«
    »Ein wenig schon. Ich bin erst richtig beruhigt, wenn ich mit Johnny gesprochen habe.«
    »Das wirst du gleich.«
    Jetzt hatte man auch uns entdeckt. In die Schüler geriet Bewegung. Sie holten aus dem Wald ihren Lehrer, einen bärtigen, noch jüngeren Mann, der uns, begleitet von den Jugendlichen, entgegenschlenderte.
    »Kennst du den Mann?«
    Bill nickte. »Das ist Dick Chilmark, einer der Pauker, die bei Jungs und Mädchen beliebt sind. Er ist locker und ziemlich cool. Der nimmt nicht alles so tragisch und läßt auch mal fünf gerade sein. Er gibt übrigens Sport und Mathe.«
    »Sport kann ich ja noch verstehen, aber Mathe?« Ich schüttelte mich, weil ich an meine Schulzeit dachte, in der die Mathematik nicht gerade zu meinen Stärken gehört hatte.
    Wir rollten langsam auf die Gruppe zu, während Bill einige Male unwirsch vor sich hinbrummte. Ich konnte mir den Grund für seinen Unmut vorstellen und fragte: »Wie ich dich kenne, vermißt du deinen Sohn.«
    »Richtig, John. Ich weiß nicht, wo sich der Bengel herumtreibt. Wahrscheinlich…«
    »Wart es ab, wir werden es bald erfahren.«
    »Dann ist mir noch etwas aufgefallen. Sind die Schüler eigentlich zu Fuß hergekommen?«
    »Wieso?«
    »Ich sehe keinen Bus.«
    Jetzt, wo Bill es erwähnt hatte, fiel es auch mir auf. Nicht, daß ich dieser Tatsache eine zu große Bedeutung beigemessen hätte, ungewöhnlich war es schon. »Vielleicht ist er wieder gefahren und parkt hinter dem Wald. So ein Wagen muß laufen, sonst kostet er nur

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