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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Reihen vor Pfeilen zu schützen, die von der Spitze des Burgturms abgeschossen wurden, doch nichts geschah. Guy fragte sich, ob womöglich alle in der Burg tot waren. Er stellte sich vor, wie er durch die leeren Säle schritt, einem Ritter der alten Sagen gleich, ein Gralssucher, dessen Schicksal sich erfüllte, und er erschauerte vor Wonne bei der Vorstellung, wie er die heiligste aller Reliquien an sich nahm. Dann erreichte der Trupp den offenen Platz vor der Burg, und Guy ermahnte seine Männer, dicht beieinander zu bleiben und die Mauer aus Schilden geschlossen zu halten, während sie über den Schutthaufen hinwegstiegen, den Höllenfeuer hinterlassen hatte. «Jesus ist unser Gefährte», sagte er. «Gott wacht über uns. Wir können nicht verlieren.»
    Die einzigen Geräusche waren die Schreie der Frauen und Kinder in den Straßen, das Scharren der Pavesen und das Klirren eisenbeschuhter Füße. Guy Vexille schob einen der schweren Schilde ein Stück beiseite und erspähte eine improvisierte Barrikade in der Mitte des Innenhofs, aber er bemerkte auch einige Bogenschützen, die auf den Stufen des Burgturms standen. Einer dieser Männer spannte die Sehne, und Guy schloss hastig den Spalt zwischen den Schilden. Der Pfeil donnerte mit überraschender Wucht gegen die Pavese, und als Guy den Kopf hob, sah er zu seinem Erstaunen, dass die Spitze mehr als eine Handbreit durch das Holz gedrungen war, obwohl die Pavesen doppelt so stark waren wie normale Schilde. Weitere Pfeile kamen, ihr dumpfes Knallen wie ein unregelmäßiger Trommelschlag, und die schweren Pavesen erzitterten unter dem Aufprall. Ein Mann fluchte, weil einer der Pfeile sich durchs Holz gebohrt und ihm die Wange aufgeschlitzt hatte, doch Guy ermahnte seine Männer zur Ruhe. «Bleibt dicht beieinander», sagte er, «und geht langsam. Wenn wir das Tor hinter uns haben, steuern wir auf die Barrikade zu und reißen sie ein. Dann greift die vorderste Reihe die Bogenschützen an. Bleibt hinter den Pavesen, bis wir die Stufen des Turms erreicht haben.» Sein eigener Schild schlug gegen einen Stein. Er hob das schwere Holzgebilde ein Stück an, um über das Hindernis hinwegzukommen, und prompt donnerte ein Pfeil in den Schutthaufen, nur einen Fingerbreit an seinem Fuß vorbei. «Bleibt zusammen», sagte er zu seinen Männern. «Bleibt zusammen. Gott ist mit uns.» Der obere Rand seiner Pavese kippte, von zwei Pfeilen getroffen, nach hinten, doch Guy stemmte sie wieder aufrecht und bahnte sich Schritt für Schritt seinen Weg. Immer wieder zuckten Schilde, wenn die Männer die Wucht der Pfeile abfangen mussten. Immerhin schienen keine Bogenschützen auf der Brustwehr zu sein, denn die Pfeile kamen nicht von oben, nur von vorn, wo die Pavesen einen guten Schutz boten. «Bleibt dicht beieinander», mahnte Guy erneut, «und vertraut auf Gott.» Da stürmten plötzlich d’Evecques Soldaten aus dem Schutz der Burgmauer und griffen unter wütendem Geheul an.
    D’Evecque hatte gesehen, dass die Angreifer sich hinter den Pavesen versteckten, und da er vermutete, dass sie hinter den riesigen Schilden nicht viel sehen konnten, hatte er an einer Seite eine Bresche in die Barrikade gerissen und sich mit zehn Mann direkt an der Burgmauer aufgestellt, und als Guy mit seinen Männern durch das Tor kam, griff d’Evecque an. Es war dieselbe Taktik, die er schon gegen Joscelyns Truppe angewandt hatte, nur ein wenig abgewandelt. Sie würden von der Seite angreifen, um die Schutzmauer aus Schilden einzureißen, und sich dann sofort hinter die Barrikade zurückziehen, während die Bogenschützen den Rest übernahmen. Immer wieder hatte er seinen Männern dieses Vorgehen eingebläut, und zunächst schien auch alles nach Plan zu verlaufen. Der Angriff überraschte die Eindringlinge, sodass ihre geschlossene Reihe aufbrach. Ein englischer Soldat, ein wilder Kerl, der nichts so sehr liebte wie einen ordentlichen Kampf, spaltete mit seiner Axt einen Schädel, während d’Evecque einem anderen Mann sein Schwert in die Leiste stieß. Instinktiv wandten sich die Pavesenträger der Gefahr zu, und damit öffneten sie ihre linke Seite den Bogenschützen auf der Treppe.
    «Jetzt!», rief Thomas, und die Pfeile flogen.
    Guy hatte dies zwar nicht vorausgeahnt, aber er reagierte schnell. In der hintersten Reihe war ein Mann namens Fulk, ein Normanne, treu wie ein Hund und unerbittlich wie ein Adler. «Halte sie auf, Fulk!», brüllte Vexille. «Die erste Reihe folgt mir!» Ein Pfeil war von

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