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Die Buchmalerin

Die Buchmalerin

Titel: Die Buchmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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sich seine Großtante dazu entschlossen hatte, bei dem Inquisitionsprozess für Donata zu bürgen.
    Donata hatte es also geschafft, in das Kloster zu gelangen, und war Enzios Leuten nicht in die Hände gefallen! Erleichterung und eine grimmige Sorge erfassten den Abt. Im Grunde genommen überraschte ihn die Entscheidung seiner Großtante nicht. Es hätte ihn eher gewundert, wenn sie beschlossen hätte, nicht für Donata zu bürgen.
    Aber, überlegte er, während er sich bemühte, eine gesammelte Haltung einzunehmen, zuerst einmal muss sie am Gerichtstag aus dem Kloster entkommen. Denn der Kardinal wird das Gebäude an diesem Tag auf keinen Fall unbewacht lassen. Meinen Brüdern und mir muss es gelingen, die Wachen zu überwältigen. Aber wie sollen wir Mönche es mit den kampferprobten, gut ausgerüsteten Soldaten aufnehmen?
    Allmählich wurde der Abt ruhiger und konnte sich auf das Gebet konzentrieren. Nach einer Weile hörte er, wie Enzio neben ihm von den Stufen aufstand und einige Schritte zurücktrat. Nachdem der Benediktiner das Kreuzzeichen geschlagen hatte, folgte er dem Kardinal nach draußen. Vor der Mauer, die den Friedhof umgab, warteten die Soldaten mit den Pferden. Wieder dachte der Abt: Wie sollen meine wenigen Mönche und ich es nur mit diesen Männern aufnehmen? Von den Soldaten des Erzbischofs ist auch keinerlei Hilfe zu erwarten. Doch unversehens formte sich in ihm eine Idee.
    »Ich hoffe, das Gebet hat Euch den Trost geschenkt, den Ihr Euch davon versprochen habt?«, Enzio betrachtete ihn forschend.
    »Das hat es«, erwiderte er. »Nehmt ruhig das Pferd mit. Ich werde zu Fuß gehen.«
    Nachdem Abt Hugo zu dem Haus der Benediktiner zurückgekehrt war, rief er einen der Mönche zu sich und schickte ihn mit einer Nachricht zum Dominikanerkloster in der Stolkgasse. Außerdem schärfte er dem Bruder ein, sorgsam darauf zu achten, dass ihm niemand folgte.
    Bei Einbruch der Nacht kehrte der Mönch in Begleitung des greisen Dominikaners Willigis wieder, dem Beichtvater der Begine Bilhildis, der den Abt von den Vorgängen in der Stadt unterrichtet hatte. Die beiden Männer berieten sich. Am darauf folgenden Tag dann suchte ein anderer Benediktiner die Familie Herkenrath, Luitgards Verwandte, auf. Die Nachricht, mit der dieser Mönch zurückkam, milderte die Sorge des Abtes ein wenig.
    Die Männer der Familie Herkenrath und die Knechte hatten sich entschlossen, die Benediktiner zu unterstützen. Gemeinsam wollten sie am Gerichtstag versuchen, die Wachen vor dem Kloster zu überwältigen.

    *

    Schmerzen … Die Schmerzen hatten ihren Ursprung in ihrer Hüfte und verbreiteten sich von dort aus in ihre Beine und ihren Rücken. Um die Qual zu mindern, wälzte Luitgard sich auf dem Lehmboden zur Seite. Ihr war heiß und sie glaubte, innerlich zu verbrennen. Deshalb schob sie das Stroh, das sie bedeckte, beiseite. Mühsam öffnete sie die verschwollenen Augen und tastete nach einem Tonkrug, der Wasser enthielt. Doch nur ein paar Tropfen rannen heraus und benetzten ihre aufgesprungenen Lippen.
    Licht fiel durch die Ritzen in dem hölzernen Fensterladen und bildete schmale Linien auf dem Grund ihres Kerkers. Das letzte Mal, als sie um sich geblickt hatte, war es Nacht gewesen. Wie viele Tage waren seither vergangen? Einer oder mehrere? Oder hatte sie die Momente, in denen sie dazwischen bei sich gewesen war, nur vergessen? Am Tag der heiligen Felicitas würde über sie Gericht gehalten werden. Denn sie hatte Alkuin, dem Begarden, dabei geholfen, den Inquisitor Gisbert zu töten. Bilhildis war tot und die Inquisition hatte die anderen Beginen, wie auch sie selbst, gefangen genommen. Oder hatte sich ein schrecklicher Alb über ihre Seele gelegt und sie träumte dies alles nur? Wieder verlor sie die Besinnung.
    Sie kam erst wieder zu sich, als sich die niedrige Tür des Kellerraums öffnete und zwei von Enzios Soldaten gebückt eintraten. Instinktiv krümmte Luitgard sich und legte ihre Arme schützend vor ihren Körper. Doch die Männer fassten sie unter den Achseln und zerrten sie hoch. Der Schmerz, der sie peinigte, als ihre Füße den Boden berührten, war so stark, dass sie beinahe wieder ohnmächtig wurde.
    Das hallende Geräusch, das Schritte auf Steinboden verursachten. Ein schwacher, gelblicher Lichtschein. Wohin brachten die Soldaten sie? Was würden sie mit ihr tun? Das Knarren einer Tür. Wieder ein Lichtschein, der durch ihre halb geschlossenen Lider fiel, stärker jetzt als der zuvor. Der Geruch von

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