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Die Brut hinter der Mauer

Die Brut hinter der Mauer

Titel: Die Brut hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Artgenossen.
    Linda hockte bereits auf der Mauer, umwoben von feuchten Nebeltüchern. Sie sah Johnny nur schattenhaft und schrie in den Dunst hinein mit einer überkippenden Stimme.
    »Johnny, komm doch, komm endlich!«
    Der Junge drehte sich. Er lief einige Schritte weiter, denn es gab nicht nur zwei tiefwachsende Aste. Er hoffte, beim zweiten Versuch einen stärkeren zu erwischen.
    Noch einmal schnellte er sich ab. Der Ast, den er sich ausgesucht hatte, wuchs etwas höher. Er schrie dabei, dann erreichten die Hände den feuchten Gegenstand und wären fast noch abgerutscht. Wieder mußte sich Johnny durch einen Schrei selbst Power geben. Er hing wie ein Turner an dem Ast, schaute nicht in die Tiefe, das tat die auf der Mauer hockende Linda.
    »Johnny, sie kommen! Mach schnell!«
    Der Junge wußte, daß er sich beeilen mußte. Die Gestalten brauchten nur die Arme auszustrecken, um ihn zu erwischen; eine Kleinigkeit für sie.
    Er schwang die Beine hoch, als er unter sich die stapfenden Tritte hörte und die Bewegung des Arms mehr ahnte, als daß er sie sehen konnte. Der Zombie hatte ausgeholt, um ihn mit dem Knüppel zu treffen. Er schlug fast ins Leere, weil Johnny zu schnell war. Zwar streifte ihn die Schlagwaffe noch am Rücken, mehr geschah jedoch nicht. Von seinem eigenen Schwung getragen, taumelte die Gestalt nach vorn und prallte gegen die Mauer.
    Johnny und Linda hatten zunächst Luft bekommen.
    Der Junge reagierte wie im Turnunterricht. Er umklammerte mit den Kniekehlen einen weiteren Ast, gab sich Schwung, richtete sich auf, wobei seine Hände im über ihm wachsenden Blattwerk Halt fanden. Linda hockte schräg unter ihm, das Gesicht nach oben gedreht, dabei in den Nebel und gegen Johnny schauend.
    Er hörte sie atmen. Sie drückte ihm und sich die Daumen, daß alles klappte.
    Die beiden Gestalten trafen noch keine Anstalten, den Baum zu erklettern. Ausruhen konnten sich Johnny und Linda nicht. Der Junge glitt auf seine Klassenkameradin zu.
    »Ich habe vielleicht Angst gehabt!« flüsterte sie. »Mein Gott, ich dachte, du hättest es nicht geschafft.«
    »Glück gehabt!« erwiderte Johnny keuchend und bewegte sich weiter. Er wollte sich einen relativ sicheren Platz aussuchen und dann überlegen, wie es weiterging.
    »Warte«, sagte Linda, »ich mach' dir Platz.«
    »Wo willst du denn hin?«
    »Auf den Mauerrand.«
    »Okay, aber sei vorsichtig.«
    »Immer. Wenn nur das Bein nicht wäre. Da ist was gezerrt, glaube ich.«
    Sie bewegte sich von Johnny weg. Von ihrem Platz aus war es nicht weit bis zur Mauerkrone. Eine Distanz von höchstens einer Armlänge. Kein Problem, den Platz zu erreichen.
    Es ging auch alles glatt, bis zu dem Zeitpunkt, als Linda ihren verletzten Fuß vergaß. Sie setzte ihn falsch auf. Der Schmerz mußte wie eine Stichflamme sein, denn sie schrie plötzlich auf, knickte ein und bekam das Übergewicht.
    Es ging alles so schnell, daß Johnny nicht eingreifen konnte. Er schrie noch, dann sah er sie fallen — und verschwinden.
    Der Junge schloß für einen Moment die Augen. Seine Lippen bebten. Linda war von der Mauer gefallen, nur nicht auf ihrer Seite, sondern auf der anderen.
    Unter sich vernahm er das Kratzen, als die Gestalten versuchten, den Baum zu erklettern. Sie wollten keinesfalls aufgeben und sich zumindest den Jungen holen.
    Johnny hatte sich vorbewegt, prüfte die Festigkeit eines Asts und turnte auf die Mauerkante zu, die er sicher mit beiden Füßen erreichte, wobei er sich mit einer Hand noch im Geäst festhielt. Blätter verwehrten ihm den Blick, er schaufelte sie zur Seite und traute sich kaum, Lindas Namen zu rufen.
    Johnny bekam keine Antwort.
    Er rief noch einmal, diesmal lauter.
    Dann hörte er etwas. Keine Worte, keine Sätze, es war ein leises Weinen oder Schluchzen.
    »Bist du verletzt, Linda?«
    »Weiß nicht. Es ist alles so schrecklich. Johnny, ich weiß nicht, was hier ist, aber… bitte… hol mich raus.«
    »Gut, Mädchen, gut.« Johnnys Herz klopfte selbst bis zum Zerspringen, aber es gab keine andere Chance, er mußte in den sauren Apfel beißen. Und er war auf sich allein gestellt. Weder von seinem Vater, von seinem Patenonkel, noch von Nadine konnte er Hilfe erwarten. Hier mußte er sich beweisen.
    »Ist es tief?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    Johnny ging einen Schritt zur Seite. Er wollte Linda nicht anspringen, wenn er sich abstieß.
    FTinter sich hörte er das Rascheln der Blätter, als es ein Zombie geschafft hatte, den Baum zu erklettern. Für Johnny

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