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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eines Medizinmannes. Einen durchgebrochenen Blinddarm kann man nicht mit zerstampften Kräutern heilen.
    »Wie lange hat er das schon?« fragte Ron und stieß den Medizinmann, der sich wieder über Tápana beugen wollte, zur Seite.
    »Drei Tage, Ovaku«, sagte Tama'Olu leise.
    Die Trommeln schwiegen jetzt, der eintönige Gesang, der wie eine Hypnose wirkte, war verstummt.
    Ron blickte Tápana in das verzerrte Gesicht.
    Drei Tage schon? Wie mußte es in Tápanas Bauchhöhle aussehen, in die der Eiter geflossen war und eine Bauchfellentzündung ausgelöst hatte! Welche Schmerzen ertrug Tápana ohne einen Klagelaut, ohne Stöhnen oder Wimmern!
    Das Paradies … Ein Mensch stirbt an einem geplatzten Blinddarm, weil niemand die Insel kennt. Weil der nächste Arzt Hunderte von Meilen entfernt ist, weil es keine Möglichkeit gibt, ihn zu rufen.
    Keine Möglichkeit? Natürlich gab es eine Möglichkeit und die Hoffnung, gehört zu werden!
    Das Schiff … der Sender an Bord … der Sprechfunk über Kurzwelle oder Satellit. Das konnte die Rettung sein! Das war die Rettung, wenn Tápana so lange durchhielt!
    Ron sprang auf, sprang wieder über die Köpfe der Sitzenden hinweg und rannte zur Tür. Tama'Olu sah ihm schweigend nach und zuckte zusammen, als sie von der Tür seine Stimme hörte.
    »Er soll ihn nicht mehr einreiben, Tama, sag das deinem Zauberer. Er darf den Bauch nicht mehr berühren – und schon gar nicht darauf drücken. Wenn er das tut, stirbt dein Vater bestimmt. Ich versuche, Hilfe zu holen!«
    »Woher Hilfe?« schrie sie zu ihm zurück.
    »Über das Funkgerät.«
    »Was ist Funkgerät?«
    Ron verzichtete in dieser Situation auf eine Erklärung, hetzte durch das Dorf zum Strand, watete zur Yacht zurück und kletterte über die Strickleiter an Bord.
    Mit zitternden Händen stellte er das Funkgerät an, suchte in der Tabelle ›Süd-Pazifik‹ einen gemeldeten Teilnehmer und atmete auf, als er unter ›Pangai‹ drei Frequenzen fand: die Polizei, den Airport und das Krankenhaus. Bei allen stand auch eine Telefonnummer dahinter.
    Er schaltete den Kurzwellensender wieder aus und riß das Funktelefon an sich. Das war einfacher. Dank der modernen Technik konnte man heutzutage drahtlos telefonieren. In diesem Augenblick verzieh Ron vieles, was der menschliche Fortschritt bereits zerstört hatte. Auch die überkonstruierte Technik kann ein Segen sein.
    Er tippte die Rufnummer ein und wartete ungeduldig. Warum meldet sich denn niemand? Wozu haben sie Telefon, wenn kein Mensch drangeht? Eine Schlamperei ist das! Sitzen sicher beim Frühstück und quatschen herum, das kennt man ja! Aber er erschrak dann doch, als eine tiefe Stimme plötzlich sagte:
    »Hier Hospital König Taufa'ahau Tupou.«
    Ron atmete zweimal tief durch, umklammerte den Hörer und schrie dann, als müsse er die Hunderte von Meilen bis Pangai mit seinem Ruf überbrücken:
    »Ich brauche einen Arzt! Ich brauche sofort einen Arzt …«

11.
    Der Mann in der Telefonzentrale des Krankenhauses schien solche Anrufe gewöhnt zu sein, er war nicht aus der Ruhe zu bringen. Höflich, aber bestimmt erwiderte er:
    »Wenn Sie einen Arzt brauchen, sehen Sie im Telefonverzeichnis nach. Wir nehmen nur stationäre Fälle auf, und das auch nur nach Einweisung durch einen Arzt.«
    »So klug bin ich auch!« schrie Ron. »Ich brauche einen Chirurgen! Es handelt sich wahrscheinlich um einen durchgebrochenen Blinddarm.«
    »Was heißt wahrscheinlich? Das muß erst ein Arzt feststellen. Und dann muß der Patient sofort zu uns.«
    »Eben das geht nicht. Ein Arzt muß zu uns kommen.«
    »Von wo rufen Sie an?«
    »Von einer Insel. Einige hundert Meilen weit entfernt, östlich von Telekitonga.«
    »Du meine Güte!« Die tiefe Stimme wurde etwas hektischer. Ron hörte das Umblättern von Seiten, anscheinend suchte der Mann die Gebietskarte des kleinen Archipels, genau südlich von Pangai. Endlich schien er es gefunden zu haben. »Östlich von Telekitonga gibt es keine Insel mehr«, sagte er dann gedehnt.
    »Das weiß ich!«
    »Wo sind Sie also?«
    »Auf Tonu'Ata.«
    »Gibt es nicht.« Wieder hörte Ron, daß der Mann in den Karten blätterte. »Hat die Insel noch einen anderen Namen? Etwa Telekivava'u?«
    »Nein. Tonu'Ata.« Ron blickte auf die Position, die er über die Satellitenpeilung abgerufen hatte, und gab die Daten durch. Der Mann am Telefon konnte damit nichts anfangen, er saß in der Aufnahme des Hospitals und war kein Seemann, aber er notierte die Angaben.
    »Und was

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