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Die Buchmalerin

Die Buchmalerin

Titel: Die Buchmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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ihre Köpfe zu.
    Einer von ihnen hob seine Hand, von der sich eine eigroße, bläulich schimmernde Beule abhob, und rief: »Wir leiden nur an Frostbeulen und dafür brauchen wir keinen Arzt.« Die anderen Männer lachten und einer von ihnen tat den nächsten Wurf.
    Sonst gab es nur noch einen anderen Gast in der Stube, eine Frau, die sich neben einer der Fensterhöhlen auf einer Bank niedergelassen hatte und ihren schäbigen Mantel eng um sich zog. Trotz des schlechten Lichtes war unübersehbar, dass ihre Augen mandelförmig und dunkel und ihre Gesichtszüge lieblich waren. Eine Schönheit, die Roger eher in einer sizilianischen Stadt erwartet hätte als in diesem nördlichen Land. Als sie sich erhob, glaubte er, dass sie auf ihn zukommen würde. Doch sie ging zur Tür. Aus einem Bündel, das sie umgehängt hatte, ragte der Schaft einer Laute. Sie gehört wohl zu einer Gruppe von Spielleuten, die im Dorf Halt gemacht haben, dachte er.
    Erleichtert nahm er zur Kenntnis, dass niemand einen Arzt benötigte. Schließlich hatte er seine Künste ohnehin nur angepriesen, weil dies seiner Rolle entsprach. Er war hungrig und sehr müde und er musste dringend wieder einmal schlafen.
    Er trat zu der gemauerten Feuerstelle an der hinteren Stubenwand, wo eine kleine, rundliche Frau Kohlstücke in einen Topf gab – sie war die Bäuerin und zugleich Wirtin, vermutete er – und ihm keinen sonderlich entgegenkommenden Blick schenkte.
    »Kann ich eine Schale Suppe bekommen, Brot und Fleisch dazu, und kann ich eine Weile in Eurer Stube schlafen?« Er machte eine Kopfbewegung zu einer Bettstatt im Hintergrund, die mit Strohsäcken und Decken belegt war und auf der ein gutes Dutzend Leute Platz finden mochte.
    »Wenn Ihr dafür bezahlt, könnt Ihr das.«
    Roger zog eine Münze aus dem Beutel, den er am Gürtel trug. »Reicht Euch das?«
    Die Bäuerin nickte. Sie ging zu einem Sims, das sich in der rußigen Wand neben dem Herd befand, nahm ein großes Stück Speck und einen Laib Brot herunter und schnitt von beidem ein gut bemessenes Stück ab. Danach tauchte sie eine Kelle in den Topf und füllte Suppe in eine Tonschale. Dann und wann warf sie Roger einen Blick von der Seite zu. Während sie ihm die Schale und das Brot mit dem Speck darauf reichte, legte sie den Kopf ein wenig schief und sagte: »Ihr habt Euch eben als einen weit gereisten Arzt angepriesen. Ich würde eher sagen, dass Ihr aus der Gegend um Mayen stammt.«
    »Wie kommt Ihr darauf?«
    »Nun, Ihr sprecht wie ein Mann von dort, der eine Frau aus unserem Dorf geheiratet hat und bei ihr auf dem Hof lebt.« »Und wenn es so wäre«, sagte Roger leichthin. »Könnte ich nicht trotzdem weit herumgekommen sein?«
    »Ach, Ihr Ärzte und Gaukler und wandernden Handwerker seid Euch alle gleich«, die Frau lachte. »Lügen und aufschneiden … Ich glaube, Ihr seid ein paarmal zwischen Mainz und Trier hin- und hergelaufen und könnt gerade einen Husten von einem Schnupfen unterscheiden.«
    »Das sind harte Vorwürfe gegen jemanden, der an einer berühmten Universität studiert hat und in der Lage ist, schwierige Operationen zum Wohl des Kranken durchzuführen.«
    »Kommt, redet nicht länger, sondern esst Eure Suppe, ehe sie kalt wird.« Die Bäuerin lachte wieder und machte eine Handbewegung, als wollte sie eine lästige Fliege verscheuchen.
    »Wie Ihr wünscht«, Roger lächelte ihr zu und suchte sich einen Platz am Tisch, wobei er darauf achtete, dass sein Gesicht im Schatten lag. Er tauchte seinen Löffel in die Suppe, und während er hungrig zu essen begann, fragte er sich, wie um alles in der Welt es möglich war, dass jemand ihm seine Herkunft anhörte. Schließlich hatte er die Sprache seiner Kindheit viele Jahre lang nicht benutzt und sich erst wieder langsam an ihren Gebrauch gewöhnen müssen.
    Was, wenn er ausgerechnet in diesem Land, aus dem Friedrich ihn seinerzeit weggeholt hatte, versagte? Entmutigt gestand er sich ein, dass die vergangenen Tage nicht gut für ihn verlaufen waren. An dem zugefrorenen Waldteich, als der Diener des Kardinals den Toten hatte verschwinden lassen, war er überzeugt gewesen, auf eine wichtige Fährte gestoßen zu sein. An diese Fährte glaubte er noch immer. Nur befürchtete er, dass er sie mittlerweile verloren hatte. Denn seit jenem Tag hatte nichts mehr darauf hingedeutet, dass Enzio von Trient irgendwelche geheimen Pläne verfolgte und, im Auftrag des Papstes, eine Verbindung zu Heinrich, dem deutschen König, suchte.
    Zudem wagte Roger

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