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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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auf Klecks, und ihre Lippen zuckten. »Um eine Metapher zu gebrauchen, die deine Spinne zu würdigen wüsste: Nymphen haben zwar schnell Feuer gefangen, aber wenn sie es erst einmal getan haben, glühen sie trotzdem für eine lange Zeit.«
    Darauf hatte ich keine Antwort, und zum Nachdenken ließ Lena mir keine Ruhe. Sie stand auf und zog mich auf die Füße. »Ich denke, wir wollen hier nicht länger rumlungern.«
    »Wir können noch nicht fort.« Ich zeigte auf den kaputten Automaten, während ich versuchte, mich zu konzentrieren. »Wenn ich beim nächsten an der Reihe bin, dann will ich genau wissen, was diese Dinger am Laufen hält.«

Kapitel 18
    Ich stand über dem Automaten; ein ungeschulter Gerichtsmediziner im Begriff, der Welt sonderbarste Autopsie durchzuführen.
    Die Schwierigkeit bei der Sache war: Auch ›tot‹ war der Automat praktisch unverwundbar. Hubert mochte imstande gewesen sein, das Ding zu pfählen, aber mir war es bisher nicht gelungen, auch nur einen einzigen Metallblock von seinem hölzernen Körper zu brechen. Klecks verfolgte mein Treiben misstrauisch von der Schulter aus. Er hatte sich so weit beruhigt, dass er mir Gesellschaft leistete, hielt sich aber bereit, beim geringsten Anlass die Flucht zu ergreifen.
    So erpicht ich auch darauf war, die Geheimnisse des Automaten zu lüften, ich konnte dennoch nicht aufhören, an Lena zu denken.
    Es war nur ein Kuss gewesen, und ein relativ kurzer obendrein. Wir hatten gegen einen Automaten gekämpft und überlebt. Wer wäre danach nicht von Erleichterung und Siegesfreude mitgerissen worden? Was sie auch für mich empfinden mochte, es änderte nichts an der Tatsache, dass sie in Nidhi Shah verliebt war.
    Doch was wurde aus dieser Liebe, je länger sie von Shah getrennt war? Je mehr Zeit sie mit mir verbrachte …
    Ich riss mich von diesem Gedankengang los. Lena war keine Sache, die man stehlen konnte. Sie hatte ihre Wahl getroffen. Sie brauchte mich nicht, nicht solange Shah lebte und ein Mensch war.
    Trotz der letzten Woche wusste ich so wenig über ihre Macht. Die Art, wie sie ihren Baum betrat, erinnerte mich an meine eigene Zauberkraft, wenn ich in die Seiten einer Geschichte griff. Der Baum war ihr Portal zur Magie. Aber wie konnte Lena nach Belieben in dieser Magie ein- und ausgehen? Absorbierte der Baum ihren physischen Körper und hielt ihn fest? Jener Baum konnte unmöglich groß genug gewesen sein, um sowohl Lena als auch den Automaten aufzunehmen, was die Vermutung nahelegte, dass ihre Körper irgendwie umgewandelt und zu einem Teil des Baums geworden waren.
    »Was ist passiert, als du den Automaten mit dir hineingezogen hast?«, fragte ich. »Wie hast du ihn bekämpft? Woher weißt du, dass er nicht entkommen wird?«
    »Es ist schwer zu beschreiben«, sagte sie. »Er kämpfte gegen mich und gegen den Baum selbst. Als seine Kraft schwand, versuchte er, mir meine zu stehlen.« Sie berührte den Boden, wie um mit dem Griff nach den Wurzeln diese Erinnerungen zu berühren. »Deshalb hat er verloren. Er hat die Magie des Baumes nicht verstanden.«
    »Ich verstehe sie auch nicht.«
    »Ich habe nicht gegen ihn gekämpft, Isaac.« Sie machte eine Geste zu den Bäumen hin. »Kämpfen sie gegen den Wind? Kämpfen sie im Winter gegen Schnee und Eis? Sie halten aus. Sie leben. Sie wachsen. Feuert man eine Kugel in den Stamm, wird er heilen, indem er wächst, um diese Kugel in sich zu umschließen. Hackt man einen Ast ab, wird die Borke die Wunde verschließen.«
    »Außer man fällt das ganze Ding«, sagte ich.
    Sie schaute weg. Ich fragte mich, ob sie sich wohl gerade an ihren eigenen Baum erinnerte, der von Vampiren getötet worden war. »Der Automat versuchte, meine Stärke zu nehmen. Ich ließ ihn. Je mehr von mir ihn durchströmte, umso mehr wurde er ein Teil von uns. Ein Teil des Baumes.«
    »Der größte Teil des Automatenkörpers besteht aus Holz«, grübelte ich. Das könnte es Lena erleichtert haben, ihn in den Baum aufzunehmen. Ich versuchte noch einmal, die Lettern von dem Körper vor uns abzubrechen. »Kannst du diesen hier so aufweichen, dass ich die hier abreißen kann?«
    Lena legte ihre Hand auf meine. Sie verzog das Gesicht, als sie in Berührung mit dem Körper kam, aber die starren Splitter bogen sich allmählich unter unserer Berührung. Ich wackelte an einem der Buchstaben wie an einem losen Zahn hin und her, bis er schließlich abbrach. Weitere Lettern folgten. Ich legte sie der Reihenfolge nach hin und studierte die

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