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Die Buchmalerin

Die Buchmalerin

Titel: Die Buchmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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»Könnten ein oder zwei von Euch den Mann festhalten, wenn ich so weit bin?«
    Ein älterer, kahlköpfiger Mann, der derbe Hände hatte, und ein junger, dessen Schultern breit und Arme kräftig waren, nickten. Roger suchte ein Messer mit dünner, geschmeidiger Klinge aus seinem Bündel.
    Nachdem er die Säcke von den Fensterhöhlen zurückgeschlagen hatte, hockte er sich neben die Feuerstelle. Er warf einige Holzscheite und ein paar Hand voll Kohlen in das Feuer und fachte es vorsichtig an. Als hohe, gelbliche Flammen emporzüngelten, schob er die Messerklinge in die Glut. Während er wartete, dass die Klinge heiß genug für seinen Zweck wurde, überdachte er, was gegen das Gift in den Adern des Mannes zu tun war.
    Als das Metall glühte, befahl er dem jungen Spielmann, sich auf den Tisch zu legen. Was dieser mit unsicheren Bewegungen und der Hilfe der übrigen Männer auch tat.
    »Sollen wir ihn festhalten?«, fragte der Kahlköpfige.
    »Einer von euch reicht fürs Erste. Nehmt seinen Arm«, beschied Roger.
    Der ältere Mann packte den Arm mit seinen derben Händen, presste ihn auf die Tischplatte und sagte mit einem Grinsen: »Dünn wie der Stamm eines Rebstocks. Nun ja, was soll man von einem, der Musikinstrumente spielt, auch anderes erwarten.«
    »Mit Euch nehme ich es noch allemal auf«, stieß der Kranke hervor.
    »Streitet Euch später.« Roger trat an den Tisch und schob ein dickes Tuch unter den verletzten Arm. Während die junge Frau, die mittlerweile die rechte Hand des Kranken ergriffen hatte, ihm ernst und aufmerksam zusah, betrachtete er noch einmal die Wunde. Das offene, nässende Fleisch durchzog, ähnlich einer Wurzel, ein länglicher, von einer dünnen Haut umschlossener Eiterherd. Roger – er hatte nun einen festen Lederhandschuh übergestreift, um sich an dem heißen Messergriff nicht zu verbrennen – schnitt den Eiterherd mit einer raschen Bewegung auf. Ein Zittern durchlief den Körper des jungen Mannes und er stöhnte einmal leise, regte sich sonst jedoch nicht. Danach drehte Roger den Arm, damit der Eiter ablaufen konnte, und wischte die Haut außerhalb der Wunde mit einem sauberen Tuch ab. Noch einmal ging er zum Herd, um die Messerklinge zum Glühen zu bringen. Als es wieder so weit war, nickte er dem jungen, kräftigen Bauern zu und bedeutete ihm mit einer Handbewegung, die Schultern des Spielmanns niederzudrücken.
    Die Augenlider des Musikers flatterten. Als Roger das glühende Messer seitlich auf die Wunde presste, schrie der Spielmann gellend auf und versuchte vergebens, sich unter den Händen, die ihn festhielten, aufzubäumen. Im nächsten Augenblick verlor er die Besinnung. Der Gestank von verbranntem Fleisch zog durch die Stube. Die Gesichter der Bauern wurden blass, auch das Antlitz der jungen Frau verlor die Farbe, aber sie ließ die Hand ihres Gefährten nicht los.
    »Ich brauche Euch erst später wieder«, bemerkte Roger knapp zu den beiden Helfern, die sich daraufhin wieder zu den anderen Bauern an das Kopfende des Tisches setzten. Sie nahmen ihr Spiel jedoch nicht mehr auf, sondern redeten leise miteinander und blickten manchmal zu Roger und dem Kranken hin.
    »Das Schlimmste hat er überstanden«, sagte Roger zu der jungen Frau. »Geht nach draußen an die Luft. Es reicht, wenn hier einer die Besinnung verliert.«
    Sie schüttelte den Kopf, während ein schwaches Lächeln in ihrem Gesicht aufglomm, das unter dem dunklen Haar sehr weiß wirkte. »Ich bleibe bei ihm.«
    »Wie Ihr wollt«, erwiderte Roger gleichmütig. »Aber es wird nicht sehr angenehm für Euch werden.«
    Er brannte den Rest der Wunde aus. Als er sicher war, dass er keine noch so kleine Stelle des schwärenden Fleisches übersehen hatte, säuberte er den Unterarm mit scharf gebranntem Schnaps, den er in seinem Bündel eigens für solche Zwecke mit sich führte. Danach legte er ein dünnes Stück Tuch auf die Wunde, das er zuvor mit dem Alkohol getränkt hatte, und verband sie vorsichtig. Roger arbeitete rasch und sicher, wobei er wie immer, wenn er seine Heilkunst ausübte, eine tiefe Zufriedenheit empfand.
    Zum Schluss tränkte er Tücher mit Essig und band sie fest um den Oberarm, wo sich der rote Streifen unter der Haut abzeichnete. Der Essig würde die Vergiftung aus dem Fleisch ziehen. Noch immer hatte der junge Spielmann die Besinnung nicht wiedererlangt. Seine Gefährtin war nicht von seiner Seite gewichen.
    »Könnt Ihr ihn nehmen und zum Bett dort hinten in der Stube tragen?«, wandte Roger sich

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