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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Rudeck zog die Augenbrauen hoch und schob die Unterlippe vor. »Sie haben eine Polynesierin geheiratet?«
    »Eine Tongalesin.«
    »Das ist für mich dasselbe.«
    »Spielt das in der jetzigen Situation überhaupt eine Rolle?« Mittlerweile war auch der Pilot ausgestiegen und blickte kritisch zu den drei großen, muskulösen Eingeborenen hinüber.
    »Das ist Jack Willmore, Pilot und mein Assistent. Vor allem ein guter Anästhesist – das ist wichtig.«
    »Und Sie sind Chirurg, Doktor?«
    »Unter anderem … Auf Pangai muß ein Arzt alles können. Hier herrschen andere Bedingungen als in den USA, wo einer nur die Hand, der andere nur die Füße operiert. So eine extreme Spezialisierung wäre sinnlos bei uns. Von der hartnäckigen Verstopfung bis zur Mama-Amputation oder einer Magenresektion müssen wir alles beherrschen.« Dr. Rudeck blickte sich um. »Wo liegt der Kranke? Und die drei Knaben da … erklären Sie ihnen bitte, daß ich ihrem Häuptling den Bauch aufschneiden muß. Und wenn er trotzdem stirbt, habe nicht ich ihn umgebracht, sondern der geplatzte Blinddarm.«
    »Sie wissen es bereits.«
    »Und stehen deshalb mit den Speeren bereit.«
    »Sie sind mit dieser Waffe aufgewachsen. Damit jagen und fischen sie, der Speer gehört zu ihrem Leben. Davon trennen sie sich nie. Aber warum reden wir bloß so unwichtiges Zeug? Sie müssen handeln, Doktor!«
    »Was ich muß, weiß ich allein und ohne Ihren Hinweis.« Das klang hochmütig und aggressiv. »Jack, hol alles, was wir benötigen, aus der Maschine und warte hier. Vielleicht brauchen wir gar nichts auszupacken, wenn der Patient bereits moribund ist.«
    »Können Sie mir das übersetzen, Doktor?«
    »Wenn er im Sterben liegt.« Dr. Rudeck sprach das Wort aus wie andere ›Hallo‹ sagen. »Medizinische Wunder gibt es nicht. Jedenfalls nicht hier bei uns. Na, dann wollen wir mal.«
    Ron ging voraus, Dr. Rudeck kam ihm nach, und dem Arzt wiederum folgten lautlos Tama'Olus Brüder mit ihren Speeren.
    Dr. Rudeck spürte ein unangenehmes Kribbeln im Nacken, seine Muskeln spannten sich. Was nützt mir die Pistole in der Tasche, wenn die Angreifer von hinten kommen? dachte er. Aber dann sagte er sich, daß man eine Kuh, die Milch gibt, nicht schlachtet. Und ihn hatte man schließlich gerufen, um zu helfen, und nicht, um ihn abzustechen. Nur – wie sah seine Lage aus, wenn ihm der Häuptling unter den Händen starb?
    Im Dorf rührte sich noch immer nichts. Alle Bewohner saßen im Kreis um Tápana und warteten auf den weißen Zauberer, der mehr können sollte als Nomuka'ta, der mit den Göttern sprechen konnte. Nomuka'ta, der zuletzt selbst den Hurrikan zum Weiterziehen veranlaßt hatte, nachdem der Sturm das Meer aufgewühlt und die halbe Insel überschwemmt hatte. Gab es jemanden, der mächtiger war als Nomuka'ta?
    Dr. Rudeck und Ron betraten das große Haus des Stammesfürsten. Alle Köpfe flogen zu ihnen herum. Der Medizinmann, der neben dem Kranken gehockt hatte, erhob sich und starrte den weißen Konkurrenten haßerfüllt an. Neben Tama'Olu hockte nun auch ihre Schwester auf der Erde. Ihr Baby hielt sie fest an die Brust gedrückt. Dr. Rudeck blieb außerhalb des Kreises stehen.
    »Ein Kind haben Sie auch schon?« fragte er mit mokantem Lächeln.
    »Nein. Das ist meine Schwägerin.«
    »Dann ist Ihre Frau die andere schwarzmähnige Schönheit?«
    »Ja.«
    »Gratuliere.«
    »Fangen Sie endlich an, Doktor!«
    Dr. Rudeck betrat den Kreis, beugte sich über Tápana und tastete ganz kurz dessen harten und aufgetriebenen Leib ab. Dann legte er ihm die Hand auf die Stirn und fühlte ihm anschließend den Puls. »Fieber mindestens 40 Grad. Puls sehr schwach. Leib hart und deutlich aufgetrieben … Sie hatten mir Ihrer Diagnose recht, Ron. Wie lange geht das schon?«
    »Drei Tage.«
    »Das sind drei Tage zuviel. Der Mann hätte sofort operiert werden müssen. Übrigens – dazu brauche ich einen Tisch! Wo gibt es hier einen Tisch? Ich kann den Bauch nicht auf der Erde öffnen. Und dann dieses Licht!«
    »In einem Vierteljahr sieht es hier anders aus, Doktor. Da haben wir ein kleines Elektrowerk, eine Funkstation – es liegt alles noch verpackt auf dem Schiff.«
    »Aha! Sie bringen also die Segnungen der Zivilisation auf diese verlorene Insel. Ob das die Insulaner glücklicher macht? Mit dem Eintritt in die Neuzeit wachsen auch ihre Ansprüche. Und wenn sie dann auch noch Alkohol kennenlernen, gibt's bald Mord und Totschlag im Paradies. – Verdammt, ich brauche einen

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