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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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erstarrte: Das war Albert Kaprs Biografie Johannes Gutenbergs!
    Wir hatten angenommen, dass Huberts Besessenheit ein Unfall war, eine Nebenerscheinung leichtsinnigen Magieeinsatzes. Wir hatten falsch angenommen. »Du hast es absichtlich gemacht, nicht wahr?«
    Die Automaten waren gebaut worden, um ihren Schöpfer zu beschützen: Gutenberg. Deshalb war der beste Weg, sich gegen sie zu verteidigen, Gutenberg zu werden!
    Es war ihm sicher nicht perfekt gelungen. Der Gutenberg dieses Buches war nur eine Schöpfung des Autors; eine Figur, die von Historikern erschaffen worden war. Den Verstand dieser Figur aus den Buchseiten in unsere Welt zu transportieren musste in einer fehlerhaften, geistesgestörten Ausgabe des echten Menschen resultieren: ein Verrückter, jedoch einer, der genug von Gutenbergs Identität zurückbehielt, um die Automaten zu verwirren.
    Und dann, als Hubert sich erst einmal einem Buch geöffnet hatte, begannen weitere Figuren in seine Gedanken zu sickern. War das Absicht gewesen? Hatte er Moriarty willkommen geheißen – als Genie, das ihm helfen konnte, den Pförtnern einen Schritt voraus zu bleiben?
    Es war ein verzweifelter, brillanter Schachzug, ein Schachzug, der ihn in letzter Konsequenz vernichten würde.
    Ich war so in all diese Möglichkeiten vertieft, dass mir die Bewegung des Baumes beinah entgangen wäre. Ruckartig war ich wieder in der Wirklichkeit und packte das Schwert, während schlanke braune Finger durch den Stamm stießen.
    Ich wartete und wagte kaum zu atmen, aber der Arm, der sich in meine Richtung streckte, gehörte unverkennbar Lena. Holz und Rinde schienen um sie herumzufließen, biegsam und flüssig, als der Baum sie wieder in diese Welt gebar. Ich ließ das Schwert fallen und machte einen Schritt auf sie zu, um sie aufzufangen, als sie fiel.
    Einen schrecklichen Moment lang dachte ich, sie sei tot, ihre Leiche vom Baum ausgestoßen worden. Und dann legten sich ihre Arme fester um meine Schultern.
    Ich ließ sie herunter und lehnte sie an den Baum. Sie wollte lächeln, doch dann zischte sie und betastete ihre geschwollene, blutige Lippe. »Erinnere mich daran, das nicht noch mal zu machen!«
    »Der Automat?«
    Sie wischte sich übers Kinn. »Er wird nicht wiederkommen.«
    Ich schnappte mir das Rollenspielbuch und erschuf noch einen Heiltrank. Kaum hatte sie zu schlucken begonnen, wich schon ein Teil der Anspannung aus ihrem Körper. Die Schwellung in ihrem Gesicht ging zurück, und die Knochen im Arm wuchsen mit einem hörbaren Knacken wieder zusammen. »Danke!«
    Klecks krabbelte an meinem Arm hinunter und sprang auf den Boden. Ich spannte mich an, aber er steckte nichts in Brand, sondern schlich bloß einer großen, hellgrünen Luna-Motte hinterher, die auf einen anderen Baum geflattert war.
    »Du hast einen von Gutenbergs Automaten zerstört«, sagte ich leise.
    Lena zuckte die Schulter.
    »Dazu solltest du eigentlich nicht imstande sein.«
    »Zur Kenntnis genommen.« Sie lehnte sich an mich und legte den Kopf auf meine Schulter. »Ich mach dir einen Vorschlag: Um den nächsten kümmerst du dich, in Ordnung?«
    »Na gut.« Ich legte die Arme um sie und versuchte dabei, nicht an ihre Verletzungen zu kommen.
    »Du wirst mich schon nicht zerbrechen!« Belustigung, aber auch etwas anderes wärmten ihre Stimme, und ihr Atem streifte die Haut unter meinem Kinn.
    »Er war hinter mir her«, sagte ich. »Du musstest nicht gegen –«
    »Genau genommen musste ich doch.«
    Natürlich. Sie konnte Nidhi Shah nicht befreien, ohne Hubert oder mich dafür einzutauschen, und da wir Hubert noch nicht gefunden hatten … »Wir werden sie zurückbekommen!«
    Sie löste sich aus meiner Umarmung, ließ aber die Hände auf meinen Knien. »Das habe ich nicht gemeint.« Sie hob den Kopf und sah mir in die Augen. »Ich habe noch nie solche Prügel bezogen. Ich dachte, es geht zu Ende mit mir. Aber als ich dich fallen sah … ging es nicht darum, Nidhi zu retten. Ich konnte dich nicht sterben lassen.«
    »Warum?« Das Wort entschlüpfte mir trotz aller Anstrengung. Es war schon immer mein Problem gewesen, dass ich zu viele Fragen stellte, selbst wenn ich es besser wusste. Besonders wenn ich es besser wusste.
    Lena legte die Hand um mein Gesicht, streifte die Haare von meinem Ohr zurück und zog mich dicht zu sich heran. Ihre Lippen fanden meine, und für einen Moment vergaß ich Automaten und besessene Buchmagier.
    Sie ließ mich los. »So bin ich eben.« Ihre Aufmerksamkeit wanderte an mir vorbei

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