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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Strafe dafür, dass er das grüne Glasgefäß zerbrochen hatte, doch dann erinnerte er sich, dass der Abbé ihn schon lange vor dem Fund des Kelchs vor der Krankheit gewarnt hatte. Er sah, wie ein Mann, in ein blutgetränktes Laken gehüllt, auf die Hauptstraße taumelte und zu Boden fiel. Dann rührte der Mann sich nicht mehr, und es sah aus, als wäre er bereits in sein Leichentuch gehüllt.
    «Was in Gottes Namen geht hier vor?», fragte d’Evecque und bekreuzigte sich. «Hast du so etwas schon mal gesehen?»
    «Das ist Gottes Zorn. Er bestraft uns.»
    «Wofür?»
    «Dafür, dass wir leben», sagte Thomas verbittert. Er hörte Klagerufe und sah die Leute aus der Stadt fliehen.
    «Bete, dass es schneit», sagte d’Evecque. «Ich habe schon öfter bemerkt, dass Schnee Krankheiten zum Stillstand bringt. Keine Ahnung, warum.»
    «Hier schneit es nicht», erwiderte Thomas.
    Geneviève trat zu ihnen, den goldenen Kelch noch in der Hand. «Ich habe das Feuer geschürt», sagte sie. «Es scheint den Kranken zu helfen, sie mögen die Wärme. Jetzt brennt es schön kräftig.» Sie deutete auf den Rauch, der aus dem Abzug an der Seite des Turms aufstieg. Thomas legte den Arm um sie und suchte argwöhnisch nach Anzeichen der Seuche, doch ihre blasse Haut war makellos. Sie standen bei den Zinnen und sahen in der Ferne, wie der neue Graf von Berat den Rest seiner Soldaten Richtung Norden führte. Er blickte sich nicht um, sondern ritt, als sei der Teufel hinter ihm her.
    Vielleicht war er das sogar, dachte Thomas, und hielt Ausschau nach seinem Vetter, doch er war offenbar nicht unter den Reitern. Ob es Guy auch erwischt hatte?
    «Ist die Belagerung jetzt vorbei?», überlegte d’Evecque laut.
    «Nicht wenn mein Vetter noch lebt.»
    «Wie viele Bogenschützen haben wir?»
    «Zwölf, die noch imstande sind, eine Sehne zu spannen», sagte Thomas. «Und wie viele Soldaten?»
    «Fünfzehn.» D’Evecque zog eine Grimasse. Der einzige Trost war, dass keiner von der Garnison auf den Gedanken kommen würde zu fliehen, denn die nächsten englischen Truppen waren weit weg. Einige der coredors waren verschwunden, als Philin ihnen gesagt hatte, dass die Belagerer die Burg nicht länger bewachten, aber Thomas bedauerte den Verlust nicht. «Was machen wir jetzt?», fragte d’Evecque.
    «Hierbleiben, bis unsere Kranken wieder auf die Beine kommen – oder sterben», erwiderte Thomas. «Dann brechen wir auf.» Er konnte Männer wie Jake nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Das Mindeste, was er tun konnte, war, ihnen bei ihrer Reise in den Himmel oder in die Hölle beizustehen.
    Dann sah er, dass diese Reise in die nächste Welt womöglich schneller bevorstand, als sie gedacht hatten, denn am Fuß der Hauptstraße versammelten sich Soldaten. Sie trugen Schwerter, Äxte und Schilde, und ihre grimmigen Mienen konnten nur eines bedeuten. «Sie wollen den Gral.»
    «Gütiger Jesus, dann gib ihnen das Ding», drängte d’Evecque. «Gib ihnen den Scherbenhaufen.»
    «Glaubt Ihr wirklich, dass sie sich damit zufriedengeben?»
    «Nein.»
    Thomas beugte sich über die Zinnen. «Bogenschützen!», brüllte er, dann lief er hinunter, um Kettenhemd und Schwert anzulegen und seinen Bogen und das Pfeilbündel zu holen.

    Dreiunddreißig Ritter und Soldaten kamen die Straße herauf. Die führenden zwölf, zu denen Guy Vexille gehörte, trugen die Pavesen, die eigentlich für die Armbrustschützen vorgesehen waren, doch von denen waren nur noch sechs übrig. Guy hatte ihnen befohlen, hinten zu bleiben und im Abstand von zehn Schritt zu folgen, sodass die riesigen Schilde, jeder einzelne übermannshoch, jetzt seine Soldaten schützten.
    Sie rückten nur langsam vor, da sie die schweren Schilde in einer dichten, gleichmäßigen Wand über das Pflaster schieben mussten, damit kein Pfeil darunter hindurchfliegen und einen Fußknöchel treffen konnte. Guy Vexille wartete auf den dumpfen Knall der Pfeile, die sich in das Holz bohrten, begriff dann jedoch, dass Thomas entweder alle seine Bogenschützen verloren hatte oder, was wahrscheinlicher war, auf den Augenblick wartete, wenn die Pavesen gesenkt wurden.
    Sie schoben sich durch eine Stadt der Sterbenden und Toten, eine Stadt, die nach Feuer und Ausscheidungen stank. Mitten auf der Straße lag ein Toter, in ein mit Kot beschmiertes Laken gehüllt. Sie stießen ihn mit Fußtritten beiseite und marschierten weiter. Die Männer in der zweiten Reihe hielten die Schilde über ihre Köpfe, um die ersten drei

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