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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Grund: Irgendwo mussten Soldaten in der Nähe sein.
    «Da», sagte Geneviève und deutete nach Norden. An einer Biegung des Flusses stand ein Reiter im Schatten einer Weide. Also warteten die Jäger auf ihn, und sobald er aus dem Wald trat, würden sie ihn einkreisen, seine Gefährten niedermetzeln und ihn zu seinem Vetter schleppen.
    Sie mussten sich erneut verstecken.

    Joscelyn war begeistert von der Kanone. Sie war ein Ding von abstoßender Schönheit: eine massige, plumpe, donnernde Tötungsmaschine, und er wollte mehr davon. Mit einem Dutzend von ihnen, so dachte er, wäre er der mächtigste Fürst der Gascogne.
    Es hatte fünf Tage gedauert, die Kanone nach Castillon d’Arbizon zu transportieren, und bei seiner Ankunft stellte Joscelyn fest, dass die Belagerung, wenn man sie überhaupt so nennen konnte, keinerlei Ergebnisse zeitigte. Henri Courtois behauptete, er habe seine Garnison erfolgreich in der Burg festgesetzt, aber er hatte keinen Versuch gemacht, sie anzugreifen. Er hatte weder Leitern bauen lassen, um die Mauer zu stürmen, noch Armbrustschützen in Stellung gebracht, um die englischen Bogenschützen oben auf der Brustwehr abzuschießen. «Habt Ihr geschlafen, oder was?», herrschte Joscelyn ihn an.
    «Nein, Herr.»
    «Dann haben sie Euch wohl dafür bezahlt, dass Ihr sie in Ruhe lasst?», bellte Joscelyn. Empört wollte Courtois sich gegen diese ehrenrührige Unterstellung verwahren, doch Joscelyn beachtete ihn gar nicht weiter, sondern befahl den Armbrustschützen, sich auf halber Höhe der Hauptstraße in Fenstern oder Mauernischen zu postieren und die Männer von der Brustwehr zu schießen. Am Ende des Tages waren fünf Armbrustschützen tot und sechs weitere von den langen englischen Pfeilen verwundet, doch Joscelyn war zufrieden. «Denen haben wir gehörig Angst eingejagt», verkündete er. «Und morgen schlachten wir sie ab.»
    Signor Gioberti, der italienische Stückmeister, beschloss, die Kanone unmittelbar hinter dem Westtor der Stadt aufzustellen. Der Platz war ausreichend groß und ebenmäßig gepflastert, er befand sich gut zwanzig Schritt außerhalb der Reichweite der Bogenschützen, sodass seine Männer nicht in Gefahr gerieten, und obendrein bot der Torbogen, nur zehn Schritt von der Kanone entfernt, Schutz vor dem unaufhörlichen Regen, sodass das Schießpulver beim Mischen nicht nass werden konnte.
    Sie brauchten den ganzen Vormittag, um die Kanone samt ihrem Holzgerüst in Position zu bringen, da beides mit einem Kran vom Wagen gehievt werden musste, den Giobertis Kanoniere aus Eichenbohlen zusammenbauten. Die Rollhölzer unter dem Gerüst waren mit Schweineschmalz eingefettet worden, und Gioberti stellte ein Fass davon neben die Kanone, damit sie nachgeschmiert werden konnten, wenn das Gerüst durch die Wucht der Explosion zurückgestoßen wurde.
    Die Geschosse der Kanone – vier Fuß lange Eisenbolzen – wurden auf einem separaten Wagen transportiert, und sie waren so schwer, dass sie jeweils von zwei Männern heruntergehoben werden mussten. Einige von ihnen waren wie Pfeile geformt, mit riesigen, zweiflügeligen Spitzen, andere gerade und stumpf, und jeder von ihnen war so dick wie der Oberarm eines Mannes. Das Schießpulver war in Fässer abgefüllt, aber es musste vor Gebrauch gut umgerührt werden, da der schwerere Salpeter, der etwa zwei Drittel der Mischung ausmachte, sich unten absetzte, während der Schwefel und die Holzkohle nach oben wanderten. Das Rühren erfolgte mit einem langstieligen hölzernen Löffel, und als Signor Gioberti zufrieden war, befahl er, acht Maß davon in die Geschützkammer der Kanone zu füllen.
    Diese Kammer, in der die Explosion stattfinden würde, befand sich in dem bauchigen hinteren Teil der Kanone, der auf beiden Seiten bemalt war. Auf der einen Seite prangte das Bild des heiligen Eligius, Schutzpatron der Schmiede und Metallarbeiter, auf der anderen das des heiligen Mauritius, Schutzpatron der Soldaten, und unter den Abbildungen stand der Name der Kanone: Höllenfeuer. «Sie ist drei Jahre alt, Herr», sagte Gioberti zu Joscelyn, «und brav wie eine gut gezüchtigte Frau.»
    «Brav?»
    «Sie können auch auseinanderfliegen.» Gioberti deutete auf die runde Geschützkammer und erklärte, dass manche Kanonen bei der Explosion zerbarsten und ihre glühend heißen Metallsplitter die Kanoniere töteten. «Aber nicht Höllenfeuer. Die ist solide wie eine Glocke. Schließlich ist sie von Glockengießern gemacht worden, bei uns in Mailand. Sie

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