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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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breitete sich aus, um mich einzuschließen. Klecks sauste an meinem Körper hinunter, sprang wie ein winziger Butanbrenner in den Nebel und brannte den Dunst weg. Aber die Spinne war zu klein, um ernsthaften Schaden anzurichten. Ich wich an die Wand zurück. Ein Arm verfestigte sich innerhalb des Nebels, und Finger packten mein Handgelenk.
    »Lena, ich könnte hier hinten ein bisschen Hilfe gebrauchen!«
    Ich ließ die andere Hand in eine Innentasche meines Mantels gleiten, während der Angreifer sich umformte. Meine Fingerspitzen berührten ein dreißig Jahre altes Taschenbuch. Als der Vampir sah, was ich machte, riss er mir den Mantel herunter, wobei er fast die Arme mitnahm. Es gelang mir jedoch, das Buch festzuhalten, selbst als er mich herumwirbelte und mit dem Gesicht gegen eine der Dampfleitungen drückte.
    Ich streckte den Arm nach hinten und drückte ab. Der Schuss streifte das Gesicht des Vampirs; die Haut warf Blasen und schälte sich. Er riss an meinem Handgelenk, und die Pistole fiel scheppernd auf den Boden. Er verlagerte seinen Griff hinauf zu meinem Kragen, zerrte mich hin und her wie ein Hund, der ein Eichhörnchen schüttelt, und knallte mich dann mit dem Rücken gegen die andere Wand.
    »Bettle, Buchmagier!« Sein Atem war kühl und übel riechend, als wäre ein Tier zum Sterben in seine Brust gekrochen. Die linke Hand umklammerte meine Gurgel, und Fingernägel wie Rasierklingen stießen in das weiche Fleisch des Halses hinter meinem Kiefer.
    »Was zum Teufel bist du?«, flüsterte ich. Seine Augen glichen keinen, über die ich in irgendeinem Vampirbuch je gelesen hatte. Jede Pupille hatte die Form eines Kreuzes, als hätte jemand die schlitzförmigen Pupillen einer Katze genommen und quer übereinandergelegt. Goldene Iriden glitzerten im Feuerschein.
    »Willst du das wirklich wissen?« Sein Mund öffnete sich weiter.
    Das Traurige war, ich wollte das tatsächlich. Eine bislang unentdeckte Vampirspezies? Zu gern hätte ich gewusst, woher er kam!
    Ich verstärkte meinen Griff um das Buch. Das Gummiband markierte eine Seite, die ich schon so oft gelesen hatte, dass ich sie im Schlaf hätte aufsagen können. Es handelte sich um eines der wenigen Bücher, deren Magie ich benutzen konnte, ohne die Seite zu lesen, was exakt der Grund dafür war, dass ich es dabeihatte. Meine Finger sanken durchs Papier in heiße Wüstenluft.
    Der Vampir zog ein Häutungsmesser mit schwarzem Heft aus seinem Gürtel. Getrocknetes Blut verdunkelte die Schneide der Klinge und den gemein aussehenden Haken auf ihrem Rücken. »Bettle für mich!«, flüsterte er.
    Die Finger meiner Hand schlossen sich um ein Metallrohr. Ich ließ das Buch fallen, legte einen Schalter um, und mit einem Brummen entsprang dem Ende des Rohrs eine leuchtende Klinge.
    Mein erster Hieb trennte den Arm des Vampirs am Ellbogen ab. Das Messer fiel klirrend zu Boden. Ich duckte mich und schlug ihm mit dem Rückschwung die Beine ab. Er fauchte und begann sich in Dunst aufzulösen.
    Ich machte einen Schritt zur Seite, studierte kurz die Rohrleitungen und schlitzte die unterste auf. Heißer Dampf zischte nach unten, direkt in den Dunst hinein. Ein paar Sekunden später formte der sich wieder um, und der Vampir zog sich mit dem verbliebenen Arm aus dem Dampf.
    Ich richtete die brummende Klinge auf seine Kehle. »Ray Walker war mein Freund.«
    Seine Miene zuckte. Verwirrung, Furcht, Wut … Gefühle rasten vorbei wie Zahlen in einem Rouletterad.
    »Du sagst mir jetzt, wo ich Gutenberg finde und was zum Teufel du bist!« Ted hatte Angst vor diesem Ding gehabt. Wieso?
    Seine Augen glühten wie Kohlen, sodass die schwarzen Kreuze seiner Pupillen noch schwärzer wirkten. »Das wirst du noch früh genug herausfinden, Pförtner!«
    Die Flammen begannen in seinem Innern. Aus Wut wurde Schmerz, dann Angst, als Rauch ihm aus Mund und Nase strömte. Schließlich schrie der Vampir, als das Feuer seinen Körper verzehrte. Augenblicke später waren Klecks und ich allein und starrten auf eine Schicht schwarzer, öliger Asche herab.
    Ich deaktivierte meine Klinge. Das Heft entglitt meinen Fingern und polterte zu Boden. Ich hörte Lena meinen Namen rufen, aber ich gab keine Antwort. Ich bewegte mich überhaupt nicht.
    Die letzte Verhöhnung des Vampirs hatte er auf Mittelhochdeutsch ausgestoßen.

Kapitel 8
    Als Lena endlich kam, stand ich immer noch da und starrte die schwarze Schweinerei auf dem Boden an.
    »Du hast ihn getötet!« Missbilligung verlieh ihren Worten

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