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Die Buchmalerin

Die Buchmalerin

Titel: Die Buchmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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es Euch ernstlich übel nehmen, wenn Ihr meine Behandlung gefährdet.«
    »Ihr habt einen Extrakt aus der Salweide für die Brandwunden genommen, nicht wahr? Und Kamille, Arnika und Ringelblume gegen die Entzündungen?« Roger war dankbar, über diese vertrauten Dinge sprechen zu können. Es lenkte ihn ein wenig ab. »Ich schätze, es war nicht leicht, mich am Leben zu halten, und ich bin Euch dankbar. Ihr versteht Euer Handwerk.«
    »Ihr kennt Euch in der Medizin aus?«
    »Ja, ich bin ein Medicus.«
    »Nun, dann solltet Ihr erst recht wissen, dass Ihr Euch schonen müsst«, brummte der Mönch.
    Ein großer, kräftiger Benediktiner trat nun in die Kammer, der um die vierzig Jahre alt sein mochte und ein hakennasiges, waches Gesicht hatte. Er bat Berchthold, sie allein zu lassen. Einen Moment lang musterten sich die beiden Männer forschend.
    »Nun, warum wollt Ihr mit mir reden?« Die Stimme von Volker, dem Prior, klang höflich, aber abwartend.
    »Euer Abt ist nach Köln geritten. Hat er Euch dargelegt, warum?«
    »Er hat mir einiges gesagt. Außerdem hat er mir aufgetragen, nach einem Mann suchen zu lassen, dem möglicherweise etwas zugestoßen sei. Ihr seid übel zugerichtet gewesen, als Ihr hier ankamt …« In seinen Worten schwang eine Frage mit.
    »Falls Ihr darauf hinauswollt – ich schätze, ich bin der Mann, den Euer Abt suchen ließ«, entgegnete Roger. Wieder musste er gegen seine Schwäche ankämpfen. »Ich bin ein Kundschafter Friedrichs.«
    Der Prior nickte nachdenklich. »Der Abt erklärte außerdem, er müsse wegen einer Sache nach Köln, in die seine Großtante, die Äbtissin des Klosters Maria im Kapitol, verwickelt sei und die möglicherweise außerdem Belange des Reiches und der Kirche beträfe.«
    »Welcher Tag ist heute?«
    »Der Tag des heiligen Eustasius, der zweite Tag im Monat März«, entgegnete der Mönch überrascht.
    »Der Prozess gegen die angeblichen Mörder Gisberts, habt Ihr erfahren, wann genau er stattfinden soll?«
    »Am Tag der heiligen Felicitas, am siebten Tag des Monats.«
    In fünf Tagen also … Roger verwünschte die Ohnmacht, die ihn so lange umfangen hatte.
    »Wie sind die Wege?«
    »Es liegt immer noch Schnee …«
    Immerhin hatte das Tauwetter noch nicht eingesetzt. Aber auch so würde es schwer werden, in dieser kurzen Zeit bis nach Köln zu kommen.
    »Wie viele Männer habt Ihr im Kloster, die mit Waffen umgehen können?«
    »Warum wollt Ihr das wissen?«, der Prior starrte ihn entgeistert an.
    »Kommt schon, wie viele sind es?«
    »Vielleicht vierzig. Aber, bei allen Heiligen, warum fragt Ihr danach?«
    »Hat Euch Euer Abt mitgeteilt, dass der Kardinal von Trient plant, einen Aufstand gegen den Kaiser anzuzetteln, und möglicherweise auch beabsichtigt, den Papst zu stürzen?«
    »Er hat es mir gesagt.« Die Miene des Benediktiners spiegelte einen tiefen Schrecken. Derselbe Schrecken hatte ihn heimgesucht, als er zum ersten Mal von diesem unfassbaren Verbrechen erfahren hatte.
    »Dazu will der Kardinal Unschuldigen einen Mord anlasten, den er selbst begangen hat. Wenn Ihr die winzig kleine Möglichkeit nutzen wollt, dies zu verhindern, solltet Ihr Hugo, Eurem Abt, mit jedem Mann, der kämpfen kann, zu Hilfe kommen.« Wieder überfiel Roger die Schwäche und er musste sich anstrengen, um weiterreden zu können. »Welche Tageszeit ist es?«
    »Kurz vor der Vesper …«
    Der Abend war also schon angebrochen. Bis die Pferde und Vorräte bereit waren, würden ohnehin einige Stunden vergehen.
    »Dann ziehen wir morgen früh mitsamt den vierzig Mönchen los!«
    »Aber ich kann so etwas nicht ohne die Erlaubnis des Abtes tun. Dies ist ein schwerer Verstoß gegen unsere Regel!«, protestierte der Benediktiner entsetzt.
    »Ihr klärt das mit Eurem Abt, sobald Ihr ihn in Köln trefft. Wenn Ihr nicht aufbrecht, macht Ihr Euch eines viel schwerwiegenderen Vergehens schuldig.«
    Die beiden Männer maßen sich mit Blicken. Schließlich nickte Prior Volker. »Ich werde das Kapitel einberufen und es den Brüdern mitteilen.«
    Er wandte sich zur Tür, blieb jedoch noch einmal stehen und musterte Roger, der totenbleich und mit schweißnassem Gesicht auf dem Strohsack kauerte. »Allerdings, was Euch betrifft, glaube ich nicht, dass Ihr Euch im Sattel halten könnt.«
    »Dann müsst ihr mich auf einen Schlitten legen.«
    Roger besann sich und verwünschte die bleierne Müdigkeit, die sich in seinem Kopf breit und ihm das Denken schwer machte. »Wie kam es eigentlich dazu, dass der Abt

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