Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Brut

Titel: Die Brut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
Vom Netzwerk:
sie einige Sekunden zurück, dann reckte er den Hals. »Mmh … Das duftet ja, als ob … Hast du Witzigmann entführt?«
    Tessa holte beide Koffer aus dem Fahrstuhl, bevor sich die Türen schlossen. Das Rouge, das sie auf die Wangen gepudert hatte, machte das Lächeln leichter.
    »Du hast doch nicht etwa selbst …?« Mit schnellen Schritten ging Sebastian an der kurzen Wand vorbei, die Küche und Essbereich vom Eingangsbereich trennte. Der Tisch war gedeckt. Der neunarmige Leuchter, den er von einer Großtante, Großmutter oder sonstigen weiblichen Großverwandten geerbt hatte, brannte. Hätte Tessa mehr Zeit gehabt, hätte sie in seinen Schränken noch eine alte Damasttischdecke gesucht.
    Sie ging zum Tresen, wo sie alles für einen Martini vorbereitet hatte.
    Sebastian griff sich in gespielter Verzweiflung an die Stirn. »Ich fasse es nicht. Bin ich im Wunderland? Welcher Teufel ist in dich gefahren?« Er küsste Tessas Nacken, während sie Oliven auf Zahnstocher steckte.
    »Wie viele möchtest du? Eine, zwei, drei?«
    »So, wie du es machst.«
    Die Oliven waren prall und grün und glänzend. Sie spürte Sebastians Erektion an ihrem Hintern und hätte gern noch mehr Oliven genommen, aber mehr als drei gingen auf einen Zahnstocher nicht drauf. Tessa befreite sich aus Sebastians Umarmung und reichte ihm ein Glas.
    »Prost.«
    »Auf den Drehschluss.«
    »Auf uns.«
    Der Martini war kalt und ölig. Tessa trank einen großen Schluck und zog die erste Olive vom Zahnstocher. Das Fleisch war fest und saftig und säuerlich.
    Sebastian stellte sein Glas ab und küsste sie auf den Mund, in dem noch immer das Olivenfleisch war. Es kam Tessa so vor, als ob es mit jeder Kaubewegung anschwoll.
    »Jetzt sag mir endlich, was es zu feiern gibt.«
    Tessa zwang sich zu schlucken. »Ich bin so froh, dass du wieder da bist«, sagte sie. »Ich habe dich vermisst.«
    Der lauwarme Tomaten-Brot-Salat entlockte Sebastian ein ganzes Spektrum an Begeisterungslauten.
Phänomenal! Phantastisch! Großartig!
Wobei er das Wort auf der vorletzten Silbe betonte.
Großártig!
Tessa fragte sich, ob das zu den Dingen gehörte, die man als Schauspieler lernte. Sie schob sich eine halbe Kirschtomate in den Mund und den Teller zur Seite. Von dem Essiggeruch wurde ihr schummrig. Sie stand auf, um sich einen zweiten Martini zu machen.
    »Willst du auch noch einen?«
    »Nein, danke. Zu diesem großartigen Essen trinke ich lieber einen Wein.«
    Tessa stellte die leere Barolo-Flasche, deren Inhalt in die Sauce gewandert war, auf den Boden und brachte eine neue an den Tisch. Während Sebastian mit dem Korkenzieher herumhantierte, meinte er: »Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass diese verdammten Dreharbeiten vorbei sind. Dieser Produzent ist so ein Arschloch. Stoppuhr-Faschist.«
    Tessa kippte ihren zweiten Martini gleich in der Küche hinunter und kam an den Tisch zurück. Sie fühlte sich besser. »Möchtest du noch was? Ansonsten würde ich mich um den nächsten Gang kümmern.«
    Sie griff nach der Schüssel.
    »Halt.« Sebastian nahm noch einen Löffel von dem Salat. Er kaute mit geschlossenen Augen. »Das ist wirklich die schönste Überraschung, die du mir machen konntest. Ich hätte nicht geglaubt, dass du so phantastisch kochen kannst.«
    Tessa ließ sich auf seinen Schoß ziehen. »Ich schau dann mal nach dem zweiten Gang.«
    »Was gibt es denn?«
    »Sei nicht so neugierig.«
    Sebastian hielt sie mit einem Arm fest und zwickte sie leicht in die Hüften. »Jetzt rück endlich raus damit. Du hast dieses Festessen doch nicht einfach so gemacht.«
    »Doch. Einfach nur so. Weil ich glücklich bin.«
    Sie stand auf und ging zum Backofen. Die Roulade, die sie aus dem zerfetzten Kaninchenlappen gewickelt hatte, war aufgeplatzt. Die andere sah braun und knusprig aus.
    »Ich Idiot.«
    Sebastian kam mit den Weingläsern zum Backofen und hielt Tessa ein Glas hin.
    »Auf dich.«
    Ihr war noch nie aufgefallen, wie laut die Abzugshaube über dem Herd rauschte. Sebastian lächelte und stieß mit ihr an. »Auf deinen Wechsel zu
Kanal Eins
. Dass ich das nicht gleich kapiert habe.« Er zog ihre rechte Hand, in der sie bereits den Topflappen hielt, an seinen Mund und küsste sie. »Ich bin stolz auf dich.«
    »Ach was, das ist doch keine große Geschichte.« Sie trank einen Schluck Barolo und gab Sebastian das Glas zurück. »Jetzt setz dich. Sonst verbrennt das Fleisch.«
    Als sie den Backofen öffnete, roch sie das Ranzige. Verweste. Sie zuckte einen

Weitere Kostenlose Bücher