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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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zusammen, während die Festplatte ein Geräusch machte, als hätte jemand einen Schraubenzieher in die Speichen eines Fahrradrades gestoßen.
    Der Mann an der Anmeldung kam auf uns zugehastet. »Was ist passiert?«
    Die Pförtner hatten mich von der Datenbank ausgesperrt! Ich nahm meine Halskette wieder auf und starrte den orangefarbenen Stein an, der eigens für mich angefertigt worden war, um mir Zugriff auf das Wissen und die Aufzeichnungen von Jahrhunderten zu geben.
    »Sir?« Der Mann, auf dessen Namensschildchen ›Ro‹ stand, beugte sich an mir vorbei, um die Tastatur auszuprobieren.
    »Ich weiß nicht, was passiert ist«, sagte ich wie betäubt. »Er ist einfach abgestürzt.«
    »Haben Sie irgendetwas verschüttet?« Er bückte sich unter den Schreibtisch und zog am Netzkabel, aber aus dem Gehäuse stieg weiter übel riechender schwarzer Qualm auf. Er lehnte sich zurück und hob die Stimme. »Stacy, würden Sie J. J. anrufen und ihm sagen, er soll hier hochkommen?«
    Pallas musste klar gewesen sein, dass ich mich geradewegs in die Bibliothek begeben würde. Vermutlich hatte sie meine Zugangsberechtigung schon gelöscht, bevor ich auch nur die Auffahrt verlassen hatte … genau wie es die Regeln verlangten.
    Ich blinzelte und stellte beschämt fest, wie nahe ich den Tränen war. Ich stand auf und zog mich zurück, überließ es dem Personal, sich über den jetzt unbrauchbaren Computer Gedanken zu machen. Unbrauchbar, außer man wollte gerade zum Fischen rausfahren und benötigte vielleicht einen Anker.
    Lena berührte mich am Arm. »Pförtner?«
    Ich nickte, denn zu reden traute ich mir nicht zu. Ich steckte die Halskette in die Hosentasche und ging zu einem anderen Gerät. Mit jedem Atemzug drängte ich den Kummer hinunter, bis ich mich auf den Bildschirm konzentrieren konnte.
    »Zeit?«, erkundigte ich mich mit gepresster Stimme.
    Lena warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. »Vierzehn Minuten.«
    Die Urheberrechts-Datenbank der USA war keine Hilfe, ebenso wenig verschiedene Social Media Sites. Ich überprüfte auch Telefonverzeichnisse, aber lustlos, denn mein Bauchgefühl sagte mir, dass Jakob Hoffman keine reale Person war. Ich hatte die unterschiedlichen Stimmen im Kopf dieses Libriomanten gespürt – verirrt und unvollständig –, wie sie in einer Welt, die in kaum etwas ihrer eigenen Heimat glich, ums Überleben kämpften.
    Wenn Hoffman eine Figur war, so musste er wichtig genug sein, dass Leser sich mit ihm identifizierten, an ihn glaubten. Aber er tauchte in keiner Liste des Buchhandels oder der Verlage auf …
    Was, wenn der Autor keinen normalen Verlag benutzt hatte? Ich öffnete ein neues Fenster und fing an, nach Blogs und Rezensions-Seiten zu suchen, die auf selbst veröffentlichte Titel spezialisiert waren. »Bingo!«
    »Vierundzwanzigeinhalb Minuten«, sagte Lena, die sich über meine Schulter gebeugt hatte.
    Ich setzte allmählich Rost an. »Jakob Hoffman ist der Held eines vom Autoren selbst herausgegebenen Fantasyromans, der im Zweiten Weltkrieg spielt und den Titel V-Day trägt. Der Typ ist ein amerikanischer Soldat in Deutschland, der dahinterkommt, dass Hitler eine Armee von Vampiren aufstellt.« Ich tippte mit dem Finger auf den Bildschirm. »Hitler versklavt die Vampire mithilfe eines geheimnisvollen Silberkreuzes.«
    »Wer hat das geschrieben?«
    »Das wird in der Rezension nicht erwähnt. Es gibt keinen Link, keine ISBN oder sonstige Informationen.« Ich konnte kein einziges Exemplar finden, das online zum Verkauf stand, weder neu noch gebraucht. Der Titel war weder beim Amt für Urheberrecht noch in der Kongressbibliothek oder sonst wo registriert. »Da stimmt was nicht. Es ist, als hätte der Autor keine Mühe gescheut, um es möglichst schwierig zu machen, ein Exemplar des Buches aufzuspüren.«
    »Als ob er versucht, es geheim zu halten?«
    Wenige selbst herausgegebene Titel verkauften sich gut genug, um den gemeinschaftlichen Glauben zu erzeugen, der für die Zauberei notwendig war. Diesem hier war es offensichtlich gelungen, und dass obwohl er traditionelle Absatzwege und Vertriebskanäle umgangen hatte. Das konnte kein Zufall sein. Ich schickte eine Kopie der Rezension an den Bibliotheksdrucker. »Er hat dieses Buch selbst geschrieben.«
    »Der andere Buchmagier?«
    »Um eine Waffe zu schaffen.« Ich griff noch einmal auf den Bibliothekskatalog zu. »Damit hat er eine von Gutenbergs Kardinalregeln gebrochen.«
    Im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert war es üblich

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