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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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hingen. Sie verschwanden durch die Tür am anderen Ende des Raumes, die auf den Olivenhain hinausführte. Dort hatte Thomas am Tag zuvor die Pferde zurückgelassen, doch die beiden Tiere waren verschwunden.
    Die Pforte zum Aussätzigenspital stand offen. Thomas zögerte und wandte sich dann nach Westen, doch Geneviève zupfte ihn am Ärmel und deutete auf einen schwarz gekleideten Reiter, der sich verschwommen durch den Nebel abzeichnete. Offenbar hatte Vexille überall auf dem Gelände Wachen aufgestellt. Der Mann konnte sie jeden Moment entdecken, und obendrein bestand die Gefahr, dass die beiden Mönche in der Küche Alarm auslösten. Geneviève wies auf die offene Pforte, und so liefen sie durch den Olivenhain zum Aussätzigenspital.
    Es war kein Mensch zu sehen. Alle fürchteten sich vor den Aussätzigen, und Thomas vermutete, dass Vexille sie verjagt hatte, damit seine Männer die Hütten durchsuchen konnten. «Hier können wir uns nicht verstecken», flüsterte er Geneviève zu. «Sie werden wiederkommen.»
    «Wir brauchen uns nicht zu verstecken», erwiderte Geneviève. Sie verschwand in der größten Hütte und kam mit zwei grauen Kutten wieder heraus. Da begriff Thomas. Er half Geneviève, eine der Kutten überzuziehen, verbarg ihr blondes Haar unter der Kapuze, schlüpfte in die andere Kutte und nahm zwei Klappern vom Tisch neben der Pforte. Geneviève legte das Pfeilbündel und den Bogen auf einen der Schlitten, die die Aussätzigen zum Holzsammeln benutzten, dann häufte Thomas ein paar Scheite darüber und schlang sich das Zugseil des Schlittens um die Schultern. «Jetzt können wir gehen», sagte Geneviève.
    Thomas zog den Schlitten, der auf dem feuchten Boden leicht vorwärtsglitt. Geneviève ging voran und wandte sich, sobald sie aus der Pforte getreten waren, nach Nordwesten, in der Hoffnung, dort keinem von Vexilles Reitern zu begegnen. Der Nebel umhüllte sie mit einem schützenden grauen Mantel, mit dem ihre Kutten nahezu unsichtbar verschmolzen. Geneviève steuerte auf den Wald zu, der sich von den Hügeln im Westen bis hinunter ins Tal erstreckte. Sie benutzte die Klapper nicht, sondern hielt nur aufmerksam Ausschau. Einmal blieb sie stehen und legte den Finger an die Lippen. Hufgetrappel ertönte; Thomas wartete, bis es verklungen war, dann setzte er sich wieder in Bewegung. Nach einer Weile drehte er sich um und sah, dass das Kloster verschwunden war. Vor ihnen ragten die Bäume düster und gespenstisch aus den Nebelschwaden auf. Sie folgten dem Pfad, den die Aussätzigen benutzten, wenn sie zum Pilzesammeln in den Wald gingen. Als sie am Waldrand ankamen, erklang erneut Hufgetrappel, und Geneviève schüttelte warnend ihre Klapper.
    Doch der Reiter ließ sich davon nicht abschrecken. Er näherte sich von hinten, und Thomas benutzte ebenfalls seine Klapper, als er sich umdrehte. Er hielt den Kopf gesenkt, um sein Gesicht unter der Kapuze zu verbergen, und sah daher nur die Beine des Pferdes, nicht den Reiter. «Habt Erbarmen, Herr», sagte er. «Habt Erbarmen.»
    Geneviève streckte die Hände aus, als bettele sie um eine milde Gabe, und entblößte dabei die scheußlichen Narben, die Vater Roubert auf ihrer Haut hinterlassen hatte. Thomas folgte ihrem Beispiel. «Ein Almosen, gütiger Herr.»
    Der unsichtbare Reiter rührte sich nicht, und so fielen sie auf die Knie. Der Atem des Pferdes bildete kleine Wolken in dem Nebel. «Erbarmt Euch unser.» Geneviève sprach mit verstellter, heiserer Stimme. «Um der Liebe Christi willen, erbarmt Euch unser.»
    Der Reiter saß nur schweigend da, und Thomas wagte nicht, den Kopf zu heben. Ihn quälte die Angst eines Wehrlosen vor einem bewaffneten Reiter, aber er spürte auch, dass der Mann unentschieden war, was er tun sollte. Zweifellos hatte er den Befehl erhalten, nach einem Mann und einer Frau Ausschau zu halten, die aus dem Kloster geflohen waren, und nun hatte er genau so ein Paar vor sich, aber es schienen Aussätzige zu sein, und so rang die Furcht vor der Ansteckung mit seinem Pflichtgefühl. Plötzlich ertönte noch mehr Geklapper, und als Thomas sich vorsichtig umschaute, sah er eine Gruppe von grau gekleideten Gestalten zwischen den Bäumen hervorkommen, die ihre Klappern schwenkten und um Almosen bettelten. Bei diesem Anblick reichte es dem Reiter. Er spuckte in ihre Richtung, wendete sein Pferd und ritt davon. Thomas und Geneviève warteten, noch immer auf den Knien, bis der Mann fast im Nebel verschwunden war, dann liefen sie zu den

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