Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Buchmalerin

Die Buchmalerin

Titel: Die Buchmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
Vom Netzwerk:
Stadt, die Dinge predigen, die nicht mit der Lehre der Kirche übereinstimmen. Diese Männer lasse ich bestrafen und aus der Stadt weisen.« Heinrich von Müllenark hielt dem Kardinal die geöffneten Hände entgegen, als wollte er ihm so beweisen, dass sich keine Ketzer in der Stadt aufhielten und er seinen Pflichten als Hirte gewissenhaft nachkam.
    »Das Aufspüren von Ketzern ist natürlich die Aufgabe Gisberts. Ich vertraue auf seine Erfahrung und seinen Scharfblick.« Enzio legte ein leichtes Zögern in seine Worte. Es sollte dem Erzbischof zu verstehen geben, dass er beabsichtigte, das Tun des Inquisitors genau zu prüfen.
    Heinrich von Müllenark begriff. Auf seinem Gesicht zeichnete sich Erleichterung ab. Ehe er etwas erwidern konnte, betrat ein junger Diener den Raum, der sich nur wenige Schritte vorwagte und dem Kardinal einen ehrfürchtigen und scheuen Blick zuwarf.
    »Herr, verzeiht, wenn ich Euch störe. Aber ein Mann, ein Schreiber, möchte Euch aufsuchen. Er sagt, er habe Euch etwas Wichtiges mitzuteilen, was keinen Aufschub duldet.«
    »Ihr entschuldigt mich«, Enzio nickte dem Kölner Erzbischof höflich zu und erhob sich rasch. »Ich vermute, der Schreiber möchte mich wegen eines Falles von Zauberei und Ketzerei sprechen, der sich in dem Kloster Mayenfeld an der Mosel ereignet hat. Eine ernste Sache, der nachgegangen werden muss. Aber nichts, was Eure Aufmerksamkeit fordert.«

    *

    Einige Stunden später ließ sich der Kardinal tiefer in das warme, mit aromatischen Ölen versetzte Badewasser gleiten. Der Schein der Kerzen, die in einer Halterung an der Wand steckten, verlieh dem Öl auf der Wasseroberfläche einen goldenen Schimmer. Dem Becken entstieg ein Geruch von Zimt, Kardamom und Moschus und noch einiger anderer Essenzen, die Enzio nicht recht bestimmen konnte. Er dachte, dass das Badeöl von vorzüglicher Qualität war und einmal mehr den guten Geschmack des Kölner Erzbischofs bewies. Wobei schon allein die Tatsache, dass der Palast über eine gemauerte Badewanne verfügte, für Heinrich von Müllenark sprach, denn derartige Annehmlichkeiten waren im barbarischen Norden äußerst selten zu finden.
    Der Kardinal lächelte ein wenig. Das Bett im angrenzenden Schlafgemach war mit Seidenlaken und feinen Wolldecken bestückt. Und die beiden Mägde, die ihm beim Auskleiden geholfen hatten – die eine blond, die andere dunkelhaarig –, waren ausgesprochen hübsch, vor allem die blonde. Sie besaß einen frechen, wissenden Blick, den er ihr noch austreiben würde.
    Der Kardinal wandte sich wieder Léon zu, der ruhig neben dem bogenförmigen Durchgang wartete, der vom Bad in den Schlafraum führte. »Du wirst also in die Gasse in der Nähe des Doms gehen, wo diese Beginen wohnen, und ein Auge auf das Haus haben. Ich halte diesen Schreiber namens Veit für schlau und gerissen. Aber die beiden anderen Männer sind es nicht und die Frau ist ihnen schon einmal entkommen. Ich möchte keineswegs, dass dies noch einmal geschieht.«
    »Ja, Herr.« Léon neigte den Kopf.
    »Später dann in der Nacht wird dich einer der Soldaten ablösen. Du wirst das Haus der Seidenstickerin aufsuchen und dort tun, was wir besprochen haben. Es ist nicht nötig, dass du dich beeilst. Wenn du kurz vor Beginn der Morgendämmerung damit fertig bist, genügt es.«
    »Herr, wird Veit, der Schreiber, die Seidenstickerin zum Palast des Erzbischofs bringen?«
    »Ja, das wird er tun, und er wird der Frau zuvor genau erklären, was sie zu sagen hat. So, wie er die Frau beschrieben hat, ist sie nicht dumm. Sie wird verstehen, auf was es ankommt.« Enzio bewegte sich träge im Wasser. »Heinrich von Müllenark war nicht glücklich, als ich ihm nach meinem Gespräch mit dem Schreiber sagen musste, dass in seiner Bischofsstadt möglicherweise schwere Ketzerei betrieben wird und dieser Verdacht sorgfältig geprüft werden muss. Er befürchtet, dass ein Inquisitionsverfahren die Bürgerschaft gegen ihn aufbringen könnte. Er zeigte sich sehr dankbar, als ich ihm sagte, dass ihm meine Soldaten bei einem Aufruhr zu Hilfe kommen werden.«
    Enzio ließ seinen Blick durch den kleinen, niedrigen Raum schweifen. Jenseits der beiden schmalen verglasten Fenster mochte bereits die Dämmerung angebrochen sein. Aber im Licht der Kerzen war dies nicht zu erkennen. An diesem Abend veranstaltete Heinrich von Müllenark ihm zu Ehren ein großes Gastmahl. Dank der Aussage der Seidenstickerin und der Rolle, die er selbst dabei zu spielen gedachte, versprach

Weitere Kostenlose Bücher