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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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er haben mußte, zeigte er nicht, nur die wellenartigen Erschütterungen seines Körpers ließen ahnen, was er an Qualen erlitt.
    Jetzt wandten sich alle Dorfbewohner Ron zu. Man rückte zusammen, machte ihm eine Gasse in den Kreis frei und schwieg. Kein Trommeln, kein Gesang mehr, der alle in eine Art Trance versetzte. Selbst der Medizinmann hockte tatenlos neben Tápana und starrte Ron mit bösen Blicken an. Tama'Olu hatte ihm verboten, ihren Vater weiter einzureiben, so wie es Ron ihr zugerufen hatte.
    Triefend von Meerwasser kniete sich Ron wieder neben Tápana und hob erneut seine Lider. Der vor Fieber glänzende, starre Blick erschütterte ihn. Noch drei Stunden, dachte er. Oder auch vier … welch unendlich lange Zeit! In vier Stunden kann alles vorbei sein, wird dieser arrogante Dr. Rudeck zu spät kommen.
    »Ein Arzt kommt«, wandte er sich mit leiser, gepreßt klingender Stimme an Tama'Olu, die ihn stumm und flehend ansah. »Mit einem Hubschrauber. Er ist schon unterwegs.«
    »Was ist ein Hubschrauber, Ovaku?«
    »Das wirst du nachher sehen. Ein kleines Flugzeug, das aussieht wie ein riesiges Insekt.«
    »Und was wird der weiße Medizinmann tun?«
    »Er wird deinen Vater operieren. Ja, was ist operieren? Er wird Fatahefi den Bauch aufschneiden und die Krankheit herausholen.«
    Tama'Olu starrte ihn mit Entsetzen an, schlug dann beide Hände vors Gesicht und weinte wieder.
    Drei Stunden sind wirklich eine Ewigkeit, wenn man wartet und einen Sterbenden vor sich hat, dem man nicht beistehen kann. Drei Stunden in der verzweifelten Hoffnung, doch noch etwas retten zu können. Drei Stunden, die nie enden wollen.
    Und plötzlich war es da … das helle Knattern in der Luft, erst weit entfernt, dann schnell näher kommend. Ron sprang auf und rannte hinaus an den Strand.
    Über der Insel kreiste jetzt der Hubschrauber, flog zu den Lavafelsen, kehrte um und ging tiefer.
    Ron winkte mit beiden Armen und zeigte auf den Strand in der Nähe seiner Hütte. Er war breit genug, daß man darauf landen konnte, zumal ein Hubschrauber ja kaum Platz benötigt bei der Landung, er kann senkrecht auf den Punkt niedergehen.
    »Das ist ja unglaublich«, sagte der Pilot in diesem Augenblick. »Eine bewohnte Insel, die keiner kennt. So etwas gibt es noch? Das glaubt uns kein Mensch.«
    »Doch.« Dr. Rudeck verzog den Mund. »Das Finanzamt. Keine Insel ist so einsam, daß sie keine Steuernummer hat.«
    »Und da liegt die Yacht in der Lagune.« Der Pilot zeigte hinunter. »Ein tolles Schiff! Und der Kerl, dem es gehört, muß was vom Navigieren verstehen. Durch diesen kleinen Durchgang im Korallenriff zu fahren … das ist schon 'ne Kunst.«
    »Da unten steht er und winkt. Wir sollen da landen.«
    »Es ist kein dicker, fetter Millionär, wie Sie annahmen, Doktor. Der Typ da unten sieht ganz schön durchtrainiert aus.«
    »Reicher Sohn eines reichen Vaters, der mit Papas Yacht auf Entdeckungsreise gegangen ist und tatsächlich eine unbekannte Insel gefunden hat.« Dr. Rudeck starrte hinunter auf Ron, der immer wieder winkte und auf das Strandstück zeigte. Aus dem Dorf kamen jetzt drei halbnackte braune Männer herbeigerannt. Sie waren mit Speeren bewaffnet und stellten sich neben den Weißen. Tama'Olus Brüder.
    »Sieht aus, als wollten sie uns fressen«, kommentierte Dr. Rudeck spöttisch. »Jack, außer dem Operationsbesteck nehmen wir auch jeder eine Pistole mit. Die Wilden da unten haben bestimmt noch keinen aufgeschnittenen Bauch gesehen und könnten durchdrehen.«
    Der Hubschrauber flog noch eine Schleife über die Lagune, ging dann hinunter, schwebte, auf der Stelle stehend, über dem Strand und setzte dann zur Landung an.
    Der feine Sand stob nach allen Seiten davon und hüllte die Maschine ein. Erst als die Rotorblätter langsamer wurden und dann stillstanden, nahm Ron beide Hände vom Gesicht. Hinter ihm standen die drei Brüder Tama'Olus, auf ihre Speere gestützt, und wirkten, als habe der aufgewirbelte Korallensand sie gar nicht berührt.
    Ron lief zu dem Hubschrauber und erreichte ihn in dem Moment, als Dr. Rudeck die Tür der Glaskanzel öffnete und in den Sand sprang.
    »Dr. Rudeck«, sagte er, als stelle er sich auf einer Party vor. »Sie haben mich gerufen?«
    »Ron Edwards. Gott sei Dank sind Sie da! Der Kranke lebt noch … Noch!«
    Dr. Rudeck zeigte mit dem Daumen zur Yacht hinüber. »Ein Mitglied Ihrer Reisegesellschaft?«
    »Nein. Ein Eingeborener. Der Häuptling dieser Insel und – mein Schwiegervater.«
    Dr.

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