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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Papierkopien unserer eigenen Dateien und Aufzeichnungen aufbewahrt werden. Nach der letzten Zählung hätten in diesem Archiv mehr als tausend Bücher lagern sollen, darunter auch die einundvierzig Titel, die ich selbst im Lauf der letzten beiden Jahre gekennzeichnet hatte.
    Mit dem Kopf voran krabbelte Klecks zur Seite des Schachts und dann auf einem der dicken Stahlkabel längs der Wand hinunter. Meine Beine schwitzten, und ich konnte spüren, wie Klecks zitterte, als wir hinabstiegen, so als kämpfe er gegen seine eigenen Instinkte an. Da unten war noch etwas anderes.
    Angesichts der zusätzlichen Schutzvorkehrungen, die die Pförtner getroffen hatten, hatte ich die Hoffnung gehegt, dass das Archiv vielleicht unversehrt geblieben war. Aber unsere ersten Schritte durch die zerquetschten Aufzugstüren belehrten mich eines Besseren: Dieser Bereich war im Gegenteil noch schwerer getroffen worden als alles, was darüberlag. Vier Stockwerke Schutt waren durch die Decke gekracht, als ob sie aus Papiertaschentüchern bestanden hätte. Sogar in unserer jetzigen Größe dauerte es mehrere Minuten, überhaupt einen Weg aus dem Aufzugsschacht zu finden.
    »Machst du dir keine Sorgen, dass man diesen Ort entdecken wird, wenn die erst mal die Trümmer weggeräumt haben?«, flüsterte Lena.
    »Die Pförtner werden jemanden in die Wiederaufbaubemühungen einschleusen, um über das Kellergeschoss zu planieren. Und dann wird einfach das Gedächtnis von jedem Beteiligten, der Fragen stellen könnte, nachjustiert.« Sobald Klecks festen Boden erreicht hatte, hielten wir an, damit Lena und ich absteigen konnten, ein Vorgang, der eine Menge chaotischer Anstrengungen beinhaltete, denn jeder Faden musste mühsam abgezogen werden, als wenn es sich um doppelseitiges Klebeband gehandelt hätte. Nachdem wir uns von Klecks befreit hatten, brachten wir mehrere Minuten damit zu, uns gegenseitig den Rest des Spinnenzeugs abzureißen.
    Klecks hatte es da einfacher. Kaum waren wir beiseitegegangen, begannen seine Borsten rot zu glühen, und gleich darauf verschwand alles Gewebe an seinem Körper in einer Rauchwolke.
    Lena reichte mir die Taschenlampe und nahm ihre Bokken zur Hand. Wir waren erst ein paar Schritt weit gegangen, als über Klecks’ Rücken plötzlich Flammenwellen zischten. Ich ließ meine Blicke forschend durch die Dunkelheit schweifen, aber der kleine Taschenlampenstrahl entdeckte nichts Gefährlicheres als eine einsame Ratte. Als Lena ihre Waffen hob, huschte die Ratte davon.
    »Falls irgendein Teil dieses Ortes erhalten geblieben ist, dann dürfte es der Tresorraum sein, in dem die Bücher aufbewahrt werden. Er liegt in der Mitte.«
    Ich zog ein Buch heraus und besorgte mir eine fies aussehende Mikrowellenpistole. Dem Autor zufolge sollte sie Fleisch verdampfen lassen, ohne etwas anderem Schaden zuzufügen … wie Büchern oder dem immer noch nicht zur Ruhe gekommenen Schutt.
    Ein aus dem Buch dringendes Raunen kitzelte mich an den Grenzen meines Verstands. Zu viel Zauberei plus zu wenig Schlaf war eine Gleichung für letztendlichen Wahnsinn; aber noch blieb mir Zeit. Ich brachte die Stimmen, so gut ich konnte, zum Verstummen und konzentrierte mich darauf, Lena zu folgen, die gerade über eine geborstene Deckenplatte kletterte.
    Hier unten, abgeschnitten von dem oberirdischen Chaos, wurde jedes Geräusch verstärkt. Meine Nerven vibrierten; jedes Ächzen und Knarren ließ mich zusammenzucken.
    Meine Taschenlampe sollte eigentlich die Dunkelheit bis zu siebzig Meter weit durchdringen, aber der Schrumpfungsprozess hatte den Strahl geschwächt, sodass ich kaum Umrisse in zwei Meter Entfernung erkennen konnte. Es gab aber auch nicht genug Platz, um unsere normale Größe wieder anzunehmen.
    Der Tresorraum hatte den Beschädigungen tatsächlich besser widerstanden als der Rest der Bibliothek. Eine einzige Reihe ein Meter hoher Bücherregale erstreckte sich bis in die Mitte des Raums. Diese Regale waren aus Armierungsstahl gebaut, die Vorderseiten mit magisch verstärktem Sicherheitsglas bedeckt: zentimeterdicke Scheiben, die eigentlich unzerbrechlich sein sollten.
    Das Glas war geborsten; die Regalböden bogen sich unter der Last der herabgestürzten Balken und Sparren. Wir bewegten uns in den dreieckigen Tunnel, der von den Trümmern gebildet wurde, die sich an die Regale stützten. Ich leuchtete mit der Lampe durch die gezackte Reihe der Glaszähne. Viele Bücher standen noch da, aber die unterste Reihe war komplett leer. »Das ist

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