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Die Buchmalerin

Die Buchmalerin

Titel: Die Buchmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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nach mir suchen ließ?«
    »Diese Frau, Donata, meinte, dass Ihr ein Kundschafter Friedrichs wärt und möglicherweise irgendwo verletzt liegen könntet.«
    Nachdem der Prior die Kammer verlassen hatte, ließ sich Roger wieder auf den Strohsack sinken. Donata dürfte es nicht leicht gefallen sein, für einen von Friedrichs Leuten um Hilfe zu bitten, dachte er. Ein schwaches Lächeln breitete sich auf seinem eingefallenen, von einem stoppeligen Bart verunstalteten Gesicht aus.

    *

    Während Abt Hugo den weiten Hof des erzbischöflichen Palastes überquerte – vorbei an Knechten, die Pferde auf dem mit Stroh bedeckten Grund bewegten, und anderen Bediensteten, die ihren verschiedenen Geschäften folgten –, dachte er darüber nach, dass er von Donata nichts mehr vernommen hatte. Was ein gutes Zeichen sein und bedeuten konnte, dass sie sicher ins Kloster gelangt war. Aber genauso gut konnte es auch ein schlechtes Omen sein, denn wenn Enzios Leute sie ergriffen hatten, würde er dies nicht unbedingt erfahren.
    Wie hieß es in der Schrift? Ich werde dich gürten und führen, wohin du nicht willst? Hugo gestand sich ein, dass er sich wünschte, Gott hätte ihm keine Verantwortung in dieser schwierigen und vertrackten Sache aufgeladen.
    Ein Windstoß riss an seiner Kutte und er zitterte unter der Kälte. Graue Wolken bedeckten den Himmel über der Stadt. Er unterdrückte einen Seufzer. Mittlerweile war es schon März. Es war kaum zu glauben, dass die Christenheit in wenig mehr als einem Monat das Osterfest feiern würde. Mit jedem Tag sehnte er mehr den Frühling herbei.
    Als er das Palastgebäude fast erreicht hatte, ritt Enzio in Begleitung von einem halben Dutzend seiner Soldaten auf den Hof. Der Abt blieb stehen und schaute ihm entgegen. Die Haltung des Kardinals war lässig, verriet aber auch eine große, gezügelte Kraft. Kurz schien es Hugo, als ob ein Schatten von Unmut oder Verärgerung über Enzios Gesicht huschte. Doch als er nun langsam auf den Benediktiner zuritt, war seine Miene wieder freundlich und zuvorkommend.
    »Abt Hugo, welche Freude, Euch zu begegnen!«, sagte Enzio herzlich, als er ihn erreicht hatte. »Seid Ihr zu mir oder zu Heinrich von Müllenark gekommen oder führen Euch ganz andere Dinge hierher?«
    Der Abt räusperte sich. »Nein, ich wollte Euch aufsuchen. Verzeiht, aber ich sorge mich um meine Großtante, trotz der Messe, die wir gemeinsam gelesen haben. Ich weiß, dass Gott uns an jedem Ort nahe ist. Dennoch wäre es für mich eine Erleichterung, in der Kirche des Klosters für sie beten zu können.«
    Der Kardinal strich über den Rist des Pferdes, das leise schnaubte. »Wie ich Euch bereits versicherte, liegt auch mir das Seelenheil der Äbtissin am Herzen. Ich werde Euch gerne begleiten …«
    »Ich bin Euch dankbar, dass Ihr Euch meinen Gebeten anschließen wollt.«
    Enzio winkte einen der Pferdeknechte herbei. Wenig später ritten die beiden Männer durch die matschigen, schneebedeckten Gassen der Stadt, wobei ihnen zwei Soldaten den Weg bahnten und zwei folgten. Während sie höflich miteinander plauderten, forschte der Abt in den Mienen der Menschen, die vor den hoch gestellten Reitern beiseite wichen. Er glaubte Ehrerbietung darin zu lesen und in vielen Blicken, die den Kardinal streiften, auch Bewunderung. Es gelingt ihm mühelos, die Seelen der Menschen zu ergreifen, ging es ihm durch den Kopf.
    Sie waren nicht mehr weit von dem Kloster Maria im Kapitol entfernt, als ein Mann sich ihnen näherte. Er trug die Kleidung eines Handwerkers, verbeugte sich und rief Enzio zu: »Herr, Friede und Glück seien mit Euch!«
    Der Kardinal ließ seinen Fuchs langsamer gehen. »Mit dir ebenso«, entgegnete er freundlich.
    Von den Menschen, die da und dort entlang der Fachwerkhäuser standen, stieg ein beifälliges Gemurmel auf.
    Als sie weiterritten, wandte Enzio sich dem Abt zu. »Ich betrachte es stets als ein gutes Omen, wenn mir jemand aus dem Volk Glück wünscht«, erklärte er mit einem Lächeln. Doch der Benediktiner ahnte die Andeutung einer Drohung.
    Kurze Zeit darauf schritten sie durch den Kirchenraum, in dem das dämmrige Licht eines bewölkten Nachmittags lag. Auf den Stufen, die zur Apsis hinaufführten, knieten sie nieder. Ehe der Abt den Blick auf seine gefalteten Hände senkte, schaute er rasch zum Hochaltar hinüber. Neben einigen vergoldeten Leuchtern stand dort auch einer aus Bronze. Seinen Schaft umgaben Vögel, die die Schwingen zum Flug erhoben hatten. Das Zeichen, dass

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