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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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verschwunden.
    Vexille ritt zum Kloster zurück, um den Rest seiner Männer einzusammeln. Es war an der Zeit aufzubrechen. Auch Charles Bessières stand mit seinen Soldaten bereit, die armselige Beute an den Sätteln der Pferde befestigt. «Wohin reitet Ihr?», fragte Vexille ihn.
    «Wo immer Ihr hinreitet, Herr», erwiderte Bessières mit sarkastischer Höflichkeit. «Ich werde Euch bei der Suche nach dem Engländer helfen. Wo sollen wir anfangen?», fragte er, wohl wissend, dass Vexille darauf selbst keine Antwort hatte.
    Vexille schwieg. Der Regen prasselte noch immer unerbittlich nieder und verwandelte die Straßen in einen Morast. Auf der Straße, die nach Toulouse führte, war eine Gruppe Reisender aufgetaucht, etwa dreißig oder vierzig Leute, die zu Fuß unterwegs waren und auf das Kloster zusteuerten, wohl um Obdach und Hilfe zu suchen. Sie sahen aus wie Flüchtlinge, denn sie hatten vier Handwagen dabei, die mit Möbeln und Bündeln beladen waren. Obendrauf saßen drei Alte, offenbar zu schwach, um sich durch den zähen Schlamm zu kämpfen. Einige von Bessières’ Männern ritten ihnen entgegen, in der Hoffnung auf weitere Beute. Vexille galoppierte hinter ihnen her, überholte sie und setzte sich an die Spitze. Als die Leute seine lackierte Rüstung und den Greif auf seinem Schild sahen, fielen sie auf die Knie. «Wohin wollt ihr?», fragte Vexille streng.
    «Zum Kloster, Herr», antwortete einer der Männer.
    «Und woher kommt ihr?»
    Der Mann sagte, sie kämen aus dem Tal der Garonne, zwei Tagesreisen östlich von hier, und weiteres Nachfragen brachte zutage, dass es sich um vier Handwerker und ihre Familien handelte: ein Zimmermann, ein Sattler, ein Wagenmacher und ein Maurer, und alle stammten aus derselben Stadt.
    «Was ist passiert?», wollte Vexille wissen, denn alles Ungewöhnliche interessierte ihn.
    «Dort wütet eine Seuche, Herr», sagte der Mann. «Die Menschen sterben.»
    «Seuchen gibt es immer wieder.»
    «Nicht so wie diese, Herr.» Der Mann berichtete, dass Hunderte, vielleicht sogar Tausende im Sterben lagen und angesichts des Grauens hätten sie und ihre Familien beschlossen zu fliehen. Sie seien nicht die Einzigen, doch die meisten seien nach Toulouse geflohen, während sie es vorgezogen hätten, sich nach Süden zu wenden.
    «Ihr hättet bleiben sollen», sagte Vexille, «und Schutz in einer Kirche suchen.»
    «Die Kirche ist mit Toten gefüllt, Herr», erwiderte der Mann, und Vexille wandte sich achselzuckend ab. Irgendeine Krankheit an der Garonne interessierte ihn nicht, und es war nichts Ungewöhnliches, dass das einfache Volk mit Panik reagierte. Er herrschte Bessières’ Männer an, sie sollten die Flüchtlinge in Ruhe lassen, woraufhin Bessières sich rächte, indem er ihm vorhielt, sie vergeudeten nur ihre Zeit. «Euer Engländer ist verschwunden», schnaubte er verächtlich.
    Vexille ignorierte seine Dreistigkeit, überlegte einen Moment und sagte dann ruhig: «Ihr habt recht. Aber wohin?»
    Sein gelassener Tonfall überraschte Bessières. Er stützte sich auf den Vorderzwiesel seines Sattels, blickte zum Kloster hinüber und dachte nach. «Er war hier», sagte er schließlich, «und jetzt ist er fort. Vielleicht hat er gefunden, wonach er suchte?»
    Vexille schüttelte den Kopf. «Nein, er ist vor uns geflohen.»
    «Warum ist er uns dann entkommen?», konterte Bessières gereizt. «Ich glaube, er hat gefunden, was er suchte, und ist fort. Und wohin würdet Ihr gehen, wenn Ihr an seiner Stelle wärt?»
    «Nach Hause.»
    «Das ist weit. Und seine Frau ist verletzt. Ich an seiner Stelle würde zusehen, dass ich so schnell wie möglich bei Freunden Unterschlupf finde.»
    Vexille musterte Bessières und fragte sich, warum sein streitlustiger Begleiter auf einmal so hilfsbereit war. «Bei Freunden», wiederholte er nachdenklich.
    «Castillon d’Arbizon.»
    «Dort haben sie ihn doch rausgeworfen!», widersprach Vexille.
    «In der Tat», sagte Bessières. «Aber wohin sollte er sonst gehen?» In Wirklichkeit hatte er keine Ahnung, ob Thomas nach Castillon d’Arbizon gegangen war, aber es war die nächstliegende Lösung, und Bessières war sehr daran gelegen, den Engländer möglichst schnell zu finden. Erst wenn er sich vergewissert hatte, dass der echte Gral nicht gefunden war, konnte er die Fälschung präsentieren. «Aber falls er nicht zu seinen Freunden gegangen ist», fügte er hinzu, «ist er bestimmt auf dem Weg nach Westen, zu den englischen Garnisonen.»
    «Dann

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