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Die Buchmalerin

Die Buchmalerin

Titel: Die Buchmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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wach auf ihrem Strohsack gelegen hatte, hatte sie immer wieder mit sich gerungen, ob sie nicht doch aus dem Haus schlüpfen und versuchen sollte, aus der Stadt zu entkommen. Sie hatte es jedoch nicht über sich gebracht. Außerdem war sie, als sie, ohne Schlaf zu finden, in die Dunkelheit starrte, mit sich zu Rate gegangen, ob sie Bilhildis und Luitgard von der Tat des Kardinals erzählen sollte. Aber sie hatte sich dagegen entschieden. Es war besser, wenn die beiden Beginen nicht in die Geschichte hineingezogen wurden.
    Als sie den Ledervorhang zurückschob und in die Küche hinkte, warteten Luitgard und Bilhildis dort schon auf sie. Auch Bilhildis hatte ihren groben Wollmantel übergezogen. In einer Halterung über der Feuerstelle brannte ein Kienspan und es schien Donata sehr lange her zu sein, seit sie dort gesessen, die Wärme der Asche genossen und gehofft hatte, dass sie irgendwo eine Zuflucht finden könnte.
    Luitgard drückte Donata etwas in die Hand. Als diese sah, dass es ein Geldstück war, sagte sie verlegen: »Das kann ich nicht von Euch annehmen …«
    »Nun, wohin auch immer du gehen oder wo du bleiben wirst, nachdem dich die Benediktinerinnen aus der Stadt gebracht haben, irgendwann wirst du es brauchen können.« Der Blick der Vorsteherin wanderte zu dem Rand der Feuerstelle, wo immer noch das Wollvlies und das Garn lagen, das Donata daraus gesponnen hatte, und sie lächelte ein wenig. »Außerdem hast du für uns gearbeitet.«
    »Ja, Ihr habt Recht, irgendwann werde ich das Geld brauchen können.« Donatas Wissen um die Schwierigkeiten, die vor ihr liegen mochten, überwog ihre Skrupel und sie schob das Geldstück in ihr Bündel. Sie war sich im Klaren, dass das, was sie für die Beginen getan hatte, den Wert des Geldes nicht aufwog. Ganz abgesehen von der Pflege und der Nahrung, die ihr die Frauen hatten zukommen lassen.
    Sie wollte sich bedanken, fand aber nicht die richtigen Worte und meinte stattdessen: »Sagt den anderen Frauen, dass ich während der Nacht heimlich das Haus verlassen habe. Nachdem ich mir etwas von Eurem Geld und auch etwas zu essen genommen habe … Es ist besser für mich und für Euch, wenn sie mich für undankbar und für eine Diebin halten, als dass sie sich an die Abendmahlzeit erinnern, bei der ich das Huhn nicht essen konnte. Und daraus ihre Schlüsse ziehen, wenn der Inquisitor und der päpstliche Legat in die Stadt kommen.«
    »Ich werde mich daran halten«, Luitgard nickte.
    »Und was Bilhildis betrifft …«, Donata wandte sich an die junge Frau, die bisher still neben ihr gestanden hatte. »Du solltest noch einmal hierher zurückkehren, nachdem du mich zu dem Kloster begleitet hast. Niemand darf denken, dass dein Fortgehen etwas mit mir zu tun hat. Erzählt den anderen Frauen, dass du am späten Abend eine Nachricht von deinen Verwandten erhalten hast, dass einer von ihnen schwer erkrankt ist und sie dringend deine Hilfe brauchen …« Sie erwartete, dass Bilhildis ihr widersprechen würde, doch die Begine erhob keinen Einwand.
    Noch einmal betrachtete Donata die geräumige Küche, deren Ecken in tiefen Schatten lagen, die Feuerstelle, in der bald das Holz entzündet werden würde, und den Kienspan, der ein unruhiges Licht auf die Wände warf. Der katzengleiche Dämon, der ihr am Vorabend zugeflüstert hatte, dass es schön wäre, wenn sie einen Ort fände, wo sie bleiben könnte, war verschwunden. Brüsk wandte sie sich ab.
    »Du und Bilhildis, ihr solltet gehen«, sagte Luitgard in ihre Gedanken. Sie legte Donata die Hände auf die Schultern. »Ich wünsche aufrichtig, dass du es nicht bereuen wirst, zu den Benediktinerinnen zu gehen. Und dass sich für dich alles zum Guten wendet.« Donata hörte ihr wortlos zu.
    Luitgard begleitete die beiden Frauen in den Vorraum, in den von der Küche aus ein schwacher Lichtschein fiel. Bilhildis griff nach dem Riegel, der die Tür verschloss. Doch ehe sie ihn zurückschieben konnte, fiel ihr Donata plötzlich in den Arm.
    »Warte …!«, flüsterte sie.
    »Was ist?«, fragte Bilhildis verwundert. Unwillkürlich dämpfte auch sie ihre Stimme.
    Donata hob abwehrend die Hand und lauschte. Von der Gasse her drang kein Laut herein, dennoch glaubte sie plötzlich, dass es besser wäre, das Haus nicht durch diese Tür zu verlassen.
    »Denkst du, dass dort draußen jemand ist? Aber wer sollte das sein, um diese Zeit?« Luitgard beugte sich zu ihr. Sie schwiegen, noch immer war, außer einem weit entfernten Hundegebell, nichts zu

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