Die Bucht der schwarzen Perlen
ich zur Gruppe 3 der Risikoeinteilung rechne, könnte es zu Komplikationen kommen. Könnte, betone ich! Außer dem Narkosemittel werden wir noch Muskelrelaxanzien injizieren, die eine Erschlaffung der quergestreiften Skelettmuskulatur bewirken. Dadurch werden reflektorische Abwehrspannungen verhindert. Das ist besonders wichtig bei Bauchoperationen. Und klar müssen wir uns darüber sein, daß jede Narkose eine schwere Belastung für den Organismus darstellt.«
»Warum erzählen Sie mir das alles?«
»Damit Sie mir später keine Vorwürfe machen, wenn der ehrenwerte Häuptling ex geht. Halb ist er es ja schon.«
Die Narkose wirkte schon nach kurzer Zeit. Der Atemsack blähte sich und fiel zusammen, im Rhythmus des Luftholens.
Jack Willmore maß den Puls und schaute auf das angeschlossene EKG-Gerät.
Es war eine Luxusoperation, und das auf einer einsamen Insel. Wie hat die Technik doch die Welt verändert! Wird sie mithelfen, jetzt auch Tápana zu retten?
Jack nickte zu Dr. Rudeck hinüber. Das hieß: Puls, Atmung und Herzfrequenz sind zufriedenstellend. Wir können … Spritzen zur Stabilisierung des Kreislaufs lagen neben Jack griffbereit auf dem Tisch.
»Skalpell«, sagte der Operateur und streckte die Hand aus. Ron legte das chirurgische Messer in seine Finger.
Die Operation hatte begonnen. Ein Eingriff, den Dr. Rudeck im Grunde genommen als nutzlos ansah. Aber er machte dennoch den ersten Schnitt. Etwas mußte ja getan werden!
Es gab keine anderen Möglichkeiten, Informationen über Ron Edwards zu bekommen, als Charles Bouchet auszuhören. Zu diesem Entschluß war Pandelli gekommen, nachdem er auf See so schmählich abgehängt worden war. Sich direkt an den Perlen-Großhändler zu wenden und ihn so zu behandeln wie den Juwelier Degrelle war jedoch unmöglich. Erstens war Bouchet einer der Großen der Branche, jeder kannte ihn, er hatte keine Angst, und zweitens würde er nicht zögern, diese Gelegenheit wahrzunehmen, um endlich den Konkurrenten Pandelli auszuschalten.
Bouchet umzubringen – Pandelli nannte das schlicht Marktbereinigung – wäre völlig sinnlos gewesen, denn dann fehlte die Verbindung zu Edwards, die einzige, die Erfolg versprach.
James Myers, der dem Mann seine Yacht verkauft hatte, schied aus. Er hatte Edwards erst einen Tag vor dem Kauf kennengelernt.
Piero de Luca hatte schließlich eine blendende Idee, die er auch sofort Pandelli vortrug.
»Wir alle wissen, Alessandro«, sagte er zu seinem Boß, »daß Bouchet ein geiler Hund ist. Wenn der ein hübsches Mädchen sieht, verliert er den Verstand. In den einschlägigen Lokalen ist er Stammgast, in den Puffs blasen sie Trara, wenn er erscheint, und der Straßenstrich zittert vor Erwartung, wenn er mit seinem Wagen langsam über die Boulevards fährt und Ausschau nach einem schnuckeligen Häschen hält.«
»Na und? Was soll's?« fragte Pandelli ungehalten. Noch durchschaute er nicht die Gedankengänge seines getreuen Gehilfen.
»Die Sache ist ganz einfach: Wir legen Bouchet eine heiße Mieze ins Bett, und du wirst sehen, wie gesprächig er wird. Da gehe ich jede Wette ein.«
»Nicht übel!« Pandelli sah seinen Vertrauten an, de Luca grinste breit. »Ab und zu findet ein blindes Schwein auch eine Eichel.«
»Ich habe immer gute Ideen gehabt!« De Luca spielte den Beleidigten. »Ich habe auch schon ein Püppchen ausgemacht, das für unseren Plan geeignet ist.«
»Und die quatscht nicht herum?«
»Keine Silbe, sonst ist ihre Schönheit hin. Das weiß sie genau.«
»Und wer ist es?«
»Tamoe … ein Mischling. Zartbraune Haut, eine knackige Figur, heiß wie ein Vulkan und geschmeidig wie eine Schlange.«
»Eine Abgelegte von dir?«
»So kann man das nennen.«
»Bring sie her. Ich will sie vorher sehen – und sie über ihr Risiko aufklären.«
»Wann, Alessandro?«
»Wenn möglich, sofort.«
Tamoe war wirklich eine Schönheit. Sie trug einen Baumwollpullover, der ihre Brüste wie eine zweite Haut umspannte. Als sie nun vor Pandelli saß, die langen Beine übereinandergeschlagen, wobei der extrem kurze Rock ihre Schenkel bis zum Dreieck des knappen Höschens freigab, ärgerte sich Pandelli, daß nicht er so ein Rasseweib entdeckt hatte, sondern de Luca, dieser schmächtige Bock mit dem Gesicht eines Frettchens. Der lehnte jetzt an der Wand, lächelte zufrieden und erwartete ein Lob. Wenn jemand Bouchet zum Reden bringen würde, dann nur Tamoe, das war klar!
Man wurde sich schnell einig. »Für jede Nacht 1.000 Francs, und
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