Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
ihnen ragten Pfeile aus Armen oder Beinen. Joscelyn war auch darunter. Er hatte den Helm abgenommen, und sein rundes Gesicht war schweißnass und vor Zorn gerötet. Er war einer der Letzten gewesen, die durch das Tor gestürmt waren, hatte das Chaos vor sich gesehen und war dann von einem Pfeil, der gegen seinen Brustpanzer prallte, hintenübergeschleudert worden. Die Wucht des Aufpralls hatte ihn erstaunt, fast so stark wie der Huftritt eines Pferdes, und sein Brustpanzer hatte eine tiefe Delle abbekommen. Er hatte sich wieder aufgerichtet und war prompt von einem zweiten Pfeil getroffen worden; auch dieser hatte den Panzer nicht durchbohrt, aber Joscelyn war erneut zu Boden gegangen. Dann hatten die Überlebenden panisch die Flucht ergriffen, und er war dem Strom der Flüchtenden gefolgt. «Sie haben dich gehen lassen?», sagte er zu Robbie, auf dessen Stirn ein dunkler Bluterguss prangte.
    «Ich soll Euch eine Nachricht überbringen, Herr», erwiderte Robbie. «Wenn sie ihr Geld bekommen, ziehen sie ohne weitere Kämpfe ab.»
    «Es ist dein Geld!», fauchte Joscelyn. «Also musst du bezahlen. Hast du das Geld?»
    «Nein, Herr.»
    «Dann werden wir sie, verdammt noch mal, töten. Und zwar jeden Einzelnen von ihnen!» Joscelyn wandte sich zu Signor Gioberti. «Wie lange braucht Ihr, um das ganze Torhaus zu zertrümmern?»
    Gioberti überlegte einen Moment. Er war ein kleingewachsener Mann, an die fünfzig, mit einem von tiefen Falten durchzogenen Gesicht. «Etwa eine Woche, Herr», schätzte er. Einer seiner mächtigen Bolzen hatte die Mauer neben dem Torbogen getroffen und einen ganzen Haufen Steine herausgerissen, was darauf schließen ließ, dass die Burg nicht im besten Zustand war. «Vielleicht auch zehn Tage. Und wenn Ihr mir noch mal zehn Tage gebt, kann ich die halbe Burgmauer niederreißen.»
    «Wir schießen sie in Schutt und Asche», knurrte Joscelyn, «und dann metzeln wir den ganzen elenden Haufen nieder.»
    Am nächsten Tag trafen Guy Vexille und Charles Bessières mit über fünfzig Mann in Castillon d’Arbizon ein. Offenbar hatte Vexille seinen Ketzer nicht gefunden, doch aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen schien er zu glauben, dass dieser Kerl mit seiner Begine zur Burg zurückkehren würde.
    «Wenn Ihr ihn zu fassen kriegt», sagte Joscelyn, «könnt Ihr mit ihm machen, was Ihr wollt. Aber die Frau gehört mir.»
    «Sie gehört der Kirche», widersprach Vexille.
    «Erst will ich sie haben», beharrte Joscelyn. «Danach kann die Kirche mit ihr spielen, und dann kann der Teufel sie haben.»
    Die Kanone feuerte, und das Torhaus erbebte.

    Thomas und seine Gefährten verbrachten eine feuchte Nacht unter den Bäumen. Am Morgen waren drei der coredors mit ihren Frauen verschwunden, doch es waren noch vierzehn Männer, acht Frauen, sechs Kinder und, nicht zu verachten, sieben Armbrüste übrig. Die Waffen waren alt und wurden noch mit einem Geißfußhebel gespannt, was bedeutete, dass sie nicht so viel Kraft hatten wie die neueren Modelle mit Stahlschaft, die mit einer Winde gespannt wurden, aber im Kampf waren die älteren Armbrüste schneller zu laden, und auf kürzere Entfernung töteten sie ebenso wirkungsvoll wie die neueren.
    Die Reiter hatten das Tal verlassen. Thomas brauchte fast den ganzen Morgen, um sich davon zu überzeugen, doch schließlich sah er einen Schweinehirten, der seine Tiere zum Wald trieb, und kurz darauf tauchte auf der Straße, die neben dem Fluss nach Süden führte, ein ganzer Pulk von Menschen auf, vermutlich Flüchtlinge, denn sie schleppten riesige Bündel mit sich und hatten mehrere hoch beladene Handkarren dabei. Vermutlich hatten die Reiter keine Lust mehr gehabt, auf ihn zu warten, und stattdessen eine Stadt oder ein Dorf in der Nähe überfallen. Auf jeden Fall war die Anwesenheit der Leute ein sicheres Zeichen dafür, dass keine Soldaten in der Nähe waren, und so machten sie sich auf den Weg nach Westen.
    Am nächsten Tag, als sie über einen Hügelpfad zogen, in sicherem Abstand zu Dörfern und Straßen, hörte er in der Ferne die Kanone. Zunächst dachte er, es wäre eine merkwürdige Art von Donner, ein abrupter Knall ohne Nachgrollen, doch es waren nirgends dunkle Wolken zu sehen, und als es einige Stunden später erneut donnerte und dann, gegen Mittag, ein drittes Mal, wusste er, dass es eine Kanone sein musste. Er hatte schon Bekanntschaft mit Kanonen gemacht, aber sie waren nicht sehr verbreitet, und er sorgte sich, was dieses seltsame Gerät seinen

Weitere Kostenlose Bücher