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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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atmend:
    »Das machen Sie wohl öfter, Doktor? Das ist ja ein komplett fliegender OP!«
    »Was glauben Sie, wohin ich überall gerufen werde! Dieser Hubschrauber steht immer einsatzbereit.«
    »Das erinnert mich an die Flying doctors im Outback von Australien. Ich habe diese Ärzte sehr bewundert.«
    »Ich kenne die Arbeit dort.« Dr. Rudeck breitete eine Gummidecke über den Tisch. »Ich habe bei diesen Kollegen mein Praktikum gemacht und bin vier Jahre geblieben.«
    Und wieder tat Ron innerlich Abbitte. Er ist ein grober Klotz, dachte er, ein Zyniker. Ein auf den ersten Blick geradezu widerlicher Kerl … aber als Arzt muß er hervorragend sein. Wer im australischen Outback gearbeitet hat, den dürfte nichts mehr erschüttern.
    »Herein mit dem Häuptling!« sagte Dr. Rudeck forsch.
    Jack Willmore baute die Scheinwerfer zusammen und schloß das EKG an die Bittereren an, die sich vor dem Bett reihten. Die Sauerstoffflasche stand schon auf dem Tisch – dort, wo Tápanas Kopf liegen sollte.
    Die sechs Männer trugen Tápana herein und legten ihn ganz vorsichtig auf das Gummituch. In der Tür erschien der Medizinmann mit seinem Federbusch und der Klapper.
    »Raus!« brüllte Dr. Rudeck. »Wenn ich den Kerl noch mal sehe, bekommt er einen Tritt gegen die Brust, daß die Rippen krachen! Raus! Alle raus!«
    Die Männer verließen die Hütte. Dafür kam Tama'Olu herein und streichelte ihrem Vater über das schweißnasse, fieberheiße Gesicht.
    »Kann Ihre Frau Englisch?«
    »Ja. Genug jedenfalls, um Sie zu verstehen.«
    Dr. Rudeck wandte sich an Tama'Olu. »Schöne Frau, ich brauche heißes Wasser. Einen Kübel voll. Ron, auch Sie können helfen. Packen Sie den Instrumentenkoffer aus, und legen Sie alles auf ein steriles Tuch rechts neben mir auf den Tisch.«
    Dr. Rudeck ging zu einer Plastikschüssel, die Jack Willmore mit einer antiseptischen Lösung gefüllt hatte, und tauchte die Hände hinein.
    Tama'Olu kam mit einem Eimer dampfenden Wassers zurück und schüttete es in eine andere Schüssel. Dr. Rudeck seifte seine Hände und Unterarme ein, spülte den Seifenschaum dann ab und ging zurück zu der Schüssel mit der Lösung.
    »Wo haben Sie die Gummihandschuhe?« fragte Ron. Er stellte sich neben Dr. Rudeck und tauchte seine Hände ebenfalls in die Lösung. Der Arzt sah ihn verwundert an.
    »Was verstehen Sie denn davon?« fragte er.
    »Ich habe mal einen Lehrgang beim Roten Kreuz mitgemacht. Erste Hilfe.«
    »Na, sieh an! Wenigstens etwas. Damit können Sie jetzt allerdings nur wenig anfangen. Aber trotzdem – Sie werden mir gemeinsam mit Jack assistieren. Und ich habe bis eben gedacht, Sie seien das Söhnchen eines reichen Vaters, zögen als Playboy durch die Welt, gönnten sich eine polynesische Frau, solange sie noch jung und knusprig ist, und hätten sich als Hobby die Kultivierung dieser Insel vorgenommen.«
    »Sehe ich wirklich so aus, Doktor?«
    »Eigentlich nicht. Aber wenn jeder nach dem aussehen würde, was er ist … du lieber Gott, das wäre einfach teuflisch. Was machen die Insulaner jetzt?«
    »Ich nehme an, sie sitzen in einem Kreis um mein Haus und warten auf ein Wunder.«
    »Das haben wir auch nötig, Ron.« Er schüttelte die Hände aus, und Jack Willmore streifte ihm die Gummihandschuhe über. Auch Ron bekam welche, Jack trug bereits ein Paar.
    Hinter Tápanas Kopf stand Tama'Olu und sah der Prozedur mit großen Augen zu.
    »Ihre zauberhafte Frau braucht keine Handschuhe«, sagte Dr. Rudeck. Er hatte Rons fragenden Blick aufgefangen. »Sie wird nur allerhand Blut, Eiter und stinkende Ergüsse sehen und wegtragen müssen. Wird sie in Ohnmacht fallen, Ron?«
    »Ich glaube nicht. Hier kippt ja auch keiner um, wenn er bei einer Geburt helfen muß.«
    »Da haben Sie recht.« Dr. Rudeck trat an den Tisch, kontrollierte die Instrumente, die neben ihm lagen und die sonst eine OP-Schwester anreichte. »Verstehen Sie was von diesen Instrumenten?«
    »Ich werde Ihnen keine Nadel geben, wenn Sie nach einer Klemme verlangen.«
    »Probieren wir es mal.« Dr. Rudeck streckte die Hand nach rechts aus. »Scharfer Löffel«, befahl er knapp.
    Ron reichte ihm das richtige Instrument. Dr. Rudeck nickte und warf den scharfen Löffel auf das sterile Tuch zurück.
    »Dann wollen wir mal!« sagte er. »Jack, leite die Narkose ein. Ron, ein Intubiergerät konnten wir leider nicht mitbringen. Wir müssen eine Injektionsnarkose machen. Und die kann man nicht so gut steuern wie eine Intubation. Bei Ihrem Schwiegervater, den

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