Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind
Freunden in der Burg antun mochte. Falls sie noch seine Freunde waren.
Er beeilte sich und strebte nach Norden, auf Castillon d’Arbizon zu, musste jedoch immer wieder vorsichtig sein, wenn er in ein offenes Tal kam oder zu einer Stelle, wo Reiter ihnen auflauern konnten. Gegen Abend erlegte er eine Hirschkuh, und jeder aß ein paar Bissen von der rohen Leber, da sie nicht wagten, ein Feuer zu entzünden. Bei Einbruch der Dämmerung, als er die Hirschkuh zum Lager geschleppt hatte, war die Kanone erneut abgefeuert worden, und er hatte den Rauch aufsteigen sehen, was bedeutete, dass sie ihrem Ziel bereits sehr nah waren, so nah, dass er bis tief in die Nacht Wache hielt und dann Philin weckte, damit der ihn ablöste.
Am nächsten Morgen regnete es. Die coredors waren erschöpft und hungrig, und Thomas versuchte sie aufzumuntern, indem er ihnen sagte, Nahrung und ein warmer Unterschlupf wären nicht mehr weit. Doch der Feind war auch nicht mehr weit, und er musste sich vorsehen. Er wagte es nicht, seinen Bogen geschnürt zu lassen, da der Regen die Sehne aufweichte, aber er fühlte sich nackt ohne eine schussbereite Waffe. Der Knall der Kanone, der alle drei bis vier Stunden ertönte, wurde lauter, und am frühen Nachmittag konnte Thomas deutlich das Krachen der Geschosse hören, die auf Stein trafen. Doch als er eine Anhöhe erklomm und der Regen endlich aufgehört hatte, sah er, dass an der Spitze des Burgturms noch immer die Flagge des Earl of Northampton hing, und das gab ihm Mut. Sie war keine Gewähr für Sicherheit, aber sie zeugte davon, dass es eine englische Garnison gab, die an seiner Seite kämpfen würde.
Sie waren jetzt ganz nah, gefährlich nah. Der Regen hatte zwar aufgehört, aber der Boden war matschig, und Thomas stürzte zweimal, als er den steilen, bewaldeten Abhang in das Tal hinunterrutschte, wo der Fluss sich im Bogen um den Felsvorsprung schlängelte, auf dem Castillon d’Arbizon erbaut war. Er wollte sich auf dieselbe Weise in die Stadt hineinschleichen, auf die er ihr entflohen war, nämlich indem er das Wehr bei der Mühle überquerte, doch als er an der Stelle ankam, wo der Wald bis an den Fluss heranreichte, sah er, dass seine Befürchtungen berechtigt gewesen waren: Seine Feinde hatten offenbar damit gerechnet, dass er kommen würde, denn im Eingang der Mühle war ein Armbrustschütze postiert. Der Mann trug einen Kettenpanzer und stand unter einem kleinen Vordach, das ihn vor den Bogenschützen auf der Brustwehr schützte, doch als Thomas dort hinaufschaute, sah er keine Bogenschützen. Vermutlich hatten die Belagerer überall Armbrustschützen aufgestellt, die jeden abschossen, der sich auf der Brustwehr blicken ließ.
«Töte ihn.» Geneviève kauerte neben Thomas und hatte den Armbrustschützen auf der anderen Flussseite gesehen.
«Damit die anderen gewarnt sind?»
«Welche anderen?»
«Er ist bestimmt nicht allein da drüben», erwiderte Thomas. Er nahm an, dass der Müller und seine Familie verschwunden waren, denn das Schott war heruntergelassen und das Mühlrad stand still, aber die Belagerer hatten gewiss nicht nur einen Mann abgestellt, den Schleichweg über das Wehr zu bewachen. Wahrscheinlich waren sie mindestens zu zehnt. Natürlich konnte er den ersten abschießen, das war kein Problem, aber dann würden die anderen vom Eingang und von den beiden Fenstern, die auf den Fluss hinausgingen, zurückschießen, und damit wäre es vollkommen unmöglich, das Wehr zu überqueren. Er starrte lange hinüber und dachte nach, dann kehrte er zu Philin und den anderen coredors zurück, die ein Stück hangaufwärts im Schutz der Bäume warteten. «Ich brauche Feuerstein und Stahl», sagte er zu Philin.
Da die coredors oft auf Wanderschaft waren und jeden Abend Feuer machen mussten, besaßen mehrere der Frauen Feuerstein und Stahl, doch eine von ihnen hatte zusätzlich einen Lederbeutel mit Schwarzpulver. Thomas dankte ihr und versprach ihr eine Belohnung für das kostbare Pulver, dann ging er ein Stück flussabwärts, verschwand aus dem Blickwinkel des Wachmanns. Er und Geneviève suchten den Waldboden nach kleinen Zweigen und frischgefallenen Kastanienblättern ab. Da er ein Stück Schnur brauchte, zog er einen Faden aus dem Hemd, das Geneviève unter ihrem Kettenpanzer trug. Dann schichtete er die Zweige auf einen flachen Stein, streute großzügig von dem Pulver darüber und gab Geneviève Feuerstein und Stahl. «Aber zünde es noch nicht an», sagte er. Er wollte nicht, dass
Weitere Kostenlose Bücher