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Die Buecher und das Paradies

Titel: Die Buecher und das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Statt dessen schlug ich meinen Schulkameraden vor, um der Ressourcenknappheit meiner Schreibwerkstatt abzuhelfen, mir so viele Lagen Karopapier zu geben, wie das Album Seiten enthielt, plus einige zur Kompensation der aufgewandten Mühe und Tinte, und versprach ihnen, entsprechend viele Kopien des Abenteuers zu produzieren. Ich fertigte alle Verträge aus, ohne mir bewußt zu machen, wie mühsam es sein würde, zehnmal denselben Comic zu zeichnen. Am Ende mußte ich das Papier beschämt zurückgeben, gedemütigt für mein Scheitern nicht als Autor, sondern als Verleger.
    In der Unterstufe des Gymnasiums schrieb ich Erzählungen, weil damals die traditionellen Schulaufsätze mit vorgegebenen Themen durch sogenannte »Chroniken« ersetzt worden waren, in denen man frei gewählte Erlebnisse erzählen sollte. Ich glänzte mit humoristischen Stücken. Mein Lieblingsautor war damals P. G. Wode-house. Mein Meisterwerk besitze ich noch: die Beschreibung, wie ich einmal vor Nachbarn und Verwandten, nach langer Vorbereitung und vielen Versuchen, ein technisches Wunderwerk vorgeführt hatte: eines der ersten unzerbrechlichen Gläser, das ich triumphierend zu Boden fallen ließ, wo es natürlich in Scherben ging.
    1944 - 45 beschäftigte ich mich mit Epik, mit einer Parodie der Divina Commedia und einer Reihe von Porträts der olympischen Götter, wiederbesichtigt in jenen dunklen Jahren, das heißt im täglichen Ringen mit der Lebensmittelrationierung, der allabendlichen Verdunkelung und den Liedern von Rabagliati. Alles in klassischen Elfsilblern. Solchen wie diesen, damit wir uns recht verstehen:
    Ecco qui Apollo, 1’anima piu eletta di quell’Olimpo degli Dei magione, suonare qualche lieve musichetta, senza. piu cetra o Um, ed ha, ragione; ei suona il pianoforte, la, cornetta, il flauto, fisarmonica e trombone.
    Perché sprecar la lira se il denaro
    per comprar l’olio in questi tempi e caro?
    Hier sehen wir Apoll, die erlesenste Seele dieses Olymps, der Götter Behausung, ein leichtes Musikstückchen spielen, nicht mehr auf der Kithara oder der Lyra, und er hat recht;
    er spielt Klavier, Kornett,
    Flöte, Ziehharmonika und Posaune.
    Warum die Lyra (= Lira) verschwenden, wenn das Geld zum Kauf von Öl in diesen Zeiten so teuer ist?
    In den nächsten zwei Gymnasialjahren schrieb ich eine Vita illustrata di Euterpe Clips (mit Illustrationen), deren literarisches Vorbild die Romane von Giovanni Mosca und Giovanni Guareschi waren. Es folgten einige Erzählungen mit ernsteren literarischen Absichten. Ich würde sagen, der beherrschende Ton war ein magischer Realismus a la Bontempelli. Lange Zeit bin ich früh aufgestanden, um an einer Novelle namens »Das Konzert« zu arbeiten, die eine interessante erzählerische Idee enthielt. Mario Tobia, ein erfolgloser Komponist, holt alle spiritistischen Medien der Welt zusammen, um sich von ihnen die großen Musiker der Vergangenheit in Form von Ektoplasmen aufs Podium produzieren zu lassen, zwecks Aufführung seiner Komposition Konradin von Schwaben. Beethoven als Dirigent, Liszt am Flügel, Paganini an der Geige etc. Ein einziger Zeitgenosse, der schwarze Jazzer Louis Robertson, an der Posaune. Die Beschreibung war nicht schlecht, wie es den Medien allmählich nicht mehr gelang, ihre Kreaturen am Leben zu erhalten, so daß die Großen der Vergangenheit sich nach und nach auflösten, unter dem dissonanten Miauen und Krächzen ersterbender Instrumente, bis allein auf dem Podium, hoch, magisch, unangefochten, Robertsons Posaune ertönte.
    Ich sollte meine getreuen Leser (vierundzwanzig an der Zahl, um nicht mit dem Meister zu wetteifern, den ich nur an Bescheidenheit übertreffen will) 2 selbst herausfinden lassen, wie beide Motive vierzig Jahre später im Foucaultschen Pendel ausgebeutet worden sind.
    Zwischendurch schrieb ich auch Uralte Geschichten vom jungen Universum, deren Protagonisten die Erde und die anderen Planeten kurz nach der Entstehung des Kosmos waren, erfüllt von wechselseitigen Eifersüchten und Leidenschaften. In einer Geschichte verliebte sich Venus in das Sonnengestirn (das bei uns bekanntlich maskulin ist), riß sich mit äußerster Anstrengung aus ihrer Umlaufbahn und stürzte sich ihm entgegen, um in der glühenden Masse des Geliebten zu vergehen. Meine einfältigen kleinen Cosmicomics.
    Mit sechzehn entdeckte ich die Liebe zur Dichtung. Ich verschlang die Hermetiker, aber mein Herz schlug für die Neoklassizisten der Ronda, und im großen ganzen hielt ich mich

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