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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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drehte sich um und starrte mich an und runzelte verwirrt die Stirn. »Wie bitte?«
    »Ich erkläre meinen Austritt aus den Pförtnern. Wollen Sie es schriftlich haben? Geben Sie mir einen Stift!« Ich hätte noch mehr gesagt, aber ich hatte Schwierigkeiten, Worte zu finden.
    »Was tust du da, Isaac«?, flüsterte Lena.
    Ich kam mir vor, als hätte ich einen Felsbrocken im Hals. Ich konzentrierte mich weiter auf Pallas; hätte ich Lena angesehen, hätte ich die Fassung verloren. »Sie sind die Regionale Meisterin der Pförtner. Sei’s drum! Wenn ich nicht mehr länger ein Pförtner bin, dann haben Sie kein Recht, mich hier festzuhalten.«
    »Es gibt Gesetze, die den Gebrauch von Zauberei regeln«, setzte Pallas an.
    »Und wenn ich sie breche, nachdem ich fortgegangen bin, dürfen Sie mich gern an den Haaren hierher zurückschleifen!«, fuhr ich sie an. »Bis dahin würde ich es schätzen, wenn Sie und Ihre Hunde mir verdammt noch mal aus dem Weg gehen!«
*
    Der Triumph war am Rand der unbefestigten Auffahrt geparkt. Meine Jacke und meine Bücher lagen auf dem Rücksitz; mit Ausnahme derjenigen, die Pallas nach Philadelphia geschickt hatte. Erst als ich mir das vertraute Gewicht über die Schultern legte, erkannte ich, wie nackt und verwundbar ich mich ohne die Sachen gefühlt hatte.
    Kaum hatte ich Klecks aus dem Käfig entlassen, begann er, Runden auf dem Armaturenbrett zu drehen. »Tut mir leid, Partner. Ich bin auch nicht besonders froh darüber, vier Tage lang eingesperrt gewesen zu sein.«
    Lena holte sich ihr Bokken aus dem Kofferraum und stieg in den Beifahrersitz. »Hast du einen konkreten Plan?«
    »Den Libriomanten finden. Nidhi retten. An den Einzelheiten arbeite ich noch.« Ich versuchte angestrengt, nicht daran zu denken, was als Nächstes kommen würde. Daran, was ich gerade weggeworfen hatte. Ich stieß den Schlüssel ins Zündschloss und ließ den Motor an. »Erzähl mir, was passiert ist, nachdem ich das Bewusstsein verloren habe!«
    »Ich versuchte, dich wachzukriegen; genau wie Klecks.« Sie berührte das Brandloch in meinem Hemd. »Als das nicht klappte, rief ich Nicola an. Sie sagte, ich solle dich hierherbringen. Den Rest hast du gehört.«
    »Das ist alles?« Ich schüttelte den Kopf, denn ich kaufte es ihr nicht ab. »Du hast einfach vier Tage lang gewartet, während Nidhi …«
    »Ich dachte, du stirbst , Isaac! Du warst kalt, schwitzig und hast gezittert und hast in einer Sprache vor dich hingemurmelt, die ich nicht verstanden habe.«
    »Was hättest du getan, wenn ich nicht mehr zu mir gekommen wäre?«
    Sie wandte den Blick ab. »Ich konnte dich nicht verlassen, aber wenn du nicht bald genesen wärst und die Pförtner den anderen Libriomanten nicht gefunden hätten …«
    »Du hattest vor, mich wieder nach Detroit zu bringen. Mich gegen Nidhi Shah einzutauschen.«
    Sie reckte das Kinn. »Das ist richtig.«
    Es war die logische Entscheidung: den komatösen Buchmagier, der vielleicht nie mehr das Bewusstsein wiedererlangen würde, gegen die ausgesprochen lebendige Geliebte einzutauschen. Die Logik half mir allerdings nicht, diesen neuerlichen und unerwarteten emotionalen Tiefschlag leichter zu ertragen. »Als du Pallas erzähltest, wie ich den anderen Libriomanten gefunden habe und wie das Ding durch das Buch hinter uns herkam – wie genau war da ihre Reaktion?«
    »Es fällt mir nicht ganz leicht, die Reaktionen von Autisten zu deuten, aber …«
    »Was?«
    Sie machte große Augen. »Du hast es nicht gewusst?«
    »Ich habe keinen Zugang zu ihren Akten.«
    »Ich auch nicht!«, erwiderte Lena scharf. »Aber ich habe ein oder zwei Dinge gelernt, als ich mit Nidhi zusammengelebt habe. Ich war vier Tage lang hier, lang genug, um einen Eindruck von Nicola Pallas zu bekommen. Sie drückt ihre Gefühle nicht auf die gleiche Weise aus wie du oder ich. Ich glaube allerdings, dass sie Angst hat. Als ich ihr das erste Mal schilderte, was passiert war, entfernte sie sich mitten im Satz und begann, Leute anzurufen. Als sie damit fertig war, spielte sie mit ihren Armreifen und wanderte umher, als wollte sie weglaufen, wüsste aber nicht, wohin.«
    »Sie weiß etwas«, murmelte ich. »Wieso wollte sie mir nichts sagen?«
    »Vielleicht weil sie weiß, wie knapp du davor standst zu sterben«, sagte Lena spitzzüngig.
    Darauf wusste ich keine Antwort.
    Am Ende der Auffahrt, die in eine zu beiden Seiten von Ahornbäumen gesäumte Schotterstraße mündete, hielt ich an. »Noch eine Frage. Wo lang geht’s nach

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