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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Bachlauf, der von einem Felsen herabsprudelte, und löschten ihren Durst, indem sie einfach ihr Gesicht darunterhielten. Dann bereitete Thomas ihnen in einer Vertiefung nicht weit davon ein Lager aus Farnen, und nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie dort gut verborgen war, ließ er Geneviève zurück und machte sich auf die Suche nach etwas Essbarem. Er nahm seinen Bogen und ein halbes Dutzend Pfeile mit, nicht nur zur Selbstverteidigung, sondern in der Hoffnung, ein Reh oder Wildschwein aufzustöbern. Im verrotteten Laub fand er ein paar Pilze, aber sie waren klein und hatten einen schwarzen Schirm, und er wusste nicht, ob sie vielleicht giftig waren. Plötzlich hörte er ein Rascheln und fuhr herum. Er meinte, er hätte einen Hirsch gesehen, doch es wurde zusehends dunkler, und er war sich nicht sicher. Dennoch legte er einen Pfeil auf die Sehne und schlich zu der Stelle, wo er die Bewegung wahrgenommen hatte. Es war Brunftzeit, und die Hirsche zogen durch den Wald, auf der Suche nach Rivalen. Ein Feuer zu entzünden, um das Fleisch zu braten, wäre zu gefährlich, aber er hatte früher schon rohe Leber gegessen, und an diesem Abend wäre es ein Festmahl. Dann erblickte er das Geweih. Er duckte sich und trat vorsichtig einen Schritt zur Seite, um das Tier besser sehen zu können. Da zischte plötzlich ein Armbrustbolzen an seinem Kopf vorbei und bohrte sich mit dumpfem Knall in einen Baumstamm. Der Hirsch floh in großen Sprüngen, und Thomas fuhr herum, die Sehne bereits gespannt. Die Soldaten vor ihm zogen die Schwerter.
    Er war in eine Falle gelaufen.

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    TEIL 3
    DIE FINSTERNIS
    D ie Durchsuchung des Klosters hatte nichts zutage gefördert außer dem Leichnam von Abbé Planchard, und als man Guy Vexille vom Tod des alten Mannes berichtete, gab er lauthals seinem verschwundenen Vetter die Schuld. Daraufhin befahl er, sämtliche Hütten zu durchsuchen und sowohl das Dorf als auch das Aussätzigenspital anzuzünden, um sicherzugehen, dass niemand sich dort versteckte. Als er einsehen musste, dass seine Beute entflohen war, schickte er Reiter los, den Wald in der Umgebung zu durchkämmen. Schließlich fand jemand zwei graue Kutten und zwei Holzklappern, und Vexille stellte wütend die Reiter zur Rede, die für diesen Abschnitt des Waldes eingeteilt waren. Beide schworen, sie hätten nichts gesehen. Er glaubte ihnen nicht, aber es hätte ihm wenig genützt, sie ins Verhör zu nehmen. Stattdessen entsandte er seine Reiter, jeden Pfad abzusuchen, der zu den englischen Garnisonen führte. Als er jedoch Charles Bessières befahl, seine Männer ebenfalls auf die Suche zu schicken, weigerte sich dieser. «Ich nehme keine Befehle von Euch entgegen», sagte Bessières schneidend. «Ich bin auf Geheiß meines Bruders hier.»
    «Und Euer Bruder will, dass der Engländer gefunden wird», entgegnete Vexille.
    «Dann findet Ihr ihn, Herr.» Bessières betonte das letzte Wort so abfällig, dass es wie eine Beleidigung klang.
    Vexille ritt mit seinen Männern nach Westen. Er vermutete, dass Bessières vor allem deshalb zurückbleiben wollte, um in Ruhe das Dorf und das Kloster zu plündern, und genau das tat Bessières auch, obgleich er kaum etwas fand. Er befahl sechs seiner Männer, die paar Habseligkeiten zu durchsuchen, die die Dorfleute vor den erneuten Flammen gerettet hatten. Das einzig Brauchbare waren einige Töpfe und Pfannen, die man für ein paar Kupfermünzen verkaufen konnte. Doch jedermann wusste, dass Bauern ihr Erspartes vergruben, wenn Soldaten oder Räuber anrückten, und so folterten Bessières’ Männer die Leibeigenen, damit sie ihnen die Verstecke verrieten. Dabei förderten sie jedoch etwas viel Interessanteres zutage, denn als einer von Charles’ Leuten, der die Sprache des Südens beherrschte, einem der Bauern die Finger absägen wollte, platzte dieser voller Angst damit heraus, dass der alte Graf kurz vor seinem Tod in der Burgruine gegraben und dabei in der Gruft unterhalb der Kapelle eine verborgene Mauer entdeckt hatte. Das weckte Bessières’ Interesse, zumal der Mann andeutete, dass sich hinter dieser Mauer etwas befand, das den Grafen in höchste Aufregung versetzt hatte und das der Abbé, Gott schenke seiner Seele Frieden, unbedingt wieder hatte verbergen wollen. Und so ritt Bessières, sobald Vexille verschwunden war, mit seinen Leuten zu der alten Festung.
    In weniger als einer Stunde hatten sie die Steinplatten hochgehievt und die Gruft geöffnet, und eine weitere

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