Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Buchmalerin

Die Buchmalerin

Titel: Die Buchmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
Vom Netzwerk:
und Ausgaben des erzbischöflichen Haushalts verzeichnet sind.«
    »Wir müssen nichts überstürzen«, entgegnete Enzio. Sein Lächeln deutete an, dass ihm diese Dinge nicht wirklich wichtig waren.
    »Aus den Listen werdet Ihr ersehen, dass die Vorwürfe, die gegen mich bei unserem Allerheiligsten Herrn, Papst Gregor, erhoben wurden, völlig haltlos sind. Nichts anderes als böswillige Verleumdungen meines Domkapitels, das mich schon lange mit Neid und Missgunst verfolgt.« Das weiche Gesicht des Erzbischofs spiegelte tiefe Empörung über die Bosheit der Welt und seine Stimme schwoll an.
    »Die Gelder, die ich verschwendet haben soll, dienten alle dazu, die Mörder meines Vorgängers, des Erzbischofs Engelbert, ausfindig zu machen. Aufrührerische Adelige, denen er ein zu strenger Herr war, haben ihn erschlagen. Ihr habt davon gewiss gehört?«
    »Allerdings.« Enzio nickte und stellte den Kelch auf einem Tisch ab, dessen Platte mit einem Rautenmuster aus farbiger Emaille verziert war. »Die schlimme Geschichte hat sich im ganzen Reich verbreitet.« Listen ließen sich fälschen.
    »Adelige von niedrigerem Rang erheben sich gegen die Fürsten und die Städte erheben sich gegen den Adel. Ihr dürft mir glauben, dass auch die Bürger dieser Stadt nicht leicht zu regieren sind. Sie sind ein aufsässiges Volk.« Der Erzbischof seufzte. Abwesend blickte er auf die Bildteppiche, die den Raum im oberen Stockwerk des erzbischöflichen Palastes sowohl schmückten als auch gegen die Kälte schützten. Die Teppiche zeigten Szenen aus den Kriegen Israels gegen die Philister. Enzio erschien es, als erhoffte sich der Kölner Hirte von den Bildern eine Eingebung, wie er gegen seine Feinde vorgehen sollte. Schließlich straffte sich Heinrich von Müllenark wieder.
    »Aber bei Euch im Süden des Reichs steht es mit den Städten ja noch viel übler. Allen voran die Städte des norditalienischen Bundes. Sie wagen es sogar, sich gegen den Kaiser zu erheben.«
    »Ein ungeheurer Frevel«, bestätigte der Kardinal. Er griff wieder nach dem Kelch und schwenkte ihn ein wenig, was zur Folge hatte, dass der Wein mit einer leicht kreisenden Bewegung gegen die Wände des Gefäßes schwappte. Wenn alles so lief, wie er es plante, würde es ihm gelingen, den Kaiser und den Papst mithilfe ebendieser aufständischen Städte zu Fall zu bringen. Der Kölner Erzbischof konnte dabei eine wichtige Schachfigur auf dem Spielfeld des Deutschen Reichs darstellen. Denn er hatte einen bedeutenden Bischofsstuhl inne. Und solange wie das Spiel Aussicht auf Erfolg versprach, würde er den Erzbischof an seiner Seite haben.
    »Wisst Ihr, wann Gisbert, der Inquisitor, in Köln ankommen wird?« Die Stimme Heinrich von Müllenarks klang höflich interessiert. Aber Enzio entging das nervöse Flackern in seinen Augen nicht. Er unterdrückte ein Lächeln und erwiderte gleichmütig: »In den nächsten Tagen, schätze ich. Eigentlich hatte ich gedacht, Gisbert würde vor mir eintreffen.« In gewisser Weise, überlegte er sarkastisch, entspricht dies durchaus der Wahrheit. Denn wenn Gisbert nicht tot in dem eisigen Waldteich ruhen würde, hätte er sicher alles darangesetzt, um Köln vor mir zu erreichen und den Erzbischof einzuschüchtern.
    »Oh, so bald schon … Aber die Untersuchung, die unser Allerheiligster Herr angeordnet hat – womit die Vorwürfe gegen mich geklärt werden sollen –, sie ruht allein in Euren Händen, nicht wahr?«
    »Gewiss«, bestätigte Enzio. Vertraulich beugte er sich vor. »Ihr habt wahrscheinlich erfahren, dass Papst Gregor nicht mehr mit allen Handlungen Gisberts einverstanden ist. Der Dominikaner war ein wenig, nun ja …, zu streng und zu eifrig. Er hätte in manchen Fällen, nach Ansicht unseres Herrn, des Papstes, mehr Rücksichten nehmen müssen. Auf die Stellung der Menschen …, auf ihre Empfindungen …«
    »Ja, dass Gisbert nicht davor zurückgeschreckt ist, selbst einen Reichsgrafen der Ketzerei anzuklagen, war nicht sehr klug«, entgegnete Heinrich von Müllenark tastend.
    »In der Tat. Der Papst will keinen Streit mit den deutschen Fürsten.«
    »Was Köln anbelangt, so werdet Ihr hier keine Ketzer finden. Seit einigen Jahren leben in der Stolkgasse Beginen. Ihr habt sicher davon gehört, dass es in manchen Orten Ärger wegen dieser Frauen gab und der Vorwurf gegen sie erhoben wurde, nicht rechtgläubig zu sein. Aber die Beginen in Köln sind fromme Frauen und stehen treu zur Kirche. Ab und zu kommen wandernde Begarden in die

Weitere Kostenlose Bücher