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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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gleichzeitig umdrehten und in die Dunkelheit flohen. Fluchend setzte ich ihnen nach, indem ich dem Klicken ihrer Nägel folgte und auf jede schoss, die ich entdeckte. Ich erledigte noch vier, ehe wir das Ende des Tresorraums erreichten.
    Die Ratten strömten durch den Schutt und verschwanden in einer Mauerlücke. Ich feuerte weiter und versuchte das Loch mit ihren Leichen zu verstopfen, aber es reichte nicht.
    Augenblicke später warf Lena tote Ratten beiseite und legte einen sauber gebohrten Tunnel von ungefähr fünfzehn Zentimeter Durchmesser frei. »Wo der wohl hinführt?«
    Wir befanden uns am Rand der Bibliothek. Stirnrunzelnd versuchte ich mich zu orientieren und mir die anderen Gebäude auf dem Campus vors Auge zu führen. »Ich bin mir nicht sicher.«
    Vorsichtig bewegte sich Lena in das Loch hinein. Ich folgte ihr durch den abschüssigen Tunnel, der am Boden eines rechteckigen Korridors mündete. Licht von Gittern über uns enthüllte Stahlrohre, die an der Wand entlangliefen. Ich knipste die Taschenlampe aus und ergriff mein Exemplar von Alice . Ein schneller Trunk aus Kapitel vier, und sowohl Lena als auch ich dehnten uns wieder zu normaler Größe aus. Ich presste eine Hand gegen die Wand und versuchte, die verrückten Neckereien der Herzkönigin zu unterdrücken. Keine Frage, ich musste eine Zeit lang aufhören, dieses Buch zu benutzen!
    Klecks kletterte an meinem Mantel hoch und nahm seinen Stammplatz auf der Schulter wieder ein. »Ein Dampftunnel«, sagte ich leise. Selbst von hier aus konnte ich die Hitze spüren, die von den Rohren waberte. Der Boden bestand aus nacktem Zement, die Wände waren schmutzig gelb. »Sie verlaufen unter den meisten Gebäuden auf dem Campus.«
    Der Boden war sauber: kein Fell, kein Kot, keine kleinen Fußabdrücke. »Aufteilen?«, fragte Lena.
    Ich nickte und bog nach links ab. Von oben konnte ich Stimmen hören und einmal etwas, das sich wie ein vorbeifahrendes Skateboard anhörte; aber von unserem Vampir war nichts zu sehen. Die Gitter waren geschlossen, und ich war mir ziemlich sicher, dass wir es gehört hätten, wenn jemand sie geöffnet hätte. Ratten hätten sich zwar hindurchzwängen können, aber so viele flüchtende Ratten hätten Geschrei verursacht.
    Das Ding, das meinen Freund umgebracht hatte, war bestimmt nicht geflohen. Es genoss das Töten, und es hasste die Pförtner. Es war noch hier!
    »Was haben die Pförtner dir eigentlich angetan?«, rief ich. »Dir die Fangzähne gekürzt? Dich mit eingeklemmtem Schwanz heimgeschickt zu deinem Erzeuger?« Ein leises Kichern in der Ferne ließ mich zusammenfahren. »Weißt du, du wirst der vierte Vampir sein, den ich diese Woche töte.«
    »Pförtner!« So, wie der Vampir das Wort ausspuckte, konnte ich zwei Dinge sagen: Er war männlich, und er war angepisst. »So arrogant!«
    Seine Worte echoten im Tunnel, was es schwieriger machte, ihn zu orten. »Wo ist Gutenberg?«
    »Du hast ja keine Ahnung, wer er ist! Was er getan hat!«
    Ich wirbelte herum. Wie zum Teufel war er hinter mich gekommen? »Dann erklär es mir! Schließlich ist das hier eine Universität.«
    Er trat ins Licht. Knapp zwei Meter groß, mit Haut weiß wie Milch, wie man gut erkennen konnte, denn er hatte sich nur eine verschlissene Bluejeans umgeschnallt und war ansonsten nackt. Offenbar hatte er keine Zeit gehabt, sich fertig anzuziehen, nachdem er die Gestalt gewechselt hatte. Zottelige braune Haare fielen am Hals vorbei; an seinem wie aus Stein gehauenen Körper klebte Staub. Er ging angespannt auf und ab, Kopf und Schultern nach vorn gebeugt. »Du meinst, deine Waffe könnte mich aufhalten, Isaac?«
    Ich versuchte, meine Reaktion zu verbergen. Es gelang mir nicht.
    »Oh, ja! Ich weiß genau, wer du bist, kleiner Buchmagier!« Er lächelte, wobei seine Fangzähne sich in die Unterlippe gruben. Klecks brach in Flammen aus, als der Vampir näher kam. Ich wandte den Kopf von der Feuerspinne ab und achtete sorgsam darauf, den Augenkontakt mit dem Vampir nicht mehr zu lösen.
    »Gleichfalls«, sagte ich. »Du bist das Ding, das meinen Freund ermordet hat.« Ich drückte ab. Sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz, und er begann, sich aufzulösen.
    Es dauerte einen Moment, bis ich erkannte, dass er sich gar nicht auflöste, wie es die Ratten getan hatten. Stattdessen sank er zu einem Tümpel rosastichigen Nebels zusammen, der auf mich zuglitt.
    Ich feuerte in den Nebel und brannte ein Loch durch die Wolke, doch das bremste den Vampir nicht. Er

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