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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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schwierig werden, sie dazu zu bringen, uns zuzuhören.« Insbesondere weil der eine Vampir, der vielleicht in der Lage gewesen wäre zu beweisen, dass ich recht hatte, sich selbst verbrannt hatte.
    Leichtfüßig erhob sich Lena und ging aufs Bad zu. »Was dagegen, wenn ich mich schnell dusche?«
    Ich schüttelte den Kopf, während ich im Geist schon die möglichen Titel katalogisierte, die ich morgen kaufen wollte.
    »Weißt du, du bist selbst ziemlich dreckig.«
    Ich blinzelte und sah auf. »Was?«
    Sie lehnte am Rahmen der Badezimmertür, die Arme verschränkt, und beobachtete mich mit einem spitzbübischen Lächeln. »Du solltest wirklich etwas Stress abbauen! Und ich auch.« Ihr Grinsen wurde breiter. »Mit dir oder ohne dich.«
    Und von einem Moment auf den andern dachte ich nicht mehr an Vampire. »Ähm.«
    »Es liegt bei dir, Isaac.« Sie schlüpfte ins Bad, ließ die Tür jedoch einen Spalt weit offen. Ich hörte das Rascheln von Kleidern, und meine Einbildungskraft ergänzte die Details. Das leise Kratzen eines Reißverschlusses. Das Geräusch von Jeans, die achtlos auf den Boden geworfen wurden. Das elastische Schnalzen eines BH-Trägers, als sie die Haken öffnete.
    Ich holte tief Luft, ließ mich aufs Bett zurücksinken und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. In der Dusche fing das Wasser an zu rauschen, gefolgt vom metallischen Schrammen der Ringe des Duschvorhangs über die Stange.
    Damals in den Neunzigern hatte einmal ein Pförtner namens Ken Cassidy ein bisschen Magie aus einem Piers-Anthony-Roman eingesetzt, um Frauen dazu zu bringen, sich in ihn zu verlieben. Oder vielmehr ihn zu begehren. Deb DeGeorge war herbeigerufen worden, um sich um ihn zu kümmern, und hatte ihm etwas von seinem eigenen Trank in den Drink gekippt, sodass er sich in das nächste Lebewesen verliebte, das er sah.
    Nach meinem aktuellen Kenntnisstand hatte Ken die Zauberei aufgegeben und sein Leben ganz der liebevollen Aufmerksamkeit für seine Amazonaspapageiendame Annabelle gewidmet.
    Falls ich einen Vorteil aus Lenas Natur zöge, unterschied mich dann noch etwas von Ken Cassidy? Egal ob ich es war, der den Zauber wirkte, oder nicht … Lena war durch Magie gezwungen, sich einen Partner auszusuchen und sich zu paaren, nicht anders als jedes von Kens Opfern.
    Was war also die Alternative? Sich ›nobel‹ zu verhalten und darauf zu warten, dass sie jemand anders fand?
    Zum Teufel, jetzt hatte sie auch noch angefangen zu singen! Ein Lied von Madonna, so wie sich’s anhörte. Ich konnte sie in meiner Vorstellung sehen, wie ihr dichtes schwarzes Haar nass und glatt zwischen ihren Schulterblättern herabfiel und das Licht auf ihrer feuchten Haut schimmerte.
    Lena war eine Hamadryade. Eine Nymphe. Das bedeutete, dass ich keinerlei Zweifel hatte, dass sie mir sehr gründlich und effektiv helfen könnte, ›meinen Stress abzubauen‹. Und außerdem: Ich war neugierig . Sie wirkte menschlich, aber sie war noch etwas mehr. Etwas Magisches. Wie würde es sein, durch diese Tür zu gehen, die dreckigen Kleider abzustreifen und ihr Gesellschaft zu leisten?
    Meine letzte Beziehung, falls man es so nennen konnte, war vor über einem Jahr zu Ende gegangen. Sie hatte sechs Wochen gedauert, was bei mir ungefähr der Durchschnitt war, seit ich den Pförtnern beigetreten war. Aber Lena wusste über Zauberei Bescheid. Ich würde diesen Teil meines Lebens nicht verheimlichen müssen, nicht vorgeben müssen, jemand zu sein, der ich nicht war.
    Ich ging zum Bad. Durch die Tür konnte ich eben so das angelaufene Glas des Spiegels und den gelben Duschvorhang ausmachen, hinter dem … ein Fantasiebild stand. Eine Dryade, erschaffen aus den Seiten eines Buches, das sich wie das mit sexuellen Tagträumen gefüllte Tagebuch eines geilen Teenagers las.
    »Verdammt!« Ich biss auf die Zähne und zog die Tür zu. Lenas Kichern konnte ich trotzdem noch hören.
    Ich stapfte zum Bett zurück. Mich hinzusetzen war entschieden unbequemer als vorher. Mit mahlenden Kinnladen zog ich ein ramponiertes Exemplar von Tolkiens Die Gefährten aus einer meiner Manteltaschen und tat mein Möglichstes, mich auf etwas anderes als Lena Greenwood zu konzentrieren.
    Es war eine Taschenbucherstausgabe von Ballentine mit Barbara Remingtons psychedelischem Umschlagbild, das grüne Hügel und rosa Berge zeigte, zusammen mit wahllos verstreuten Bäumen und Schlangen und Eidechsen sowie Kreaturen, die wie Emus aussahen. Der Buchrücken war schlimm zerknittert, Teile davon lösten

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