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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Bäumen, wo sie endlich die Klappern wegwerfen, die stinkenden Kutten abstreifen und Pfeile und Bogen vom Schlitten nehmen konnten. Die anderen Aussätzigen, die aus ihrer Zufluchtsstätte beim Kloster verjagt worden waren, starrten sie nur verdutzt an. Thomas nahm eine Handvoll von den Münzen, die Guillaume d’Evecque ihm mitgegeben hatte, und legte sie ins Gras. «Ihr habt uns nicht gesehen», sagte er, und Geneviève wiederholte seine Worte in der Sprache des Südens.
    Sie hielten sich weiter nach Westen und stiegen im Schutz des Waldes die Hügel hinauf, bis sie die Baumgrenze erreicht hatten. Von dort führte nur noch ein felsiger Hang bis zur Kuppe. Sie kletterten hinauf, wobei sie sich, so gut es ging, hinter Felsbrocken oder in kleinen Senken versteckten. Der Nebel unter ihnen im Tal löste sich allmählich auf. Erst tauchte der Kirchturm des Klosters auf, dann die übrigen Dächer, und bis zum Vormittag war das ganze Kloster zu sehen, doch da waren Thomas und Geneviève bereits oben auf der Hügelkuppe und nach Süden abgebogen. Wären sie weiter Richtung Westen gegangen, wären sie in das Tal des Gers gekommen, in dem sich ein Dorf an das nächste reihte. Im Süden hingegen war das Land einsamer und wilder und bot ihnen besseren Schutz.
    Gegen Mittag hielten sie an, um Rast zu machen. «Wir haben nichts zu essen», sagte Thomas.
    «Dann marschieren wir eben mit leerem Magen weiter», erwiderte Geneviève und lächelte ihn an. «Wohin gehen wir überhaupt?»
    «Nach Castillon d’Arbizon, wenn auch nicht auf direktem Weg.»
    «Dorthin willst du zurück?» Sie war überrascht. «Aber sie haben uns hinausgeworfen. Warum sollten sie uns wieder aufnehmen?»
    «Weil sie uns brauchen», sagte Thomas. Es war nur eine Vermutung, aber er hatte gehört, wie Vexille zu Planchard gesagt hatte, ein Teil der Garnison sei zum Grafen von Berat übergelaufen, und er nahm an, dass Robbie diese Männer angeführt haben musste. Er konnte sich nicht vorstellen, dass d’Evecque seinen Eid gegenüber dem Earl of Northampton brach; Robbie hingegen war niemandem außerhalb Schottlands verpflichtet. Somit mussten die Männer, die noch in Castillon d’Arbizon waren, seine eigenen sein, die englischen Bogenschützen und Soldaten, die er in Calais angeworben hatte. Also würde er dorthin zurückgehen, und falls die Burg zerstört und die Garnison getötet war, würde er weiterziehen, immer Richtung Westen, bis er die englischen Posten erreichte.
    Doch zunächst würden sie sich nach Süden halten, wo sich die dichtbewaldeten Ausläufer der Berge aneinanderschmiegten. Als er sich bückte, um seine Sachen aufzuheben, fiel die Holzkiste aus der Tasche, in der er seine Pfeilspitzen, den Wetzstein und die Ersatzsehnen aufbewahrte. Er setzte sich wieder und nahm sie in die Hand. «Was ist das?», fragte Geneviève.
    «Planchard glaubte, in dieser Kiste sei einst der Gral gewesen», antwortete Thomas. «Oder sie sei angefertigt worden, um die Leute glauben zu machen, dass der Gral darin aufbewahrt wurde.» Er musterte die verblichene Inschrift. Nun, da er die Kiste im hellen Sonnenlicht betrachtete, sah er, dass die Beschriftung in Rot aufgemalt war, und dort, wo die Farbe verschwunden war, konnte man noch eine leichte Tönung des Holzes erkennen. Im Innern der Kiste hatte sich ein Kreis abgezeichnet, als hätte etwas sehr lange auf derselben Stelle gestanden. Die beiden Eisenscharniere waren fast völlig durchgerostet, und das Holz war so trocken, dass es so gut wie nichts wog.
    «Ist sie echt?», fragte Geneviève.
    «Ja. Aber ob wirklich einmal der Gral darin war, weiß ich nicht.» Thomas musste daran denken, wie oft er diese letzten drei Worte gesagt hatte, wenn es um den Gral ging.
    Doch ein bisschen mehr wusste er jetzt immerhin. Er wusste, dass sieben Männer im vorigen Jahrhundert aus Astarac geflohen waren, zu jener Zeit, als die französischen Truppen unter der Flagge der Kreuzritter das Land im Süden mit Feuer und Schwert vom Ketzertum befreit hatten. Die Männer hatten bei ihrer Flucht angeblich einen Schatz mitgenommen und geschworen, ihn zu schützen, und obwohl über hundert Jahre vergangen waren, hatte Guy Vexille als Einziger den falschen Glauben bewahrt. Hatte Thomas’ Vater tatsächlich den Gral besessen? Diese Annahme war der Grund gewesen, weshalb Vexille nach Hookton gekommen war und das gesamte Dorf niedergemetzelt hatte, so wie er jetzt Planchard getötet hatte. Die Nachfahren der Herren der Finsternis wurden

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