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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nun?« fragte er, etwas verwirrt durch die nicht alltägliche Situation.
    »Das frage ich Sie! Es geht um Stunden! Ein Chirurg muß zu uns rauskommen. Der Kranke muß sofort operiert werden.«
    »Das ist ein Problem, Sir.«
    »Ich weiß! Deshalb rufe ich Sie ja an.«
    »Das muß die Hospitalleitung entscheiden. Ich verständige sie sofort. Kann ich Sie erreichen?«
    »Ja.« Ron nannte die Nummer seines Funktelefons. Der Mann in Pangai wunderte sich.
    »Sie haben Telefon auf der Insel, Sir? Gibt es denn da elektrischen Strom?«
    »Ich rufe von meiner Yacht aus an. Ich liege vor Tonu'Ata.«
    »Aha!« Die dunkle Stimme klang jetzt ziemlich ungläubig. »Ich rufe in spätestens zehn Minuten zurück, Sir«, sagte der Mann dennoch.
    »Ich warte.«
    Es dauerte keine sieben Minuten, da surrte Rons Telefon. Er riß den Hörer ans Ohr und merkte dabei, wie sehr seine Hand zitterte. In Pangai war nicht mehr der Telefonist am Apparat, sondern eine hellere, sehr forsche Stimme.
    »Hier Dr. Rudeck. Was für ein Problem haben Sie?«
    »Mein Gott, das habe ich doch schon alles gesagt! Es geht um einen durchgebrochenen Blinddarm …«
    »Bei Ihnen?«
    »Könnte ich dann noch so sachlich mit Ihnen sprechen?«
    »Es gibt Sterbenskranke, die sehen sich im Fernsehen noch eine Hollywood-Show an!« Dr. Rudeck schien auf eine Notiz zu blicken. »Sie liegen also vor einer Insel, die es offiziell nicht gibt. Sind die Positionsangaben genau?«
    »Das müssen Sie meinen Satellitenpeiler fragen. Himmel noch mal, wir reden und reden, und der Kranke liegt im Sterben und wird von einem Medizinmann mit einem stinkenden Brei eingerieben.«
    Nicht der Blinddarm, wohl aber die Tätigkeit des Medizinmannes schien Dr. Rudeck zu alarmieren.
    »Was sagen Sie da?« rief er. »So ein Dreckskerl fummelt da herum? Vielleicht war's sogar er, der den Blinddarm durchmassiert hat! Und jetzt haben wir die Sauerei mit allen Ergüssen und Verklebungen. Wir haben hier einen Hubschrauber zur Verfügung. Ich könnte in drei oder vier Stunden bei Ihnen sein, wenn Ihre Angaben stimmen.«
    »Sie sind exakt, Doktor, glauben Sie mir. Fliegen Sie allein?«
    »Nein, der Pilot ist noch dabei. Er ist ausgebildeter Krankenpfleger und hat schon viele Noteinsätze hinter sich. Wir können in einer halben Stunde starten.«
    »Bitte, beeilen Sie sich, Doktor.«
    »Und wer bezahlt das alles, Operation, Flug, Medikamente …«
    »Ich!« brüllte Ron ins Telefon. Er zitterte vor Aufregung und Zorn. »Ist das jetzt so wichtig?«
    »Immer! Die Kostenfrage steht am Anfang. Allein der Flug …«
    »Haben Sie schon mal was von Humanität gehört!« brüllte Ron.
    »Genug. Aber auch Humanität kostet Geld und ist nicht umsonst. Bis in gut drei Stunden.«
    Dr. Rudeck legte auf, bevor Ron ihn noch einmal anschreien konnte.
    »Das habe ich gern«, sagte der Arzt zu dem neben ihm stehenden Mann mit der tiefen Stimme. Es war ein Mischling mit einem weißen Vater und einer polynesischen Mutter. »Ein reicher, kapitalistischer Stinksack! Sitzt da fett und selbstbewußt auf seiner Yacht und glaubt, seine Millionen imponierten der ganzen Welt. Nun, ich werde den Kerl ja kennenlernen und in die richtige Ecke stoßen!«
    Schon zwanzig Minuten später erhob sich der Hubschrauber in den wolkenlosen blauen Himmel. Der Pilot starrte angestrengt auf seine Flugkarte, die in einem Lederrahmen vor ihm lag.
    »Doktor, da ist doch nichts«, sagte er kopfschüttelnd. »Die Angaben müssen falsch sein. Wir fliegen in den Pazifik hinein. Da gibt es nichts als Wasser.«
    »Warten wir es ab. Ich bin jedenfalls auf Überraschungen eingestellt.« Dr. Rudeck lehnte sich in den Gurten zurück und blickte auf die Inselgruppen, die sie jetzt überflogen. Kleine, unbewohnte Eilande. Grüne Punkte mit weißem Rand inmitten des blauen Ozeans. Traumstrände … aber wer will in dieser Einsamkeit träumen? Ohne Trinkwasser, ohne Licht, als einziger Mensch unter windgebeugten Palmen. Nur ein Spinner.
    Wir werden auf jeden Fall zu spät kommen, dachte Dr. Rudeck. Ein geplatzter Blinddarm, der so lange unbehandelt herumliegt und auch noch von einem Medizinmann versaut wird – da kommt mit Sicherheit jede ärztliche Hilfe zu spät. Aber die Insel interessiert mich. Diese Insel, die es gar nicht gibt auf der Karte …
    Tápana lag noch immer auf der Erde, als Ron in das Haus des Stammesfürsten zurückkehrte. Der Kranke hatte seine Haltung nicht verändert, nur sein Atem ging hastiger und stoßweise. Die schrecklichen Schmerzen, die

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