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Die Brut

Titel: Die Brut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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die alte Zicke schon wieder aufgepäppelt.«
    »Hat er denn viel kaputtgemacht? Natürlich bezahle ich den Schaden.«
    Patricia Montabaur zuckte die Achseln. »Ich hab’s mir noch nicht genau angesehen. Das Ledersofa kann ich vermutlich wegschmeißen. Und den Zitronenbaum. Und die Tür von der Tiefkühltruhe hat er total zerkratzt. Obwohl er doch weiß, dass in dem Ding außer einem vergammelten Spinat und Wodka nix drin ist.« Sie schüttelte die Katze noch einmal. »Bekloppt bist du. Vollständig bekloppt.«
    »Soll ich nicht doch mit runterkommen und mir den Schaden anschauen?« Eben hatte Tessa ganz deutlich die Stimme der Psychologin gehört.
Natürlich sind wir da hilflos!
Tessa konnte sich kaum vorstellen, dass Sebastian plötzlich angefangen hatte, der Frau sein Herz auszuschütten. Aber wer weiß. Psychologinnen hatten für vieles Verständnis.
    »Du bleibst hier und hältst die Stellung«, sagte Patricia Montabaur bestimmt. »Ich drück dir die Daumen, dass sie Gregor bald finden.«
    »Victor«, korrigierte Tessa sie nach einem kurzen Moment der Verwirrung. »Er heißt Victor.«
    »Na klar. Victor.« Die Nachbarin schlug sich gegen die Stirn. »Indien.«
    Kommissar Kramer sah aus wie ein Mann, der inmitten eines harten Lebens einen guten Tag hinter sich zu haben glaubte. Sie saßen alle am Esstisch, er trank von dem alkoholfreien Bier, das Sebastian ihm aus dem Kühlschrank geholt hatte. Die Psychologin nagte an einem Leberwurstbrot.
    »Noch besteht kein dringender Tatverdacht, aber die Spur sieht vielversprechend aus«, sagte der Kommissar. »Erinnern Sie sich an eine Katja Schneider?«
    Tessa schüttelte den Kopf. »Nie gehört, den Namen.«
    »Herr de Winter hat mir das Band von der Sendung gegeben, in der Gabriele Behrens zu den Adoptionsvorwürfen Stellung bezogen hat.«
    »Diese Irre, die dazwischengebrüllt hat?«
    Arndt Kramer nickte. »So wie es aussieht, handelt es sich dabei um dieselbe Person, die mehrfach Mails an Sie geschrieben hat, Schwangerschaftstips, Ratschläge zum Stillen und so weiter. Sie war früher mal Krankenschwester, ist dann aber rausgeflogen, weil es ein paar Unregelmäßigkeiten auf der Säuglingsstation gegeben hat.«
    Sebastian stieß hörbar die Luft aus.
    »Sie scheint letzte Woche aus ihrer Wohnung verschwunden zu sein«, redete der Kommissar weiter. »Nachbarn behaupten, sie vergangenen Mittwoch das letzte Mal gesehen zu haben.«
    »Wie sicher sind Sie, dass diese Frau Victor hat?« Sebastian war aufgestanden. Mit beiden Händen stützte er sich auf die Kücheninsel. Er erinnerte Tessa an einen der Wasserspeier, die sie auf dem Dach von Notre-Dame gesehen hatte.
    »Noch ist es bloß eine Spur, aber sie könnte aussichtsreich sein«, sagte die Psychologin und bemühte sich, den Bissen, an dem sie gerade kaute, so in einer Backentasche zu verstecken, dass es nicht allzu sehr nach vollem Mund klang.
    »Und wo steckt diese Frau?« Falls Sebastian am Nachmittag Freundschaft mit Mara Stein geschlossen hatte, verbarg er dies gut. »Wieso haben Sie sie noch nicht gefunden?«
    Der Kommissar trank einen Schluck von dem alkoholfreien Bier, sein Lächeln war nachsichtig. »Sie scheint sehr zurückgezogen zu leben. Keine Freunde, keine engen Verwandten. Und entgegen dem, was sie in der Sendung gesagt hat: keine eigenen Kinder. Eine Nachbarin meint, dass Frau Schneider vor ein paar Jahren ein Haus von ihren Eltern geerbt haben könnte, wir sind dabei, das herauszufinden.«
    »Diese Irren. Diese verdammten Irren.« Sebastian ballte die Faust. »Nur weil sie Tessa aus dem Fernsehen kannten, glaubt jeder Spinner, zur Familie zu gehören. Und die Polizei? Die Polizei macht nichts.«
    »Herr Waldenfels.« Die Psychologin legte das Leberwurstbrot endgültig zur Seite. Sie warf ihrem Abendessen einen kurzen Blick zu, der so viel sagte wie:
Warte, gleich suche ich uns ein ruhigeres Plätzchen, wo wir ungestört weitermachen können
. Tessa hatte diesen Blick bei Geiern gesehen, bevor sie mit ihrem erbeuteten Aas-Anteil von der umkämpften Fundstelle auf einen stilleren Ast geflogen waren.
    »Wenn ich das alles gewusst hätte, hätte ich nie erlaubt, dass Victor auch nur auf einem einzigen öffentlichen Foto zu sehen ist«, fuhr Sebastian plötzlich Tessa an. Und nach einer Pause sagte er leiser: »Du hättest Victor da raushalten sollen.«
    Sie stand auf. Draußen begann es zu dämmern. Der Horizont glühte pink.
    »Wann glauben Sie, dass Sie diese Katja Schneider gefunden haben?«
    »Wir

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