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Die Buchmalerin

Die Buchmalerin

Titel: Die Buchmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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für jemanden, dem der Scheiterhaufen droht …«
    Was zutreffen mochte oder auch nicht, ging es Roger durch den Kopf. Es war möglich, dass der Staufer die Frau reich belohnte. Es war jedoch auch ebenso möglich, dass ihm ihr Schicksal völlig gleichgültig war. Aber dies war belanglos. Es zählte allein, dass es ihm gelang, den Zeugen zu finden und zu Friedrich zu bringen.
    Etwas aus Enzios Jugend fiel Roger wieder ein und er warf es mit in die Waagschale. »Vielleicht interessiert es Euch zu wissen, dass der Kardinal von Trient als junger Mann im Heer Simons von Montfort gegen die Albigenser gekämpft hat.«
    Donata schien seine Worte nicht gehört zu haben. Sie zog ihren Mantel enger um sich, als ob sie sich schützen müsste, hob den Kopf und blickte nach Westen, wo die Sonne als eine gelbliche Scheibe über dem verschneiten Tal stand. Schließlich wandte sie Roger das Gesicht zu. Trotz der Kälte war es immer noch sehr blass. »Was tut Ihr, wenn mich all Eure Argumente nicht überzeugen und ich mich dagegen entscheide, mit Euch zu kommen?«
    »Ich lasse Euch nicht gehen«, erwiderte Roger ruhig.
    »Ihr könnt mich nicht zwingen.«
    »Doch, denn Ihr werdet als rückfällige Ketzerin gesucht. Wenn Ihr Euch weigert, liefere ich Euch der Inquisition aus.«
    »Euren Zeugen findet Ihr dadurch nicht …«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht«, Roger zuckte die Schultern. »Friedrich hat auch Kundschafter an Heinrichs Hof. Möglicherweise wissen sie etwas, was mir weiterhilft … Zugegeben, ich bin auf Eure Hilfe angewiesen. Aber Ihr seid noch sehr viel mehr davon abhängig, dass ich Euch nicht verrate.«
    Donatas Blick irrte zu dem Messer, das ein Stück entfernt im Schnee lag.
    »Lasst das!«, sagte Roger bedächtig. »Ich bin stärker als Ihr …«
    Sie starrten sich an. Ihr Gesicht war leblos, wie eine Maske. Nur ihre Augen brannten darin.
    »Es war sehr großzügig von Euch, dass Ihr mir damals geholfen habt zu entkommen«, Donatas Stimme war bitter und spöttisch zugleich. »Ich konnte seitdem erfahren, dass Menschen auch uneigennützig sein können. Aber auf Euch trifft das nicht zu …« Für einen Moment spiegelte ihr Gesicht Wehmut und sie tastete mit einer verlorenen Gebärde über den Stoff ihres Mantels. Sofort verhärtete sich ihre Miene wieder.
    »Seht es doch so«, Roger verlagerte sein Gewicht und versuchte, seine Stimme gleichmütig klingen zu lassen, »wenn ich Euch nicht geholfen hätte, wärt Ihr wahrscheinlich schon längst tot. Jetzt habt Ihr immer noch die Möglichkeit, mit dem Leben davonzukommen …«
    »Eine sehr große Möglichkeit«, versetzte sie zornig.
    »Wie ich Euch bereits sagte, ohne mich ist die Wahrscheinlichkeit sehr viel geringer, dass Ihr den Winter überlebt, geschweige denn die darauf folgende Zeit …«
    Sie stützte den Kopf in die Hände. Als ihr der Wind das Haar wieder ins Gesicht wehte, schob sie es geistesabwesend zurück. Für einen Moment ruhten ihre Finger auf ihrer Wange, so als ob sie versuchte, sich selbst Trost zu spenden. Sie hat schöne Hände, ging es Roger durch den Kopf, dass sie Buchmalerin gewesen ist, entspricht ihnen. Sofort jedoch schob er diesen Gedanken beiseite. Die Frau war nicht wichtig, nur sein Auftrag zählte.
    Schließlich wandte sie sich ihm wieder zu. Donatas Augen brannten noch immer. Aber ihre Stimme klang gefasst. »Ich habe also keine Wahl.«
    »Nein.«
    »Wo glaubt Ihr, werdet Ihr den Zeugen finden?«
    »An Heinrichs Hof oder im Umkreis davon. Der König soll sich zurzeit in Trier aufhalten.«
    »In Trier …«, murmelte sie. Wieder starrte sie einen Moment vor sich hin, ehe sie den Kopf erneut hob. »Und wenn Ihr den Zeugen gefunden habt, wie wollt Ihr ihn dazu bringen, mit Euch zu kommen? Mit der Inquisition werdet Ihr ihm kaum drohen können.«
    »Es gibt viele Möglichkeiten«, entgegnete er. »Geld ist eine davon. Heinrich ist kein Herr, der es vermag, die Menschen an sich zu binden, die ihm dienen. Der sie dazu bringt, ihm die Treue zu halten …«
    »Ihr meint, anders als der Kaiser?« Donatas schmales Gesicht spiegelte Verachtung.
    »Das geht Euch nichts an«, versetzte er scharf. Am Himmel hatte die Sonne mittlerweile eine orangerote Färbung angenommen. Das Glitzern des Schnees war matt und die versengten Balken des Gebäudes bildeten lange Schatten.
    »Habt Ihr einen Schlafplatz gefunden?«
    Donata deutete auf eine breite Lücke im Gebälk, hinter der das verschneite Backhaus zu erkennen war.
    »Kein schlechter Platz«,

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