Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind
Südens, und die beiden Männer, die Thomas festhielten, zerrten seine Arme hoch, bis die verkrümmten Hände auf der Rinde lagen. Philin trat einen Schritt vor. «Es tut mir leid», sagte er erneut, «aber ich muss dir die Finger abhacken.»
Thomas musterte ihn, sah, wie nervös er war, und ahnte, dass der Axthieb ebenso gut sein Handgelenk treffen konnte. «Tu es schnell», sagte er.
«Nein!», schrie Geneviève. Der Mann und die Frau, die sie festhielten, lachten.
«Schnell», wiederholte Thomas, und Philin hob die Axt. Er zögerte, leckte sich über die Lippen, sah Thomas noch einmal gequält an, dann schlug er zu.
Thomas hatte sich nicht gewehrt, als die beiden coredors seine Hände gegen den Baum gedrückt hatten; er hielt scheinbar schicksalsergeben still. Erst als die Axt niederschwang, nutzte er seine enorme Kraft und riss sich los. Die beiden Männer waren so überrascht, dass sie das Gleichgewicht verloren, und Thomas packte den Griff der Axt und entriss sie Philin. Unter wütendem Gebrüll stürzte er sich auf den Mann, der Geneviève festhielt, und spaltete ihm mit einem einzigen Schlag den Schädel. Entsetzt ließ die Frau Genevièves Arm los und wich zurück, während Thomas herumfuhr und auf die Männer losging, die ihn festgehalten hatten. Mit seinem Kriegsschrei, dem Schlachtruf der Engländer – «St. George! St. George!» –, ließ er die schwere Axt niedersausen.
In dem Augenblick kamen die Reiter aus dem Wald.
Einen Atemzug lang zögerten die coredors , hin- und hergerissen zwischen dem Impuls, Thomas zu überwältigen, und dem Drang, vor den Reitern zu fliehen. Doch dann erkannten sie, dass die Reiter die weitaus größere Gefahr darstellten, und rannten auf die Bäume zu, verfolgt von Guy Vexilles schwarz gekleideten Soldaten, die ihre Schwerter schwangen und mit kalter Brutalität töteten. Destral schien die Reiter nicht zu bemerken und stürzte sich auf Thomas, der dem gedrungenen Mann die stumpfe Seite der Axt gegen den Schädel hieb, ihm das Nasenbein zerschmetterte und ihn zu Boden schleuderte. Thomas ließ die plumpe Waffe fallen, schnappte sich Bogen und Pfeilbündel, packte Geneviève am Handgelenk und lief mit ihr auf den Wald zu.
Die Bäume boten Schutz, denn die Stämme und die niedrigen Aste behinderten die Reiter, und die wachsende Dunkelheit nahm ihnen die Sicht, doch auf der Lichtung hieben Vexilles Männer auf alles ein, was sich bewegte, und die coredors , die es nicht schnell genug in den Wald schafften, wurden abgeschlachtet wie Vieh.
Philin war zusammen mit Thomas geflohen, doch sein Sohn, der auf den Krücken kaum vorwärtskam, war noch auf der Lichtung. Ein Reiter erblickte den Jungen, wendete sein Pferd und brachte das Schwert in Position. «Galdric!», brüllte Philin und stürzte los, um seinen Sohn zu retten, doch Thomas stellte ihm ein Bein, um ihn aufzuhalten, und legte einen Pfeil auf die Sehne.
Der Reiter hielt das Schwert tief, zielte mit der Spitze auf Galdrics Kreuz und gab seinem Pferd die Sporen. Kurz bevor er den Jungen erreichte, zischte der Pfeil aus der Dunkelheit und bohrte sich ihm in die Kehle. Das Pferd bäumte sich auf, und der Reiter fiel blutüberströmt zu Boden. Thomas schoss einen zweiten Pfeil ab, der an dem Jungen vorbeischwirrte und Destral ins Auge traf. Er versuchte, unter den Reitern seinen Vetter auszumachen, doch es war bereits zu dunkel, um Gesichter zu erkennen.
«Komm!», drängte Geneviève. «Komm!»
Doch statt zu fliehen, lief Thomas noch einmal zurück zur Lichtung. Er hob die leere Holzkiste auf und suchte nach seiner Börse, aber ein Warnschrei von Geneviève ließ ihn hochblicken. Ein Reiter galoppierte direkt auf ihn zu. Thomas schlug einen Haken und rannte auf den Wald zu. Der Reiter, zunächst verwirrt von Thomas’ Ausweichmanöver, nahm die Verfolgung auf, kam jedoch nicht weit, da Thomas zwischen niedrigem Geäst verschwand. Einige der coredors flohen in die Höhlen, doch Thomas zog den Wald vor und wandte sich nach Süden. Er hielt Geneviève an der Hand, während Philin seinen Sohn auf den Schultern trug. Die mutigeren unter den Reitern versuchten, die Verfolgung aufzunehmen, doch einige der überlebenden coredors hatten ihre Armbrüste geladen, und die Bolzen, die aus der Dunkelheit hervorschossen, überzeugten die Reiter rasch, sich mit ihrem kleinen Sieg zufriedenzugeben. Sie hatten gut zwanzig von den Räubern getötet, ebenso viele gefangen genommen und, was noch viel besser war, ein Dutzend ihrer
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